Ein feister Dachs mit der .30"-30 Waldmann

Ein feister Dachs

Am 20. August 2006, einem verheißungsvollen Sonntagmorgen, konnte unsere Jagdgruppe einen der außergewöhnlichen Sonnenaufgang erleben. Am Samstag zuvor hatte ein gewaltiges Gewitter so ziemlich alles heruntergehauen, was an den Bäumen nicht niet- und nagelfest war, und die Nacht verabschiedete sich mit Nebel, Dunst und einem Wolkenspiel aus Höhen Schleier- und satten Regenwolken. Alles war in Bewegung, Hügelketten traten hervor, um in den nächsten Minuten wieder zu verschwinden, einzeln stehende Bäume schienen hervorzurücken, um sich gleich wieder schemenhaft aufzulösen.

Morgenstimmung

Mein Jagdfreund sah gegen 5:10 Uhr 8 Sauen, 7 davon um 40 Kg. Eine war jedoch schwerer vielleicht so um die 80 kg, vermutlich die Leitbache. Den Futtersack mit Mais gefüllt zog es die Rotte dann zügig in den 90 m entfernten Forst zum Reviernachbarn. Später schoben sich 7 Stück Rehwild aus dem Mais, davon ein Zukunftsbock. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Ich selbst sah nur flüchtig einen Hasen, immerhin kein Schneider. Ohnehin war ich an diesem Morgen mit diesem Sonnenaufgang mit unglaublichen wechselndem Rot und Grau für alles entschädigt worden. Unsere Aufmerksamkeit galt Sauen und Dachsen, die als wahre Meister im „sich Drücken“ und „Mais Verdrücken“ bezeichnet werden können. Alleine 3 Dachsburgen auf einer Länge von 150 m liegen direkt am Maisacker. Kaum, daß mal Meister Grimbart außerhalb der Maiskante anzutreffen ist. Er scheint es gern bequem zu haben! Und wenn nicht zieht er wohl die Zeiten für seine Spaziergänge vor, an denen der Jäger nicht mehr sicher ansprechen kann und eher das Bett hüten wird als sich auf den Ansitz zu hocken.

Montag den 21. August 2006, brachte zwar nicht das Licht des Vortages ins Dunkel, aber trotz Regen und Unbehagen wurde er zu einem erfolgreichen Jagdtag. Um 4:20 Uhr bezog ich Stellung unter einem Walnußbaum, gegenüber der Stelle an der mein Jagdfreund Tags zuvor die Sauen hatte aus dem Mais wechseln sehen. Nach einer Stunde Ansitz, in der sich wirklich gar nichts regte, bemerkte ich, Spuren von Herbst lagen in der Luft. Leichtes Unbehagen machte sich unter meinem durchnäßten „Sommeranzug“ breit.

Herbststimmung

Irgendwie schossen mir Bilder von Flieshemden, einer dicken Fliesjacke und einer schweren Lodenhose durch den Kopf, aber die Zeit verging schnell, schließlich würde ich pünktlich meine Arbeit aufnehmen müssen. Also beschloß ich um 6:00 Uhr in einer Viertelstunde meinen Posten aufzugeben, um rechtzeitig die Kurve zu bekommen. Schlag 6:00 Uhr der Kirchturmglocke bewegte sich etwas in der Fahrrinne des Feldwegs am Maisacker. Flach, hell-dunkel, marderähnliche Bewegungen. Dachs! schoß es mir durch den Kopf. Er war ausreichend gut zu erkennen, ~ 80 Meter entfernt. Es bewegte sich ein gekrümmter weißer Balken in einem rhythmischen Auf und Ab den Weg entlang in Richtung der Reviergrenze. Mein Steiner 8*56 hatte ich schon aufgenommen und ich bestätigte einen kapitalen Dachs. Nachdem ich rasch das Glas abgesetzt hatte nahm ich die Marlin 336 auf und, Hubertus sei Dank, hatte ihn sogleich im Absehen. Der feine rote Leuchtpunkt des Docter Zielfernrohres war optimal eingestellt, die Vergrößerung 5-fach, sodaß ich ein klares Bild erkennen konnte. Ich entsicherte mit dem Schießfinger, spannte den Hahn mit dem Daumen und gerade als der Dachs sich anschickte zu drehen, um die kleine Anhöhe zu seiner Burg hinauf zu ziehen, lies ich es fliegen. Der Schuß peitschte durch die Dunkelheit und der nahe Wald reflektierte den Knall. Während noch die Waffe vom Rückstoß nach hinten schnellte, blieb ich drauf und lud mit dem Unterhebel nach. Meister Grimbart viel einem nassen Sack gleich um und blieb so liegen. Irgendwie konnte ich mein Jagdglück noch gar nicht fassen, hatte ich doch just den Entschluß gefaßt die Jagd abzubrechen.

Die .30-30-MJG Beute, ein feister Dachs links Einschuß, rechts Ausschuß

DerAnschuß mit Blick zum Walnußbaum

Es zeigte sich mal wieder: Die Jagd ist dann vorbei, wenn die Jagd abgeblasen ist. Vorher sollte man tunlichst wachsam sein! Diese Erfahrung hat vielleicht nicht nur so mancher Jäger schon machen müssen. Übrigens brachte der Dachs gute 20 kg auf die Waage. Dann versuche ich es halt Morgen früh noch mal auf Sauen, vielleicht spielen dann auch der Wind und das Wetter mit!

Waidmannsheil, Wolfgang Gerhards, 21. August 2006

Guten Tag Herr Möller,

vielen Dank meine 30-30 MJG Dachs-Geschichte auf Ihrem Netzplatz aufzunehmen. Ihr Netzplatz wird besonders gern von Jungjägern und denen die es noch werden wollen besucht. Alle sind voll des Lobes und der Begeisterung über Ihren Netzplatz! Heute morgen lief übrigens gar nichts. Nun, nicht jeder Tag ist ein Jagdtag!

Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang Gerhards, Dienstag, 22. August 2006 14:51