Für die ballistische Kleinarbeit findet jeder Schütze im Netz den Außenballistikrechner. Der sagt mit bekanntem BC und V0 die Bahn aller Geschosse vorher. Falls die Werte jedoch nicht bekannt seien, errechnet der Rechner ggf. aus Herstellerangaben oder eigenen Messungen B.C. und Verzögerungsbeiwert b. Damit fertigt er Schußtafeln für alle Fälle. Ist damit schon alles vorherbestimmt? Nein! Der Wind ist die eigentliche Unbekannte beim Langstreckenschießen. Den Wind zu ,,lesen“ ist die Kunst, die dem Sport würzt. Um chancenreich anzutreten, wird der Schütze seine geeignete Ausrüstung (Patrone, Geschoß) also nach ihrer Fähigkeit, der Winddrift zu trotzen, wählen müssen.
Ermittele B.C. und Verzögerungsbeiwert b
Weite Schüsse 5, Bild 1, B.C. Berechnung
Oft nennen Hersteller für Patronen Schußtafeln, ohne weitere Angaben zu machen. Wenn dem Schützen die Tafeln nicht ausreichen, war er bisher am Ende. Das ist nun anders. Hier hilft der Außenballistikrechner weiter. Sollen B.C. oder Verzögerungsbeiwert b eines unbekannten Geschosses bestimmt werden, trage im hellgrauen b - Block jeweils Meßwerte, oder Herstellerangaben, möglichst im oberen Überschallbereich zweier Weite-und-Schnelle-Paare (v1, x1) und (v2, x2) ein. Drücke den BC,ß/Schnelle!-Knopf. BC und b werden dann nach Gleichung (8) berechnet.
Je nachdem ob bei den Nimm Knöpfen ,,ß“, ,,bc“, oder ,,gemessen“ steht, verarbeitet der Außenballistikrechner dann die eben gewählten Werte als Eingaben für die Bahn weiter. Der hellgraue Block arbeite selbstständig vor dem Bahnprogramm.
Damit ist also endlich möglich aus Katalogdaten den B.C. und den Verzögerungsbeiwert b zu gewinnen, um daraus dann eigene Schußtafeln daraus zu errechnen. Der Außenballistikrechner befreit den Schützen also von den herstellerseitigen Beschränkungen.
Die Exponenten ni des allgemeinen Luftwiderstandgesetzes (7) Cw = ai · v ni kennen wir aus Erfahrung, falls wir ihn nicht einzeln errechnen wollen. Dazu sind im hellgrauen b - Block bei n die Knöpfe rund spitz und Haack mit den entsprechenden Werten rund = 0,4, spitz = 0,5 und Hack = 0,6 auzuwählen. Spitz ist mit n = 0,5 (d’Antonioni) voreingestellt und paßt für alle echten Langstreckengeschoße gut genug, um sich weitere Feinheiten schenken zu können. Die erreichbaren Verbesserungen gegenüber den Mayewski-Tabellen sind groß genug.
Als Beispiel B.C. und b zu ermittteln nehmen wir von RWS zwei .308 Win. Ladungen mit den genannten Vx
.308 Win Lauf Weite 0 m 50 m 100 m 150 m 200 m 250 m 300 m ß BC
MS 10,9 g 60 cm V[m/s] 800 769 739 710 681 653 626 1301 0,512
MS 12,3 g 65 cm V[m/s] 750 724 699 674 650 626 603 1496 0,596
Die zu 0 und 100 m passenden x0 und x100 und V0 und V100 Eingaben, ergeben dann die fettgedruckten Werte. Als Exponent n paßt 0,4 zu den RWS Tafeln. Damit erkennen wir schon, die Geschosse sind nicht so windschlüpfrig. Jedenfalls lassen sich nun für alle Bereiche eigene Schußtafeln erzeugen. Das ist doch was! Nehmen wird das 12,3g Geschoß und erhalten für 500 m Fleck folgende Tafel:
Geschoßflug
V0: 750 m/s, BC: 0.592, ß: 1461, Höhe: 0 m , Wind: 4 m/s, Zielgröße: 10 cm
Weite [m]
Schnelle [m/s]
Bahn [cm]
Windbahn [cm]
Fleck- klick
Wind- klick
Zeit [s]
0
750
-4.5
50
725
25.4
5
13.5
0.9
0.068
100
700
50.5
9
13.8
1.9
0.138
150
675
70.2
12
17.5
2.9
0.211
200
651
84
13.9
22.3
3.9
0.286
250
628
91.2
14.7
27.9
0.365
300
605
91.1
14.4
34
6.1
0.446
350
583
82.9
12.8
40.7
7.2
0.53
400
561
65.7
9.9
47.9
8.4
0.618
450
540
38.4
5.7
55.8
9.6
0.709
500
519
64.3
10.9
0.804
Wind
Weite Schüsse 5, Bild 2, Der irische Seemann Admiral Sir Francis Beaufort
Der irische Seemann Admiral Sir Francis Beaufort überlegte, wie man in der freien Natur die Windstärke schätzen könne. Er schuf um 1806 Merkmale, die Windgeschwindigkeit zu beurteilen. Seine Merkmale sind die Windstärken in Beaufort (bft):
m/s
km/h
kn
Bezeichnung
Wirkungen
0 - 0,2
< 1
1
0,3 - 1,5
1 - 5
1 - 3
2
1,6 - 3,3
6 - 11
4 - 6
3
3,4 - 5,4
12 - 19
7 - 10
4
5,5 - 7,9
20 - 28
11 - 16
8,0 - 10,7
29 - 38
17 - 21
6
10,8 - 13,8
39 - 49
22 - 27
7
13,9 - 17,1
50 - 61
28 - 33
8
17,2 - 20,7
62 - 74
34 - 40
20,8 - 24,4
75 - 88
41 - 47
10
24,5 - 28,4
89 - 102
48 - 55
11
28,5 - 32,6
103 - 117
56 - 63
32,7 - 36,9
118 - 133
64 - 71
Der Franzose Didion wagte einen ersten Versuch Geschoßwinddrift vorherzusagen. Sofern
fand er mit Winddrift wdr, Windgeschwindigkeit vw, Flugzeit t, Schußweite x, Mündungsgeschwindigkeit v0 die Abhängigkeit wie folgt:
Winddrift nach Didion (18)
Die 1. Voraussetzung ist sicherlich falsch. Weiter unten folgt die richtige Lösung. Aber grundlegende Erkenntnisse lassen sich aus der einfachen Formel leichter, als aus der komplizierteren richtigen Lösung, die erst sehr viel später entdeckt wurde, gewinnen.
Nach Didion wächst die Winddrift mit dem Wind. Das war zu erwarten. Was bedeutet die Klammer? Es gilt Weg / Schnelle = Zeit, oder x/v0 = t0, oder die Flugzeit bei unverminderter Mündungsgeschwindigkeit. Die Klammer setzt also die wahre Flugzeit in Luft t in Beziehung zur möglichen Flugzeit t0 ohne Luftwiderstand. Der Unterschied ist die Verzögerung. Ihre Größe ist Windgeschwindigkeit mal Verzögerungszeit. Deshalb wird die Didionformel für die Winddrift auch Verzögerungstheorie genannt. Ihre zwei wesentlichen Lehren heißen:
Nach Didion sucht sich der kluge Langstreckenschütze in Freiluft bei Wind und Wetter am besten ein aus zwei Gründen möglichst wenig gebremstes Geschoß. Lange flächenlastige Geschosse schieben wuchtiger gegen den Luftwiderstand. Für ein bestehendes Kaliber nimm also das längste, sprich schwerste Geschoß. Das gilt aber nur innerhalb eines Kalibers, nicht darüber hinaus. Schwere Geschosse in größeren Kalibern können durchaus kleinere Flächenlasten q aufweisen. Nicht auf die Masse allein kommt es an, sondern auf die Masse m je Fläche A, nämlich q = m/A.
Allein ein Geschoß lang und schwer zu wählen, hilft zwar gegen Verzögerung. Jedoch bestimmt neben der Querschnittsfläche A die Geschoßgestalt den Luftwiderstand mit. Also wähle von den möglichen schweren Geschossen jenes mit dem besten Luftwiderstandsbeiwert Cw. Der wird von den Herstellern zwar nicht angegeben, doch kann er mit hinreichender Genauigkeit für die üblichen Langstreckengeschoße mit dem Luftwiderstandrechner Ballistik/Luftwiderstand.html berechnet werden. Das mag umständlich erscheinen. Da die Didion’sche Winddriftberechnung auf die Verzögerung abstellt, erscheinen der Verzögerungsbeiwert b oder deren antiker Vorfahr B.C. besonders handlich, geradewegs Geschosse bezüglich ihrer Windempfindlichkeit zu vergleichen. Aus dem bisher gesagten gilt
Je größer der Verzögerungsbeiwert b oder BC, desto weniger driftet das Geschoß im Wind.
Bei Didion kommt die Mündungsgeschwindigkeit noch nicht vor. Tatsächlich spielt sie aber sehr wohl eine Rolle. Die Winddrift ist mit Schußweite x, Mündungsgeschwindigkeit vo, Verzögerungsbeiwert ßo, und Bahnexponent n:
Winddrift (x) (19)
Die Winddrift nimmt nach (19) mit doppelter V0 ab. Also wäre ein besonders langes = schweren UND schnelles Geschoß unser Wunschbündel aller möglichen Glückseligkeiten. Leider gibt’s im Leben nichts umsonst. Aus einer bestimmten Patrone verschossen, kosten flächenlastigere Geschosse Mündungsgeschwindigkeit. Klar kann das selbe 9 g 6,5 mm Geschoß aus einer 6,5x55 Schwedenmauser nicht so schnell wie aus einer 6,5-284 Norma, 6,5x65 RWS oder gar der riesigen 6,5x68 verschossen werden. Aber zunächst beschränken wir uns für verschiedene Geschosse desselben Kalibers auf eine vorhanden Patrone, nicht alle möglichen.
In der Winddrifttafel taucht eine möglich, jedoch noch nicht verwirklichte Patrone auf, die 7-9,3x64 Brenneke (Arbeitstitel 7 mm Dynamit). Genau wie meine 8,5x64 zur Jagd auf Großwild ist die neue 7 mm eine am Hülsenmund eingewürgte, am Leib aufgeblasene 9,3x64 Brenneke von 1927. In gewöhnlichen Mittelsystemen mit 84 – 87 mm Magazinlänge bringt die 13 mm Patrone erheblich mehr Pulverraum, als herkömmliche 12 mm Hülsen. Etwa 5g Pulver lassen sich hineinstopfen. Gegenüber den dünneren 12 mm Hülsen mit bis zu 3,9g Ladung sind das 28% mehr Treibmittel, ohne ein Magnumsystem zu benötigen. Die 9,3x64 Brenneke ist ein wirklich kompaktes Kraftpaket, deren Möglichkeiten leider kaum ausgeschöpft werden. RWS stellt wettbewerbstaugliche 9,3x64 Hülsen hervorragender Güte her, aus denen sich die 7 mm Dynamit einwürgen und ausblasen läßt.
Die Abhängigkeiten zwischen Geschoßmasse, Pulverladung, Mündungsgeschwindigkeit und letztlich Winddrift sind nicht mehr offensichtlich. Den Überblick zu gewinnen hilft die wesentlichen Patronen-Geschoß-Windrift-Bündel in eine Tafel zu schreiben. Dazu werden Hartmut Brömel’s QuickLoad und der Außenballistikrechner mit Daten gefüttert. Sie ergeben folgende Winddrifttafel.
Winddrift
[g]
600
800
1000
48,60
1,016
2772
3,8
15,9
37,2
68,9
112,5
10,50
0,625
1560
958
1,2
10,6
38,6
87,2
161,9
16,20
0,675
1861
905
5,0
21,3
51,0
96,8
162,4
0,662
1835
915
21,4
51,3
97,5
163,7
9,00
0,620
1752
951
5,1
21,7
52,1
99,5
167,9
8,00
0,547
1561
970
5,6
24,2
58,8
113,6
194,3
12,70
0,557
1558
932
5,9
25,3
61,4
118,6
202,8
7,00
0,478
1396
1016
6,1
26,3
64,6
126,4
219,6
6,80
0,530
1416
850
7,2
31,0
75,9
148,2
256,8
10,00
0,508
1365
860
7,4
31,9
78,6
154,2
268,8
12,00
0,521
1352
802
8,0
34,6
85,3
167,6
292,6
0,467
1262
870
7,9
86,0
170,6
301,5
5,80
0,420
1122
9,2
40,8
103,0
208,5
378,2
4,99
0,362
1004
2,7
29,5
90,8
399,1
10,10
0,377
1026
881
9,8
44,0
112,6
232,0
432,0
4,47
0,305
858
942
4,2
37,6
116,0
268,7
558,2
0,230
622
17,6
257,2
663,5
1888,4
3,24
0,189
573
1095
8,4
64,3
219,7
647,0
2461,1
Weite Schüsse 5, Bild 3,
Hornady A-Max, Werkbild
Was lernen wir aus der Winddrifttafel? Je größer der BC, bzw. der Verzögerungsbeiwert b, desto weniger driften die Geschosse im allgemeinen ab.
Die Geschwindigkeit spielt dagegen keine so deutlich erkennbare Rolle. Aus ein und derselben Patron verschossen, sehen wir am Beispiel der .338 Lapua Magnum, liegt das langsamere Scenar mit dem größeren BC knapp vor dem schnelleren Lockbase gleichen Gewichtes. Bei der 7,62x51 NATO hingegen liegt das schneller 10 Scenar mit dem kleineren BC vor dem langsameren 12g Scenar, allerdings weit hinter dem 8,5 mm Scenar aus der .338" Lapua Magnum abgeschlagen. Die Drift ist nicht so einfach vorherzusagen. Man muß also rechnen.
Ganz vorn liegt mit der .50 BMG eine amerikanische Überlebensform eines ausgestorbenen deutschen Fossils, der 13 mm Mauser Panzerbüchsenpatrone. Sie verschießt immerhin 12,95 mm Geschosse erheblicher Länge. Dazu das sekantogive Hornady A-Max im Werkbild. Bei 800 m/s halten die gut, ohne zu platzen. Im Bild ist bei dem größeren rechten Geschoß mit der Aluminiumspitze für die .50 BMG der Sekantenknick vom Schaft zu erkennen. Die kleinkalibrigeren A-Max sind mit Kunststoffsitze versehen. Bei 4 m/s Querwind wird so ein großes 13 mm Geschoß auf 1 km immerhin noch über einen Meter seitlich weggeweht. Den Krach und Rückstoß auszuhalten ist nun nicht jedermanns Sache. Auch das große und damit schwere Gerät zu schleppen mißfällt.
Muß für kleinste Winddrift denn unbedingt das größte Kaliber verschossen werden? Dann würde der Wunsch nach der Panzerkanon aufkommen (die fährt selbst). Nein! Schon auf dem zweiten Platz findet sich eine Mittelpatrone, die ungebaute 7-9,3x64 Brenneke oder 7 mm Dynamit (Dynamit, weil die Rheinisch Westfälischen Sprengstoffwerke, RWS zu Dynamit Nobel AG gehören – RWS heißt also nicht ,,Real Wonderful Shooting, wie manche begeisterte Engländer prahlen). Ein aus besagtem Kraftpaket aus einem gewöhnlichen Gewehr (kein langer Magnumverschluß) locker auf 958 m/s beschleunigtes 10,5g 7 mm A-Max driftet bei gleichem Querwind in 1 km 161,9 cm ab, etwa gleichauf mit dem 16,2g 8,5 mm Scenar aus der dicken .338 Lapua Magnum. Nun sind die Scenargeschoße Tangentialogiven, während die A-Max Sekantogiven sind. In diesem Vergleich liegt das schnellere Geschoß knapp vorn, oder besser gesagt gleichauf. Was kümmern einige Zentimeter.
Nach den bei gut 1,6 m abdriftenden Geschossen aus 7 mm Dynamit und .338 LM folgt bereits das 6,5 mm 9 g Scenar aus der 6,5x65 RWS. Die ist als Wettbewerbspatrone zwar weniger, als die nur etwas kleinräumigere 6,5-284 Norma, bekannt, aber von den Maßen für die Scenargeschoße geradezu ideal geschaffen. Die Angloamerikaner kennen die ähnliche 6,5-06 schon lange. Da der Rand der halbzölligen, kurzen 6,5x284 hinterschnitten ist, neigt die eher als die 12 mm bödige 6,5x65 RWS bei Höhem Gasdruck die Zündhütchen zu schmeißen. Außerdem ist bei der 6,5x65 der zylindrische Führungsteil im Kegel mit 6,71 mm min. enger als 6,72 mm min. bei der 6,5-284 Norma. Deshalb werden die 6,71 mm Scenar in der 6,5x65 saugend schmatzend geführt, statt wie in der 6m5-284 zu klappern.
Ladungsdichte
Gelegentlich wird behauptet, der das Pulver brenne in steilschultrigen Hülsen besser, als in sich sanft verjüngenden Hülsen an. Gründe werden nicht genannt. Zunächst bestimmt das Zündhütchen, wie das Pulver angezündet wird. Je nach Hersteller und Art beherbergt es mehr oder weniger Zündmasse, die mehr oder weniger Zündflamme erzeugen. Magnumzündhütchen liefern mehr Zündgas als gewöhnliche. Die meisten Handlader übersehen allerdings einige wichtige Gaseigenschaften, bei ihren Betrachtungen. Mit dem Druck p, der absoluten Temperatur T und dem Volumen V gilt die
Allgemeine Gasgleichung
(20)
Sie bedeutet, eine bestimmte sich ausdehnende Gasmenge verliert Druck. Den vom selben Gase eingenommenen Raum zu mindern, erhöht den Druck hingegen. Außerdem kühlen sich ausdehnende Gase ab. Was bedeutet das nun für die Anzündung? Um das zu verstehen müssen wir wissen das Pulver benötigt eine gewisse Anzündtemperatur. Im weiteren brennt Pulver umso schneller, je größer der es umgebende Druck ist. Nachdem das Zündhütchen eine bestimmt Menge Gas mit einem gewissen Energiegehalt (Wärme) liefert, tritt das Zündgas, oder die Zündflamme durch das Zündloch in den Pulverraum. Dort befinden sich Pulverkrümel und Zwischenräume. Das Pulver läßt sich vom Gasdruck kaum zusammendrücken, wirkt also wie ein Festkörper.
Für die Anzündung ist der Zwischenraum bemerkenswert. Selbst wenn die Hülse zu 100% gefüllt ist, ist zwischen den Krümeln noch Platz. Der kann erheblich sein. Je nach Gestalt und Anordnung können um die 30% leer sein. Nehmen wir als Beispie Kugelpulver
Dichteste Kugelpackungen
In der Ebene liegen gleich große Kreise dicht aneinander in dem jeder Kreis mit sechs Nachbarn berührt. Genau so packen gleich große Kugeln, die auf einer Ebene zusammen liegen, dicht. Kugeln packen räumlich dicht, wenn solche Schichten aufeinander liegen und dabei die Vertiefungen zwischen den Kugeln einer Schicht füllen. Bei der dritten Schicht können die Kugeln genau über denen der ersten Schicht liegen oder an den Stellen, an denen bei beiden Schichten Lücken sind. Man kann damit beliebig fortfahren. Die Packungsdichte ist immer die gleiche und größte erreichbare. Bei Kristallen gibt es zwei wichtige Formen:
Weite Schüsse 5, Bild 4, Norbert Treitz, dichteste Kugelpackung
Eine dichteste Kugelpackung füllt nur 74% Raum. Der Zwischenraum ist Luft. Luft in die sich die Zündflamme ausdehnt und dabei abkühlt. Beide Erscheinungen sind schlecht, denn die Flamme soll heiß sein und hoch drücken. Röhrchenpulver wie die französischen SNPE Vectan Tubal mit großem Innendurchmesser bieten besonders viel Leeraum, lassen also keine Höhen Ladedichten zu.
Ob wir allerdings die Hülse zu 100% füllen, odder leicht auf 105% stopfen, oder eine Mindestladung bei 90% wählen, verändert das Anzündvolumen erheblich. Dementsprechend brennt das Pulver einer Stopfladung auch leichter und damit vorhersagbarer, oder bei einer Mindestladung schwerer, und damit ungleichmäßiger an. Die ladungsdichtenbedingten Einflüsse bestimmen die Anzündung weit mehr als Zündhütchen oder Hülsengestalt.
Die Erfahrung sagt, vollgestopfte Hülsen bei höchstem Gasdruck liefern die gleichmäßigsten Mündungsgeschwindigkeiten, also die geringsten Standardabweichungen. Gleichmäßige V0 will der Schütze. Also soll er dementsprechend laden. Die allgemeine Gasgleichung (20) liefert die Erklärung für gut angezündetes Pulver:
Gute Zündung: Höchste Packungsdichte einschließlich gepreßter Pulverkrümel mindern den Entspannungsraum der Zündflammen auf das geringstmögliche Maß. Damit behält die Zündflamme so viel Temperatur und Druck, wie möglich. Beide bürgen für zügig und gleichmäßig angezündetes Pulver.
Kurz und dick oder lang und schmal?
Hülsen neuerdings eher kurz und dick statt lang und schmal zu fertigen ist eine Modeerscheinung. Weil das Pulver verhältnismäßig viel langsamer anbrennt und Druck entwickelt, als die Zündflamme benötigt die Pulveroberfläche zu umströmen, wird die Anzündung durch einige Zentimeter mehr oder weniger lange Hülsen kaum beeinflußt. Das gilt besonders für Büchsenpatronen mit langsamen Pulvern (MRP, R 905, N160 o. ä.) weniger für Pistolenpatronen mit Scheibenladungen sehr lebhaften Pulvers (P805, R1, N310 o. ä.). Versuche ergaben bei ballistischen Leistungsvergleichen gleichkalibriger aber unterschiedlich geformter Hülsen gleichen Innenraumes keine erkennbaren Unterschiede. Die Wahl bleibt innenballistisch also Geschmackssache. Man kann die dicke Mode mitmachen, muß das aber nicht zwingend, um vorn mitzuschießen.
Ein Nachteil dicker Hülsen liegt darin die Wandstärke des Patronenlagers, bei vorgegebenem Gewindedurchmesser zu schmälern. Der Gasdruck längt im Schuß die Kammer und auch deren Verbindung bis zu den Verschlußwarzen. Der Systemkopf wird auseinadergezogen. Wenn die durch ZF-Schraubenbohrungen oder Rückstoßstellen oder sonstwie wie üblich asymmetrisch ist, verzieht sich die Verbindung. Dann wackelt das System wie der Hund mit dem Schwanz. Solch schwänzelnde System regen den Lauf nun wieder zu schwingen an, tragen also eine Störung hinein. Auch aus dem Grunde ist eine 12 mm 6,5x65 einer 12,7 mm 6,5-284 vorzuziehen. Lange und schmale Hülsen bieten gegenüber kurzen und dicken also Vorteile, selbst wenn die Mode derzeit anders ist.
For a bullet, moving at velocity v, having a yaw angle, the flowfield pressure differences result in a net force which is called the wind force F1. This force seems to apply at the centre of pressure CPW of the wind force, which, for spin-stabilized bullets, is located in front of the centre of gravity CG. The location of the CPW depends on the flowfield conditions and varies as the velocity decreases. Two forces FW and F2, applying at the CG, which mutually neutralize, can be added to the wind force see
For a bullet, moving at velocity v, having a yaw angle, the flowfield pressure differences result in a net force which is called the wind force F1. This force seems to apply at the centre of pressure CPW of the wind force, which, for spin-stabilized bullets, is located in front of the centre of gravity CG. For fin-stabilized bullets the CPW is located behind the CG. The location of the CPW depends on the flowfield conditions and varies as the velocity decreases. Two forces FW and F2, applying at the CG, which mutually neutralize, can be added to the wind force. The forces F1 and F2 form the overturning moment MW
The forces F1 and F2 form a free couple, which is said to be the aerodynamic moment of the wind force or simply overturning moment Mw. This moment tries to rotate the bullet about an axis through the CG, perpendicular to the axis of symmetry of the bullet. The overturning moment tends to increase the angle of yaw.
The force FW, which applies at the CG can be split into a force, opposite to the direction of the movement of the CG (the direction of the velocity vector v), which is called Dragforce FD or simply drag and a force, perpendicular to this direction, which is called Liftforce FL or simply lift.
The drag force FD is the component of the force FW in the direction opposite to that of the motion of the centre of gravity. The force FW results from pressure differences at the bullet's surface, caused by the air, streaming against the moving body. In the case of the absence of yaw, the drag FD is the only component of the force FW:
The lift force FL (also called: cross-wind force) is the component of the force FW in the direction perpendicular to that of the motion of the centre of gravity in the plane of the yaw angle. The lift force is the reason for the drift of a spinning projectile even in the absence of wind.
Source: http://www.nennstiel-ruprecht.de/bullfly/dnload.php
Author: Ruprecht Nennstiel, Pfingstbornstr.33, D 65207 Wiesbaden, Germany
Lutz Möller
Sehr geehrter Herr Möller, laut Ihrer Auskunft wünschen Sie Bestellungen per e-mail. So möchte ich denn 100 Stück des Kupfer-Weitjagd-Geschosses im Kaliber .300" bestellen. Gewicht 11g, Länge 39 mm. Ich möchte bitten, mir die neuen Ausführungen des Jahres 2005 mit tiefer gebohrter Hohlspitze zu senden. (Wie tief ?). Haben Sie ballistische Daten für die .300 WSM mit o.g. Geschoß ? Welche Maximalladungen für welche Pulver ? Welche Geschwindigkeiten und max. Gasdrücke werden erreicht ? Gibt es Erfahrungsberichte speziell hierzu? Besten Dank, ich bin wirklich sehr gespannt und neugierig auf die Ergebnisse mit Ihrem Geschoß. Mit freundlichen Grüßen Dr. D. Englsberger, Sonntag, 26. Dezember 2004 20:09
S. g. Dr. Engelsberger,
was wollen Sie denn damit anfangen? Wir vergleichen mal möglich Flugbahnen zwischen dem 7,62 mm KJG und dem 7,6 mm KWJG aus der .300" WSM mit besten Ladungen aus 65 cm Lauf.
Die Flugbahnen beider Geschosse gleichen sich im Rahmen jagdlicher Genauigkeiten. Allerdings können Sie das KWJG in der .300" WSM nicht mit dem ersten Führband in die Felder setzen. Es wird also klappern. Für die Genauigkeit ist das nicht gut. Die KWJG-Winddrift ist erheblich besser, aber auch beim KJG noch im Rahmen jagdlicher Erfordernisse, da die Tiere ja recht breit sind. Insofern besteht für die .300" WSM kein Grund das KWJG verwenden zu müssen. Der schlechte Sitze des langen Geschosses in der kurzen Patrone spricht sogar dagegen. Das KWJG wurde für pulverstarke Patronen, mit den wirklich weit (deutlich > 300 m) geschossen werden soll, entwickelt, nicht für so kleine Dinger wie die .300" WSM! NAch dem 7,6 mm KWJG wird nicht genügend gefragt, um es laufend zu fertigen. Ich rate Ihnen also zu dem 7,6 mm KJG für ihre .300" WSM. Falls Sie auf dem 7,6 mm KWJG bestehen, müßten Sie mindestens 300 Stück abnehmen.
Waidmansheil, Lutz Möller, 27. Dezember 2004,
Sehr geehrter Herr Möller, besten Dank für Ihre Antwort und Ihre Anregungen. Bitte beantworten Sie mir noch die Frage: Warum kann das 7,6 mm KWJG nicht mit dem ersten Führband in die Felder gesetzt werden? Dazu noch der Hinweis: Meine Büchse verfügt über einen 10-Zoll-Drall, extra deshalb, um schwerere Geschoße mit guter Präzision verwenden zu können. Ist das KJG hierfür nicht zu leicht? Könnten damit nicht infolge Überstabilisierung Präzisionsprobleme auftreten ? Mit besten Grüßen Dr. D. Englsberger, Freitag, 7. Januar 2005 18:32 Lieber Dr. Englsberger,
die .300" WSM-Patrone darf nach CIP 72,64 mm lang sein. Das 7,6 mm KWJG hat ein so lange Spitze, daß das erste Band schon in der Hülse verschwindet, statt im Übergangskegel anzuliegen. Der 254 mm lange Drall ergibt bei 7,83 mm Zug Ø 5,52° Drallwinkel. Damit würde Ihre Waffe das lange KWJG drallstabilsieren. Anders als Viele glauben erfordern nicht schwere Geschosse steilen Drallwinkel, sondern lange. Bei gleicher Gestalt und damit auch Länge fliegen Schwere Geschosse stabiler als leichte Geschosse. Sie können das bei Kneubuehl im Unterschied der leichteren Granaten im Gegensatz zu den Wuchtgeschossen nachlesen.
Lutz Möller KJG haben keine sog. „Präzisionsprobleme”! Schon gar nicht wegen „Überstabilsierung”! Derlei Geschichten werden zu Jagdgeschossen und - waffen immer mal wieder in die Welt gesetzt, ohne daß die Überbringer solcher Hiobsbotschaften in der Lage wären, die zugrundeliegende Ballistik zu verstehen, geschweige denn am Beispiel schlüssig nachzuweisen. Also vergessen Sie den Unsinn am besten. Das 7,6 mm KJG fliegt aus allen üblichen Drallängen in seinem Kaliber stabil und genau. Lesen Sie dazu gern den 341 m Sprinbock und betrachten dabei die 430 - m - Ergebnisse.
Erfahrene Silhouettenschützen wie G. J. Wasser, die im Rahmen ihre Leidenschaft Schafe aus Stahlplatten auf 500 m stehend freihändig beschießen und, wenn auch nicht immer, treffen und umwerfen, berichten, der am Schützen zerrende Wind sei ein viel größere Störung, als die Winddrift des Geschosse selbst (sofern es nicht gerade wie eine Feder weggeweht würde). Vielleicht äußert sich GJW ja mal zu der Sache. Ich werde ihn fragen.
Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen für die .300" WSM das 7,6 mm KJG empfehle, bekommen Sie schon das zu Patrone und Waffe passende Geschoß!
Waidmannsheil, Lutz Möller 7. Januar 2005
Moin Guido, alles Gute wünsche ich Dir für 2005! Untern erwähnte ich einen Deiner Aussprüche. Ich hoffe, ich gab ihn richtig wieder. Hättest du Lust zum praktischen Gewehrschießen ein paar Worte zu Papier zu bringen? Die würden gewiß helfen. Ich stecke mit Entwicklungen im Streß. Ich hoffe, wir werden uns auf der diesjährigen IWA nun wirklich mal die Handdrücken. Gruß Lutz, 21:12 07.01.2005
Lieber Lutz, wünsche Dir auch alles Gute im neuen Jahr. Auf daß Dir möglichst wenige Fehlschüsse gelingen ! Ich glaube, zu Deinen Ausführungen betr. der Fragen von Dr. Engelsberger, habe ich nur noch wenig zu sagen, denn Du hast es auf den Punkt gebracht: Überstabilisieren ist eine alte Mär, die nur in Winkelgraden von Haubitzen auftreten kann. Auch bei Schüssen im Bereich von 1-2 km läßt sie sich nicht nachweisen. Aber hier liegt eben das Problem, denn wer hat schon ein Verfolgungsradar und das entsprechende Gelände dafür? Beat Kneubuehl hat es natürlich und noch nie so einen Effekt nachweisen können.
Bei üblichen Patronen ist sinnvoll, das Geschoß vorn (Ogive, Führungsband) an den Feldern anliegen zu lassen, damit es gut zentriert wird und schon beim Anfahren drehen muß. Zusätzlich hilft die Verdämmung zu stabilerem Abbrand. Wenn dann der Pulverraum zu 80 - 100 Prozent mit dem richtigen Pulver gefüllt ist, ist eine gute Basis für Präzision gegeben. Schon diese kann in der Praxis kaum ausgenutzt werden, weil der Schütze seine Motorik nicht blockieren kann. Sogar Tim Kurrik, der weltbeste Silhouetten-Schütze hat m. W. erst zwei Mal "full house" geschossen und da ist der Widderrumpf immer hin rund einen halben Meter breit und 30 cm hoch. Wenn dann noch Wind am Schützen zerrt, sind die Topleute froh, 2/3 der Ziele zu treffen und die stehen auf 125, 250, 385 und 500 m. Also nur ein Viertel auf die Maximaldistanz und freistehend geschossen.
Sogar im Liegendanschlag mit den Pistolen ist der WinDeinfluß auf den Schützen zumindest in der selben Größenordnung wie auf das Geschoß. Dies, obwohl bei den kürzeren Läufen kaum 600 m/s erreicht werden. Natürlich hast Du recht, daß der Mindest-Drall fast ausschließlich von der Länge des Geschosses abhängig ist. Die Masse hat keinen Einfluß.
Neben dem 2. Band von Kneubuehls „Geschosse” hat Sam Goldstein Mitte letzten Jahres im SWM über trefferrelevante Einflüsse geschrieben. Auch hat er einige alte Zöpfe abgeschnitten, die leider immer noch falsch zitiert werden. So z.B. die Mär, daß ein weites Heraussetzen des Geschosses zu Drucksprüngen führen würde. Ich hänge Dir den Artikel mal an (inkl. unveröffentlichter Literaturliste) und SHG hat sicher nichts dagegen, wenn Du ihn weitergibst.
S 8 Laufschwingungen | S 9 Physik Teil II
Übrigens ist im Playboy 1-2005 ein mehrseitiger Artikel mit dem provokanten Titel „Schützenfest in Erfurt”, der gut recherchiert ist. Ein Grund, das Männermagazin zu kaufen, denn es sollen noch hübschere Bilder als z.B. auf Seite 49 zu finden sein ;-). Wenn wir uns endlich mal auf der IWA sehen, wäre es toll, ein paar Deiner 7 mm Geschosse zu bekommen, denn an der Silhouetten-WM in Tschechien im Sommer möchte ich versuchen, den Weltrekord auf 200 m mit der Pistole zu brechen. Jim Harris aus L. A. hält ihn mit 10 Schuß und 25 mm über Kimme und Korn. Frühe Grüsse Guido
Literatur: Goldstein, S. H.: Optimierung einer Silhouetten-Pistole unter schwingungstechnischen und thermodynamischen Aspekten (Jahresband ´99 der deutschen Arbeitsgemeinschaft Akustik) Kersting/DEVA: Druck und Geschwindigkeit verschiedener Ladungen (DWJ 1/93) Liesa, Pascal: Unlimited resurrection (Silhouette France No.31 – Sept/Okt 1994) Scovill, Dave: Firearm Pressure Factors (Wolfe Publishing, Arizona 1990; ISBN: 0-935632-85-9) Wasser, G. J.: Laufschwingungsmessungen (DAGA-Jahrbuch 89, Seiten 303-306)
Goldstein, S. H.: Optimierung einer Silhouetten-Pistole unter schwingungstechnischen und thermodynamischen Aspekten (Jahresband ´99 der deutschen Arbeitsgemeinschaft Akustik) Kersting/DEVA: Druck und Geschwindigkeit verschiedener Ladungen (DWJ 1/93) Liesa, Pascal: Unlimited resurrection (Silhouette France No.31 – Sept/Okt 1994) Scovill, Dave: Firearm Pressure Factors (Wolfe Publishing, Arizona 1990; ISBN: 0-935632-85-9) Wasser, G. J.: Laufschwingungsmessungen (DAGA-Jahrbuch 89, Seiten 303-306)
Guido,
Welches Geschoß möchtest du Deine 7 x 49 GJW? Das 7 mm KJG oder das 7 mm KWJG ? Die aktuelle QuickLoad-Daten findest in Lutz Möller Geschosse.
Gruß Lutz, 9. Januar 2004