Abgangsfehler

Abgangsfehler

der Geschosse aus schwingenden Läufen

Hallo Herr Möller,

Ihre Flitzer heute auf dem Stand: 3 cm Streuung auf 100 m, bei 50m fast Loch in Loch - bin sehr zufrieden.

Doch zeigte meine restlichen RWS Hit (Nickel) rund 5 cm (Streukreis auch zusammen). Dann schoß ich noch GMX Kupfergeschosse hinterher ebenfalls Linksdrift. Das kann ich mir nicht erklären. Höhere oder tiefere Trefferlagen sind ja klar. Aber so? Haben Sie eine Erklärung?

Waidmannsheil, Ralf Brückner, 31. Mai 2020 16:45

Ja Herr Brückner,

lies Carl Cranz Gewehrlaufschwingungen und Ladungsleiter. Verstanden? Nein? Na gut, dann stelle ich Ihnen hier noch mal kurz die Ursachen für Abgangsfehler, denn um solche handelt es sich hier, dar:

Erstens: Ein Gewehr verteilt seine Massen nicht ebenmäßig um die Laufseele, sondern anders. Sein Schwerpunkt liegt abseits der Laufseele.

Zweitens: Der Gewehrlauf kann (und wird im Schuß) schwingen. Seine Eigenfequenzen liegen im Kilohertzbereich, seine vielfachen Oberwellen entsprechend höher.

Drittens: Eine Patrone im Lauf zu zünden schießt Geschoß- und Pulverschwadenmasse vor, stößt gleichzeit das träge Gewehr zurück (Rückstoß). Das Geschoß durchläuft den Lauf in etwa einer Millisekunde.

Was folgt daraus?

Viertens: Weil die Massen nicht ebenmäßig (symmetrisch) um die Laufseele verteilt sind, stößt im Schuß die Beschleunigung das Gewehr nicht genau entlang der Laufseele zurück, sondern (im Winkel) schräg dazu. Wie genau ergibt sich aus der assymmetrischen Massenverteilung.

Fünftens: Der Abstand zwischen der Laufseele und dem abseitigen Schwerpunkt bieten dem Rückstoß einen Hebel. Der Rückstoß dreht über diesen Hebel das Gewehr um seinenSchwerpunkt.

Sechstens: Diese Drehung verbiegt im Schuß den Lauf krumm.

Siebtens. Der  stählerne Lauf selbst kann mit Masse und Rückstellkräften schwingen (wie ein Stimmgabel). Der Schuß regt durch die Drehung den krumm gebogenen Lauf zu schwingen an.

Carl Cranz rechnete in  Gewehrlaufschwingungen bereits im neunzehnten Jahrhundert vor, welche Schwindunge auftreten (könne). Wir müssen das nicht im Einzelen genau wissen.

Achtens: Zeitlich biegt der außermittige Rückstoß den Lauf im Verhältnis zu seinen festen Eigenschwingungen langsam. So bauen sich während der Geschoßdurchlaufzeit am Lauf Schwingungsbäuche und -knoten auf. Gemeinsam betrachtet, nenne ich das Geschehen „Schwingungszoo“. Wenn das Geschoß die Laufmündung verläßt, zeigt diese nicht in Richtung der ruhenden Laufseele sondern je nach der Summe aller angeregter Eigenschwingungen und der vom Rücktoß erzwungenen Laufbiegung in eine andere Richtung. Weiterhin gint der schwingende Lauf demGeschoß noch ein kleine nBewegunga us diesen Schwingungen mit. Gemeinsam betrachtet nent man diesen Schubs Abgangsfehler

Zusammenfassung

Ungleiche Massenverteilung, vom Rückstoß gebogener und zu Eigenschwingungen angeregter Lauf schubsenen das Geschoß beim Verlassen des Laufes aus der Laufseelenrichtung in eine uns in der Regel vorher nicht bekannte, davon im kleinenWinkel abliegende Richtung. Erst dann (mit dem frei fleigenden Geschoß) beginnt die Außenballistik, die Sie vermutlich oben mit „Höhere oder tiefere Trefferlagen sind ja klar.“ meinten.

Wohin (Winkel) aus einem eingeschossen Gewehr bekannter Trefferlage eine andere Munition schießt, ist vorher volkommen unbekannt. Das kann links sein, ds kann rechts sein, das kann oben sein, das kann unten sein und in selten Fällen kann das auch gleich sein (nur bei meiner Dreifaltigkeit)

Ausblick

 Änderungen innerhalb an sich gleicher Munition wie kleine Ladungs-, oder Temperaturschwankungen, verschiedene Reibung im Lauf usw. usf. führen zu klein Trefferwanderungen. Wir nennend das zu streuen.  Solche Streuungen mit einem geissenKniff einzuhegen istder Zweck einer Ladungsleiter zu schießen.

Waidmasnheil, Lutz Möller, Pfingsten 2020

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