Jagdunfall

Unfall

Hallo Lutz,

diesen lehrreichen Bericht und die Fotos kannst Du anonymisiert einstellen.

Gruß FM, Mittwoch, 19. November 2008 20:52

Einen nicht alltäglichen Vorfall hatte am vergangenen Donnerstag die Polizeistation H. zu bewältigen und diesen Dank der konsequenten und umsichtigen Ermittlungen im ersten Angriff durch die eingesetzte Streife auch unmittelbar zur Aufklärung gebracht.

Um 09:50 Uhr rief ein sehr erregter Hausbesitzer aus dem H. Ortsteil M. über Notruf an und meldete ganz aufgelöst:

„Hier ist gerade auf meine Tonkatze auf dem Dach geschossen worden. Die wurde getroffen und ist auch beschädigt. Die Splitter liegen noch auf dem Grundstück. Hier stehen viele Nachbarn, die haben alle den Schuß gehört. Kommen Sie bitte schnell!“.

Eine Funkstreife der Polizeistation H. nahm sich des Auftrages an und begann ihre Ermittlungen am „Tatort“. Schnell stellte man fest – ohne daß die Beamten die auf dem Dach angebrachte Tonkatze näher in Augenschein nehmen konnten – die Schilderung des Anrufers traf zu, die Tonkatze wies eindeutig ein Loch im hinteren Bereich auf und Splitter lagen auf dem Grundstück verstreut.

Tonkatze 1

Tonkatze 2

Aufgrund der Aussagen der umstehenden „Zeugen“ erhärtete sich auch der Verdacht, die Beschädigung mußte durch eine Schußabgabe erfolgt sein. Es fehlten „lediglich“ Täter, Waffe, Geschoß und Motiv. Dann entdeckten die Beamten ein Loch im vorderen Bereich der Katze und deuteten dieses Loch richtigerweise als Einschußloch und die Beschädigung im hinteren Bereich als Austritt eines Geschosses.

Mit diesen Erkenntnissen und ihrem Wissen aus dem Bereich Kriminalistik über die Rekonstruktion der Schußrichtung konnte sie nun den Ort der Schußabgabe auf wenige Häuser im umliegenden Bereich eingrenzen und setzten hier ihre – umsichtigen und tadellosen – Ermittlungen fort.

Vor einem dieser Häuser trafen die Beamten einen älteren Mann an, von dem einer der Beamten wußte, daß er Jäger sei. Man befragte den fachkundigen Jäger also zunächst informatorisch, ob er vorhin denn auch einen Schuß gehört habe und nähere Angaben hierzu machen könne. Seltsamerweise wollte der Mann aber keinen Knall gehört haben und machte einen leicht unruhigen Eindruck. Einmal die – offenbar – richtige Fährte aufgenommen, ließen die Ermittler aus dem Streifendienst nun nicht mehr locker und wollten einen Blick auf die Jagdwaffen des Hausbewohners werfen. Bereitwillig führte der Mann die Beamten in einen Raum des Hauses, in dem er die Waffen ordnungsgemäß in zwei Waffenschränken aufbewahrte.

Beim Betreten des Raumes erkannte die Beamten, daß sie der Aufklärung des Falles ganz nahe waren: In der Fensterscheibe des Raumes klaffte ein kreisrundes Loch mit ~ 1 cm Durchmesser und entsprechenden konzentrischen Sprüngen, das eindeutig nur von einem Geschoß verursacht worden sein konnte.

Fenster mit Loch

Mit dieser Tatsache konfrontiert gab sich der Mann geschlagen und rückte schließlich mit der Wahrheit heraus: Der Jäger hatte vor einigen Tagen eines seiner Jagdgewehre zur Reparatur gebracht und nun zurück erhalten. Heute Morgen wollte er die ordnungsgemäß e Funktion des Gewehrs testen. Hierzu führte er – wie er dachte – eine Leerpatrone in die Waffe ein. Der Jäger hätte zuvor besser seine Brille angezogen, denn anstatt der vorgesehenen Leerpatrone lud er eine scharfe Patrone in das Gewehr, zielte grob aus dem Fenster, betätigte den Abzug des Gewehrs und … PENG!

Jagdgewehr

Daß er durch den abgegebenen Schuß im Stile eines Schützenkönigs die in etwa 100 Metern auf dem Dach befindliche, nur ~ 50 x 30 cm große, Tonkatze getroffen hatte, bemerkte der Jäger vor lauter Schreck zunächst gar nicht und wurde erst durch die Beamten davon in Kenntnis gesetzt.

Katze auf demDach

Er hatte nur Angst vor den Konsequenzen seines fahrlässigen Handelns und wollte die Angelegenheit vertuschen. Hier hatte er aber die Rechnung ohne die Spezialisten aus dem Streifendienst gemacht.

Daß er nun die Tonkatze eines Nachbarn ersetzen muß, dürfte dabei noch das geringste Problem sein.

- Ende -

Beinahe Jagdunfall mit Voere LBW

nur anonymisiert zu veröffentlichen

In einer mondbeschienen Dezembernacht 2008 bei etwas Neuschnee beschloß ich noch eine Nachtpirsch auf Wildschweine zu versuchen. Am Beginn der Pirsch adjustierte ich mich mit Fernglas, Schneehemd, nahm die Voere LBW Luxus in .30-06 MJG aus dem Lodenfutteral, drückte den Kugelschreiberspanner halb hinein, lud ein, hängte die Waffe um und zog los. Die Sicht war herrlich, jeden Ast konnte man scharf erkennen! Der Wind ging vom Einstand zu mir auf die Forststraße herunter, dazwischen schneebedeckter, entlaubter lichter Hochwald. Bei weichem Schnee pirschte ich so für 1 Stunde etwa 1 Kilometer, verhoffte immer wieder um zu verlosen und den Gestrüpprand mit dem Glas nach brechenden Sauen abzurät. Dann setzte ich mich, das Gewehr über den Schoß gelegt, an eine Buche und genoß die Stimmung. Leider drehte dann der Wind von mir in Richtung Einstand, sodaß ich die Pirsch abbrach und zum Fahrzeug zurück schlich. Um kein unnötiges Geräusch durch das Herausrepetieren der Patrone so nah am Einstand zu verursachen (wie schon oft gehandhabt), steckte ich die Waffe ins Futteral, stellte sie an den Beifahrersitz und fuhr in die Stadt. Nach dem Einparken nahm ich die Waffe vom Fahrersitz aus über dem Lodenfutteral mittig um sie, Lauf von mir weg, heraus zu nehmen. Dabei löste sich ein Schuß, der zunächst das Lodenfutteral köpfte, sodann die Beifahrertür samt Türgriff waagrecht durchschlug und ein tiefes Loch in die nach dem Gehsteig angrenzende Hausmauer schlug.

Ich hatte offensichtlich beim Ladevorgang bei Pirschbeginn den Kugelschreiberspanner zu weit hineingedrückt, sodaß ich nicht nur die Kammersperre löste, sondern auch die Waffe spannte. Der erste wirkliche Fehler war, in der Dunkelheit nicht, wie auch sonst, mit einem lapidaren Kontrollgriff an den Spanner den Ladezustand der Waffe zu prüfen und dies auch nicht bei der Pirsch von Zeit zu Zeit zu wiederholen. Ich war fast zwei Stunden mit der scharfen Waffe herum gelaufen und legte sie auch noch über den Schoß.

Der zweite Fehler, der für mich oder andere tödlich enden hätte können, war die eingerissene Schlamperei bzw. „Rücksichtnahme auf absolute Ruhe im Revier“, die Waffe nach Beendigung der Pirsch nicht sofort zu entladen und die Sicherheit vor dem Transport noch einmal zu überprüfen. Das einzige, das ich zu meiner Sicherheit (nicht der anderer) berücksichtigt, war der Umstand die Waffenmündung nie auf mich oder andere zu richten. Das hätte bei einem zufällig vorbeigehenden Passanten auch nicht geholfen.

Ich würde mich nach zwanzig Jahren Jagdausübung als geübt in der Waffenhandhabung einstufen. Ich habe beim Heer als Standaufsicht und als Leitender Offizier so manches Schießen mit Infanteriewaffen sicher über die Bühne gebracht und blickte auch schon nach einem Versager in die von einem Rekruten auf mich gehaltene Laufmündung („Herr Leutnant, des schießt net“). Dem Waffenhersteller möchte ich keinesfalls einen Vorwurf machen, vielmehr der auf ihrem Netzplatz schon öfter zitierten nicht funktionierenden Sicherung zwischen den Ohren.

Die Moral aus der Geschichte ist jede Waffe, ob die eigene oder jene des Freundes, der hinter mir geht, als geladen, gespannt und entsichert zu betrachten. Man soll drillmäßig eingebläute Sicherheitsvorschriften wie bei der ersten Übernahme einer Waffe beachten!

NN, Donnerstag, 12. März 2009 15:17