Treibkäfiggeschoß

Treibkäfig

für Treibspiegelmunition

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Inhalt Die neue Remington ,,Accelerator“ | Triebspiegelmunition für Flinten | Agentenwaffe | Durchladen der P38 | Besonderheit | Gasbremse

Pfeilgeschoss.JPGPfeilmunition.gif

Die neue Remington ,,Accelerator“

TreibspiegelVON JOCHEM PEELEN

Deutsches Waffen Journal 1977

Patrone: .30-06 Springfield ,,Accelerator“ (.30-06/.224) 7,62/5,6 mm x 63.

Geschoß: Teilmantelspitz, Gewicht 3,56 g 5,7 mm, Kunststoff-Treibkäfig. .30"

Treibkäfiggeschoß, ähnlich 5,6 mm Hornady V-Max-Geschoß

Ballistk Treffpunktlage in cm zur Visierlinie
(Abstand Kornspitze - Seelenachse: 23 mm).
Enttfernung Flugzeit V E
m Sek m/s mkp
0 - 1.244 281
100 0,09 1.046 199
200 0,19 875 139
300 0,32 728 96
Entfernung in m auf 185 m
eingeschoßen
auf 230 m
eingeschoßen
100 3 5
150 2 6
200 -2 3
250 -9 -3
300 -20 -13

Wie im Februarheft bereits kurz gemeldet, hat die amerikanische Firma Remington eine neuartige Patrone für Jagdbüchsen des Kalibers .30-06 Springfield (7,6 mm x 63) herausgebracht. Diese ,,Accelerator (Beschleuniger) genannte Patrone zeichnet sich durch ein unterkalibriges Treibspiegelgeschoß aus.

Das Arbeitsprinzip ist keineswegs neu und schon beim preußischen Zündnadelgewehr von 1841 zu finden: Im Lauf bietet der Treibspiegel (genauer: Treibkäfig) den Pulvergasen viel Angriffsfläche. Wegen des dabei vergleichsweise kleinen Geschoßgewichts ist die Mündungsgeschwindigkeit hoch. Nach Verlassen des Laufes bietet das unterkalibrige Geschoß der vorbeiströmenden Luft nur wenig Widerstand. Es verliert seine Geschwindigkeit nicht so schnell. Die Treibkäfigpatrone verbindet also die innenballistischen Vorzüge großer Kaliber mit den außenballistischen kleiner Kaliber: Höhe Vo - dadurch gestreckte, rasante Flugbahn; leichtes Geschoß - deshalb schwacher Rückstoß. Den guten Seiten stehen, wie fast immer in der Technik, auch Schwächen gegenüber. Der Treibkäfig muß das Geschoß fest genug halten, um den Drall zu übertragen. Löst er sich jedoch vor der Mündung nicht unverzüglich und mit größter Gleichmäßigkeit, führt das zu verringerter Schußpräzision.

Die Acceleratorpatrone ist mit einem Teilmantel-Spitzgeschoß von 5,7 mm Durchmesser (.224) und 3,56 p Gewicht (55 Grains) geladen. Es entspricht denen kleinkalibriger Hochleistungspatronen wie z. B. .222-Remington-Magnum. Das Geschoß steckt in einem topf-artigen Treibkäfig aus hochfestem Kunststoff, der den üblichen Durchmesser des Kalibers 7,6 mm hat. Sechs Finger halten das Geschoß nach Art des Bohrers im Spannfutter einer Bohrmaschine. Beim Abschuß werden Treibkäfig und Geschoß auf eine Mündungsgeschwindigkeit von 1244 m/sec gebracht. Sobald sie die Mündung verlassen haben, klappen die Finger unter der Einwirkung von Zentrifugalkraft (Drall!) und Luftwiderstand auseinander. Der leichte, strömungsungünstig geformte Treibkäfig wird sehr stark abgebremst und trennt sich nach etwa 0,3 Millisekunden Flugzeit etwa 36 cm vor der Mündung vom Geschoß. Er fällt bald zu Boden wie der Filzpfropfen oder der Plastikbecher einer Schrotpatrone. Das Geschoß fliegt wie bei einer üblichen Patrone allein weiter.
Die Tabellen geben die wichtigsten ballistischen Daten der Patrone .30-06 Accelerator an. Sie beruhen auf Werksangaben, die mit Hilfe eines 610 mm langen Meßlaufes ermittelt wurden. Die Übertragung ins metrische System erfolgte graphisch. Ausgehend von den Geschoßdaten ist die jagdliche Anwendung der Patrone nicht mit den NormalLadungen der .30-06 zu vergleichen, sondern mit Patronen gleichen Kalibers und ähnlichen Geschoßgewichtes. Wesentliches Kriterium für die Wirkung ist die Geschoßenergie auf Gebrauchsentfernung. Vergleichen wir die E100, stellen wir fest, daß sie höher ist als bei den Patronen:

.220 Swift, .22-250 Remington, .225 Winchester, .222 Remington-Magnum, .224 WeatherbyMagnum, 5,6 X 50 (R) Magnum. Nur die 5,6 x 57(R) hat eine etwas höhere Geschoßenergie auf 100 m und ein schwereres Geschoß.

Remington bezeichnet die Accelerator als ,,schnellste fabrikgeladene Patrone, die je gefertigt wurde" (fastest factory-loaded cartridge ever made). Wie ein Blick in die Norma-Schußtafeln zeigt, trifft das nicht zu: die .220 Swift ist schneller mit Vo 1253 m/sec und V300 796 m/sec. Verblüffenderweise verliert das etwas leichtere Geschoß der Swift (3,24 g) seine Geschwindigkeit weniger rasch! Falls die Schußtafelwerte zutreffen, dürfte die Ursache in stärkerer Geschoßpendelung der .30-06/.224 zu suchen sein. Die Accelerator hat trotzdem eine außergewöhnlich flach verlaufende Flugbahn. Einschießentfernung 200 m bringt eine höchste Flugbahnerhebung von ~ 4 cm. Innerhalb dieser Schußweite, in der die absolute Mehrzahl der Schüsse abgefeuert wird, braucht der Schütze daher keine langwierigen Überlegungen zum Haltepunkt anzustellen.

Die .30-06-Accelerator ist also eine typische kleinkalibrige Hochleistungspatrone. Sie soll dem Schützen den Vorteil bieten, daß er sich die Anschaffung einer besonderen Waffe oder zumindest eines Wechsellaufes ersparen kann. Die an sich schon breite Verwendungsmöglichkeit der .30-06 wird nach unten durch eine hochrasante Ladung abgerundet, deren Rückstoß nur etwa halb so groß ist wie beider Normalpatrone. Während einige der oben aufgeführten Patronen ausgesprochen Höhe Gasdrucke entwickeln (Höchstwerte bis 3800 kp/cm2), liegen die Werte der Accelerator offenbar wesentlich darunter. Der Treibkäfig hat einen fast doppelt so großen Querschnitt, so daß gleiche beschleunigende Kraft nur etwa halb soviel Druck erfordert. Die Automatik von Selbstladebüchsen wird durch die Patrone nicht betätigt.

Laut Prospekt ist die Accelerator die ,,umwälzendste Entwicklung seit der Erfindung des rauchlosen Pulvers" (most revolutionary development ... since the invention of smokeless powder). Hoffentlich sind die übrigen Angaben des Herstellers weniger von Wunschdenken geprägt. Die Patrone ist eine außerordentlich bemerkenswerte Entwicklung und hatte weniger schreierische Anpreisungen verdient. Man darf gespannt sein, ob und wie sie sich im praktischen Gebrauch bewähren wird, insbesondere hinsichtlich Schußpräzision und Energieabgabeverhalten des Geschosses.

Anmerkung der Redaktion

Ergänzend zum Bericht von Herrn Peelen möchten wir das abgebildete Schußbild hinzufügen. Verwendet wurde dazu eine Repetierbüchse im Kaliber .30-06 mit einem sechsfachen Zielfernrohr sowie Patronen im vorgenannten Kaliber mit 180 gr. Geschoßgewicht (mit dieser Munition ist diese Büchse auf 100 m mit 3 cm Hochschuß eingeschoßen) und die neue Remington .30-06 Accelerator. Geschossen wurde auf 100 m; Die Waffe war in das Schießgerät System Preuß eingelegt. Die ersten fünf Schüsse wurden mit der .30-180-gr.-Ladung abgegeben. Diese Gruppe sitzt 3 cm hoch und hat einen Streukreisdurchmesser von 2,8 cm, wobei sich drei Einschläge berühren. Nach Abkühlen der Waffe wurden zwei 5-Serien mit dem Treibspiegelgeschoß geschoßen, so daß wir hier ein Schußbild von zehn Schüssen zum Vergleich haben. Der Streukreisdurchmesser beträgt dabei 6 cm und ist gegenüber der 180-gr.-Ladung um 7,5 cm tiefer. Weitere Vergleichsschüsse in bezug au die Treffpunktlage mit anderen Geschoßgewicht wurden nicht durchgeführt. Bekanntlich spielen bei jeder Waffe unterschiedlich Faktoren wie Abgangsfehlerwinkel usw. mit eine wesentliche Rolle, s daß durchaus anzunehmen ist, da bei einer anderen Waffe die Treffpunktlage mit dem herkömmliche Geschoß und dem Treibspiegelgeschoß gleich ist.

Interessehalber wurden bei fünf Patronen auch die Geschwindigkeiten gemessen. Mit dem zur Verfügung stehenden Shoot-Velociter wurde bei den fünf abgegebenen Schüsse ein Mittelwert von 1.215 m/sec auf 2 m Meßentfernung ermittelt. Das ergibt eine E2 von 268 mkp. Nach Angaben des Herstellers werkseitig bei einer Lauflänge von 61 cm eine Vo von 1.244 m/sec e mittelt. Diese höhere Leistung auf die Messung an der Mündung und auf den längeren Lauf zurückzuführen.

Anzumerken wäre somit, daß die Leistung dieser neuen Patrone enorm ist und daß die Präzision zumindest aus der bei uns verwendeten Waffe zufriedenstellend ist. Wie sich das Geschoß im Wildkörper verhält bzw. auswirkt, konnte leider noch nicht ermittelt werden.

Anmerkung Lutz Möller

Der Wunsch aus einer großkalibrigen Waffe gelegentlich auch auf kleines Wild zu schießen, kann der großen Streuung wegen mit der Lösung nicht zufriedenstellend erreicht werden. Die Patrone des Jahres 1977 ist in Deutschland verboten, wird in .30-06 nicht mehr gefertigt und ist obendrein ungenau (6 cm Streukeis auf 100m!).

5,56 mm Steyr Flechette

An important contribution to the dramatic success of U.S. armor forces in Operation Desert Storm was attributed to the ability of U.S. tanks to engage Iraqi tanks at distances so far away that the Soviet-built Iraqi tanks could not fire back effectively. Achieving such success did not occur by accident! Many years of engineering and testing were required to develop the 120mm tank gun and the accurate, lethal ammunition that performed so well in combat. Figure 1 shows a modern Kinetic Energy (KE) projectile shortly after muzzle exit, as the sabot pedals separate from the penetrator.

http://www.dtc.army.mil/tts/1997/proceed/walton/walton.php

A modern Kinetic Energy (KE) projectile shortly after muzzle exit, as the sabot pedals separate from the penetrator.

Bild gesucht: Lochkegelleitwerk eines unterkalibrigen Rheinmetall-Übungsgeschoßes

Triebspiegelmunition für Flinten

mit glattem Lauf ist in Deutschland erlaubt. Näheres siehe hier; für Büchsen mit gezogenen Läufen bleibt sie weiterhin verboten.

Lutz Möller 6. Oktober 2009

Agentenwaffe

zu Treibkäfig

Herr Möller,

ich bitte um Ihre Einschätzung bezüglich eines Schalldämpfers und Treibspiegelmunition.

Vor rund fünfundreißig Jahren hatte mein Bruder (inzwischen verstorben) seinen Jagdschein gemacht und begann seine Karriere als Jäger, aber auch als Waffenschmied unter „Aufsicht des Verfassungsschutzes sozusagen“, Ich lebte mit meiner Familie (ich hatte damals drei Kinder im Haus) in B. in einem größeren Haus mit mehrerenWohnungen. Unter uns zog ein israelischer Student mit seiner Freundin ein. Er war etwas seltsam, sprach, weil seine Eltern in Deutschland wohnten, gut Deutsch, seine Freundin - ebenfalls Israeli - allerdings nur Englisch und Hebräisch. Diese Freundin - sehr jung, gutaussehend und sportlich - hatte allerdings Haare auf den Zähnen: Während er richtig gutmütig und offen war, war sie zugeknöpft, und fuhr ihn öfters an, als wäre sie eher sein Offizier statt Freundin. Als sie mitbekam, daß ich fließend Englisch sprach, sprach sie eigentlich nichts mehr, nur noch Hebräisch. Dieser Jude hatte als Student ein MZ-Motorrad und eine alte klapperige Citroen Ente. Ich selbst war damals Leitender bei einem KFZ Haupthändler. So kamen wir über Fahrzeuge ins Gespräch. Er bastelte, stellte sich trotz Handbuch dusselig an, er suchte ab und zu bei mir einem Tip. Wir kamen uns also näher, allerdings so, daß seine liebe Freundin wenig mitbekam.

Da ich ihm schon mehrere Autoteile besorgen konnte, fragte er mich nach einem dünnen, leichten Blechrohr. Es sollte zum Basteln sein und höchstens ½ m lang sein, der Innendurchmesser solle so 30 oder besser 31 mm sein. Ein Tauchrohr aus einem Federbein erschien geeignet. Die Stoßdämpferkolbenstange endet unten in einem Kolben, der in diesem Tauchrohr im Innern geführt wird und in Hydrauliköl läuft. Nun, das dünne Blechrohr aus dem Dämpfer gefiel ihm. Er prüfte, ob sogenannte 10 x 30mm Karosserieunterlegscheiben, die ich ihm ebenfalls besorgt hatte, innen eingelegt werden könnten. Dann überraschte er mich: Er hatte sich rote Siliconkautschukmasse, wie sie benutzt wird, um Zinnsoldaten zu gießen, besorgt. Er schnitt ein 4 cm langes Stück von dem Rohr ab und – holte den Lauf einer P38 aus der Tasche.

Joniskeit P38 Dämpfer

Er steckte einen hölzernen Dübel in den Lauf vorn und schob so ein paar Karosseriescheiben ein. So konnte er den Lauf mit den Scheiben als Stand jetzt hochkant stellen, und stülpte das kurze Rohrstück darüber. Dann goß er die angerührte Masse ein. Als Ergebnis nach dem Aushärten konnte er das kurze Rohrstück entfernen. Nun hatte er nach dem Entfernen der U-Scheiben und des Dübels aus der Mündung einen P38 Lauf, vorn mit einem runden Gummizylinder, der saugend sich in das restliche Rohrstück schieben ließe. Ich bin ja kein Dummer Iich sagte ihm, er baue da etwas, das in Deutschland nicht ohne Erlaubnis herzustellen wäre. Er grinste und legte die U-Scheiben und den Dübel zusammen wieder in das Rohrstück, goß erneut einen Gummizylinder, der in der Mitte ein rundes Loch von etwa 8 mm hatte, das er noch aufbohrte

Den Lauf mit dem Gummizylinder zwängte er in das eine Ende hinein und schraubte ein paar kurze Blechschrauben durch das Blech in den Gummi hinein. Der Block war fest, und da das rote Siliconkautschuk ja sehr hart ist, hatte er einen recht guten Sitz. Von der anderen Seite her füllte er einen Stapel der 10 x 30 U-Scheiben, abwechselnd mit Zwischenscheiben aus dünner Pappe ohne Mittelloch geschichtet ein. Hinterher schob er eine lange, weiche Druckfeder, die er selbst auf einem Besenstiel aus Federstahldraht gewickelt hatte. Als Abschluß kam eine U-Scheibe und der besagte Gummiklotz mit Loch, den er ebenfalls mit kurzen Blechschrauben festlegte.

Nun, ich bin ja ein neugieriger Mensch und fragte, ob er sicher sei, daß dieses Ding funktionsfähig wäre. Er antwortete: Also, man kann im allgemeinen davon ausgehen, bei einer 9 mm Para Pistole sei nach 60 cm Lauflänge ( 60 ml Raum) fast kein Gas mehr hinter dem Geschoß drücke. Wenn er den Durchmesser des Laufes mit 10 mm annehme, dann habe ein Zylinder mit 30 mm Durchmesser die neunfache Grundfläche. Ein Zylinder mit 30 mm Durchmesser und 20 cm Länge habe also nach Adam Riese mit 180 ml das dreifache Volumen wie einer mit 1 cm Durchmesser und 60 cm Länge. Nun, rechnerisch konnte ich nichts gegenteiliges behaupten, aber ich zweifelte.

Nun, wir waren ins Fachsimpeln gekommen und er erklärte, warum er so eine Pistole, die ja nicht besonders hochwertig wäre, gewählt habe. Die P38 war ja eine Billigentwicklung mit einem neuartigen „Futterlauf“ gewesen.
P 38 Lauf
Walther P38
Andere verfügbare Waffen waren technisch besser, aber teurer. Nun, der Grund wäre nicht die Tatsache, daß es eine deutsche Waffe wäre und daher einfach zu beschaffen. Grund wäre, er könne den Lauf entnehmen. So könne er die Waffe mit Dämpfer zerlegt transportieren und, vor dem Einsetzen des Laufes in die Waffe, einfach einePatrone ind den Lauf laden.

Dabei hielt er eine Patrone, die mich störte. Ich sagte ihm, das wäre die falsche Munition, das wäre eine 7,65 Parabellum, aber diese Waffe wäre eine 9 mm Parabellum. Er habe wohl nicht viel Ahnung. Die P38 wurde für die Schweiz zwar für jene Patrone in dem kleineren 7,65 mm Kaliber hergestellt, aber die hier, war eindeutig eine 9 mm Para.

Luger 1900
LM: Falsch. Die Pistole für die Schweiz in 7,65x21 oder 7,65 Parabellum oder 7,65 Luger war keine (viel spätere) spätere P38, sondern die Pistole 1900 (oben) mit Kniegelenkverschluß, Vorläufer der 08, heute begehrte Sammlerstücke

7,62 Tokarev Remington Accelerator
7,62 Tokarev oder 7,62x25 und 7,63 Mauser oder 7,63x25 | rechts darunter mit Remington Accelerator

7,65 Parabellum 7,65x217,62 Tokarev Remington Accelerator
Links 7,65x21 oder 7,65 Parabellum | Rechts 7,62 Tokarev oder 7,62x25 mit Remington Accelerator

Er grinste mich an, nahm einen Zigarettenfilter aus der Tasche, machte ein Loch in die Mitte (nicht ganz durch) und stülpte diesen Filter über das Geschoß. Dann zeigte er mir: Das war keine ursprüngliche 7,65 Para, Die wäre in einer 9x19 Matritze kalibriert worden. Außerdem war mir das Geschoß aufgefallen: es wies - obwohl neu - eingedrückte Felder auf der Oberfläche auf. Er erklärte mir, er würde diese Munition selber laden, die Hülse wäre in einer 9 mm Para Matrize kalibriert worden, damit diese einwandfrei im Patronenlager einzusetzen wäre. Außerdem wäre dem Geschoß hinterließen.

Pappscheiben zu durchschießen hielte die Treibspiegelrestes zurück. Die Pappe würde zusätzlich Schall dämpfen.

Das Beste sei: Der geringeren Ladung und der geringeren Geschoßmasse wegen lade die Pistole nicht durch.

Bis fünf oder siche Metern Nähe seien gute Treffer wirksam. Nach dem Durchladen der P38 steht, falls erforderlich, die starke 9x19 aus dem Magazin für Weiteres zur Verfügung

LM: Wohl wahr, aber für Folgeschüsse wenig hilfreich, eher nutzlos. Die P38 ist – wie alle Selbstladepistolen mit beweglichem Lauf – für einen bestimmten Rückstoßimpuls und ein gewisse, anfängliche Lauf- und Schlittengeschwindigkeit und -masse ausgelegt. Der munitionsbedingte Rückstoßmpuls muß nicht ganz genau schieben, aber schon in engen Grenzen. Sonst lädt die Waffe nicht mehr durch. Sich zu freuen, die Waffe hemme mit der rückstoßärmeren Treibspiegelmunition, lade nicht durch, bedeutet keinesfalls, sie würde das mit dem schweren, mit dem beweglichenLauf fest verbundenen, Dämpfer noch, oder wieder tun. Ohne die Massen zu kennen, vermute ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, die stark vergrößerte Masse, wird das Durchladen verunmöglichen. Es gibt aber eine Ausweg.

Er wollte mir eigentlich die Wirkung mal zeigen, aber - er wäre halt „ein armer Student“ und habe ja nie Zeit. Irgendwann hatte er die Wohnung gekündigt: Er und seine Freundin hätten das Studienfach gewechselt, kurzfristig eine Wohnung in Hamburg bekommen. Gekündigt hatten sie fristgemäß. Verschwunden waren die fristlos. Ich habe also nie erfahren, ob er mich damals auf den Arm genommen hat. Halten Sie als Fachmann dieses Ding wie beschrieben für funktionsfähig?

LM: Ja

Ich würde wirklich gern wissen, ob man mit einem so vorbereitem Treibspiegelgeschoß eine andere Waffe vortäuschen könnte

LM: Gewiß. Die „Echtheit der Täuschung“ (sic!) bestimmt allerings sorgfältige, lebensnahe Vorbereitung.

Diese Geschichte erzählte mir damals mein (noch nicht) verstorbenen Bruder, ist also nur Hörensagen. Außerdem ist sie älter als dreißig Jahre. Ich hatte damals niemals Grund, das Ganze als für etwas anderes als eine bloße Geschichte zu halten. Ich hoffe, jetzt auch nicht.

LM: Zur Geschichte kann ich nichts sagen, denn ich war nicht dabei. Die technischen Grundlagen für die Täuschung sind (von einem Rechenfehler, den ich oben bereits verbesserte, abgesehen) glaubhaft dargestellt, vermutlich einer der Gründe, aus denen solche Vorrichtungen für gezogene Läufe (ohne besondere Erlaubnis) nach dem WaffG allgemein nicht zulässig sind. Näheres finde in der Begründung zu dem Gesetz. Hier zeige ich einen möglichen Ausweg:

„Im Fall von Walthers jüngstem Zuwachs im Segment der 9 mm Pistolen erklärt sich die angepeilte Klientel durch das Aufschlüsseln zweier Abkürzungen: "CCP" steht hier für "Concealed Carry Pistol" (Waffe zum verdeckten Führen). Setzt man das in Verbindung zu der mit "AIWB" abgekürzten Trageweise des "Appendix Inside Waistband", also im Innenbund auf Blinddarmhöhe, dann erschließt sich der Zweck der vom Walther-Entwicklungsteam um Thomas Scheunert entwickelten Waffe: eine Kompaktpistole zur Selbstverteidigung oder als Fangschusswaffe für die Jagd. Von außen sieht die CCP entfernt so aus wie eine verkleinerte P 99 Q / PPQ. Aber innen verwendet der Hesteller ein anderes System: Zu dem starr mit dem Rahmen verbundenen Polygonlauf kommt ein gasgebremster Masseverschluss, wie man ihn bei der Heckler & Koch P7-Pistolenreihe kennengelernt hat. Im Unterschied dazu gibt es zwei neue Details: eine Hartmetallplatte gegen Durchbrennen und eine nur einseitig von unten in den Lauf erodierte Gasentlastungsbohrung. Weil weltweit zu den Käufern von Selbstverteidigungswaffen immer mehr Frauen gehören, achtete Walther auf eine leichte Schließfeder und ermöglicht damit ein komfortableres Durchladen als bei manch anderer Kompakt-Pistole üblich.“

Walther CCP
Walther CCP CAD
Heute würde man für solche heimlichen Zwecke vermutlich eher eine (nach Barnitzke) gasgedämpfte Walther CCP mit feststehendem Lauf wählen. Allerdings gäbe es dabei einge Besonderheiten, die das Vorhaben möglicherweise stören, zu beachten

Sytem Barnitzke

Beim Schuß werden beim gasdruckverzögerten Masseverschluß Treibladungsgase durch eine kleine, kurz vor dem Hülsenmund in den Lauf gebohrten, Kanal abgezweigt und in ein Gehäuse, die Gasbremse, geleitet. Fester Lauf und bewegliches Verschlußgehäuse bilden das Gehäuse, oder auch (wie beider Walter CCP) ein mit dem Schlitten fest verbundener beweglicher Kolben mit Labyrinthdichtung. Der Mechanishmus käme bei anderer Ausführung auch ohne zusätzlichen Kolben aus. Die Gasbremse besteht dann aus einer vorn am Schlitten angeordneten, gasdicht abschließenden Verschlußkappe mit nachgelagertem Laufbund und einer fest auf dem Lauf mittig aufgesetzten Labyrinthdichtung. Nachdem das abgefeuerte Projektil die Bohrungen passierte, strömt ein kleiner Teil der Treibgase in die Gasbremse und spannt die. Der entstehenden Schwadendruck spannt die Bremse, bremst „pneumatisch“ das Öffnen des mechanisch unverriegelten Masseverschlusses. Die für diese Gasbremse notwendige Angriffsfläche für den notwendigen Schwadendruck bildet der vordere Teil der Verschlußkappe, oder bei der CCP der Kolben. Diese innere Fläche wird etwas kleiner als der Hülsenquerschnitt am Stoßboden der Patrone ausgelegt. Der Kolben, oder die Verschlußkappe – mit dem Verschluß mittels Bajonettverbindung fest verbunden – hält denVerschluß, bis das Projektil die Laufmündung passiert hat, bis auf wenige mm geschlossen. Die Kraftschlusstrecke beträgt je nach Bohrungslage – wie bei einer gewöhnlichen Feder-Masseverschluß-Pistole auch – etwa 2 mm. Rechnen kann man die Bewegung einses Masseverschluses (ohne Bremse), indem man aus dem Rückstoßimpuls und den beteiligeten Massen, sowie der Lauflänge die zugehörige Verschlußbewegung und -strecke ermittelt. Nach Verlassen des Laufes (dan vorn ganz offen), sinkt im Inneren des Laufes der Schwadendruck schlagartig ab; durch die Laufbohrunge(n) entweicht der innerhalb der Gasbremse aufgebaute Druck in den Lauf. Die Bremse entspannt sich. Impulsbedingt öffnet nun der Verschluß, pumpt während des Rücklaufes die entspannten Schwadengase aus der Gasbremse in den Lauf, aus dem sie entweichen, zurück. Bei beginnenden Verschlußöffnung entweicht ein Teil der Gase auch über die Labyrinthdichtung durch den (wenn vorhanden), sich öffnenden Spalt zwischen Laufwandung und Verschlußkappe.

Besonderheit

Die Gasdruckhöhe bestimmt die Rücklaufverzögerung, infolgedessen den Verriegelungsgrad des Verschlußes: Ein hoher Gasdruck bewirkt eine starke Verriegelung, aber ein mittlerer eine mittlere und schwacher eine schwache Verriegelung. Analog zur Ladung versteift sich die Verriegelungs. Dieser Zusamenhang ermöglicht, verschiedene Ladungen störungsfrei zu verschießen. Nach unten hin findet die Ladung jedoch durch die Verschlußfederkraft ihre Grenze. Der innnere Pumpvorgang während des Verschlußrücklaufes bewirkt zusätzlich eine Rückstoßdämpfung, die hiermit auch das Drehmoment im Handgelenk und den Hochschlag stark abschwächen.

Vielen Danke für Ihre Meinung. HS/B, März 2020

Hallo nochmals, Herr Möller

Danke für Ihre Einschätzung.

Danke für Ihre Info über den gasgebremsten Masseverschluß, den es ja schon zu Adolfs Zeiten in einer Mauser Volkssturmpistole gab. Übrigens fand ich im Schreibtisch meines Bruders auch eine Schachtel Tokarevmunition mit (ich vermute) 308er Natogeschoß. Mein Bruder liebte nunmal „Sonderanfertigungen“.

Wie gesagt: Ich fachsimpele gern und schaue mir sowas an, aber ich möchte sowas nicht mehr haben. Nach dem Tod meines Bruders gab ich meine dort eingelagerten Waffen ab. Selbst wenn ich den Fall gemeldet hätte, bin ich mir sicher, daß ich größere Schwierigkeiten als dieser jüdische „Student“ (sofern er sich noch in Deutschland aufhielt) zu erwreten gehabt hätte. Wenn Sie die Technik also plausibel halten, bin ich doch froh, nicht das Erbe meines verstorbenen Bruders angetreten zu haben. Ich hätte dann wahrscheinlich sehr seltsame Freunde und Kunden, auf die ich keinerlei Wert lege, bekommen.

LM: Vermutlich

Schönen Gruß, HS, 21 März 2020

Gasbremse

Hallo Herr Möller,

Eine P38 für die Schweiz erwähnte ich nicht. Die 7,65 Para war (außer 22lfb im Wechselsystem) eine weiteres Auswahlkaliber der P38.

Diese Waffe mit Gasdruckbremse des Verschlußes ist in meinen Augen eigentlich Dekadenz: Wir machten das, um vorhandene Munition (LM: in einer einfachen und  leichten Pistole) einzusetzen.

LM: Der Zweck erscheint mir durchaus vernünftig

Die Verwendung eines reinen Masseverschlußes hätte wohl das Gewicht erdoppelt, da bei einer MP (Problem aufschießend, zuschießend) zu dem Gewicht des Verschlusses kinematisch noch der Impuls der Vorwärtsbewegung  zuzurechnen ist.

Diese moderne Waffe hingegen wird wohl auch in rosa und blau und schwarz mit Chomnieten hergestellt. Wenn man einen Fangschuß setzen muß, (ich bin kein Jäger!) dann nimmt man ein angemessenes Kaliber. Nehme ich 9 mm, sollte es der Wirkung wegen eine 9 mm Para sein, . . .

LM: Der Treffer und das Geschoß bestimmt vorehmlich die Wirkung, weit weniger die Patrone oder ihr Kaliber

. . ., oder ich nehme eine 765er (mein Bruder hatte eine 9x19 S&W im Holster (und eine durchgeladene Walter PPK in 7,65 immer in der Hosentasche) und für die Nachsuche der Wildschweine (wenn er sich über „Sonntagsjäger mit den teuren Büchsen, die sich immer Munition leihen mußten“ lustig machte) eine Rossi 94er Winchesternachbau in 45-70 Gov.. Ich weiß „Schwarzpulverpatrone mit dem „richtigen“ Zündhütchen sei eine gute Wahl“, sagte er. Ich sehe Waffen immer als Techniker, aber vergöttere sie nicht. So einen Mist zu anzubieten, weil Madam Jäger ihrer Fingernägel wegen nicht durchladen kann? Dann möge sie doch besser zu Hause bleiben!

Richtig stellen möchte ich: (Sie wissen ja schon, dass das ja alles Hörensagen war;-)) die Hülse war tatsächlich eine russische, aber umkalibriert, damit sie ohne festzugehen ins Patronenlager der P38 paßte. Es war eine Stahlhülse, also Militärfertigung, wohl um einen Hülsenriß zu erschweren, damit die Pistole beim manuellen Durchladen nicht klemme. Wird die Pistole anschließend mit der Std. Mun verwendet, hat die Waffe natürlich einen Patronenlagerabdruck geliefert und einen Verdacht. Das hatte ich auch schon überlegt, sah deswegen eigentlich sehr neugierig dem Versuch entgegen. Auch ist mir bekannt, daß die Zahl Pi = 3,14 ist.

LM: Die Fläche eines Kreises wächst mit Durchmessers zum Quadrat, aber nicht nur linear. Das war der Fehler.

Er sprach von einer Faustformel. Sein Argument: 20 cm Arbeitslänge wäre für den Rückhalt des Treibspiegels erforderlich, ein kürzerer Dämpfer würde das nicht gewähleiten. Den Dämpfer auf 40 mm zu erweitern und kürzer zu gestalten, „bringe des Treibspiegels wegen angeblich nichts“. Dünner solle er auch nicht sein, denn das rote Siliconkautschuk ist zwar hart, aber leider flexibel. Das Beste: Die Waffe mußte ja nicht umgeändert werden. Ich habe alle diese Argumente - aus Mangel an eigener Erfahrung - damals einfach mal so hingenommen. An der Geschwindigkeit Ihrer Antwort - und der Art der Antwort - sehe ich eine (belustigte?) Anteilnahme

LM: Gewiß

Es gab da noch jede Menge Vorhaben meines Bruders und dessen Freund aus Worms, der damals Transarms Geschäftsführer in Worms war. Der war später von der Polizei wegen Handels illegaler Waffen hops genommen worden, nahm sich dann sein Leben. Mein Bruder glaubte  niemals so richtig an einen Selbstmord. Seit diesem Vorfall führte er selbst in der Arbeitshose eine geladene PPK (und ein Reservemag in der anderen.) Aber es gab wirklich spannende Vorhaben. Die sollten aber keineswegs in einem Blog stehen.

LM: Mein Netzplatz lebt von Öffntlichkeit! Mein Motto stammt von Henry Ford „Tue Gutes und rede darüber!“

Wir wollen schließlich nicht die Forensik erschüttern. Schließlich sind da gerichtlich zugelassene Akademiker. Die bilden sich was darauf ein, bekämen „Hirnkrämpfe“, wären nicht mehr fähig zu arbeiten.

LM: So?

Gruß HS, 22. März 2020

PS: Haben Sie eigentlich schon mal über die Verwendung von Nitril-O-Ringen als Abdichtung und Führung Ihrer Geschosse nachgedacht?

LM: Nein

Und wenn Sie gern „weit schießen“, schon mal an eine Waffe mit Booster nachgedacht, damit mehr als die üblichen 50 bis 60 cm Lauf genutzt werden können (ich meine nicht, mit Schwarzpulver zu schießen).

Corndale
Der weiße Wagen stand 2004 auf Corndale in Südafrika gut 380 m weit. Links auf der Weide vor dem Weg stehen Rinder.

Jäger mit HutLM: Nein. Vorhandene Patronen genügen uns Jägern für die Jagd auf unser volkommen. Wenn das Wild mal weiter weg steht, können wir fast immer näher ran pirschen. Dann paßt's wieder. Bevor wir schießen wollen, müssen wir genau wissen, was da steht. Tiere lassen sich nicht auf beliebige Entfernungen erkennen. Wir Jäger sind nicht im Krieg. Wir schießen nicht auf unbekannte Ziele.

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