Hans Schomburgk 1936 aus Kap. 5
Am Olifant's Fluß ist eine leichte Fähre, die uns im Gedanken daran, wir sollten auf ihr unsere schweren Lastwagen über den zwar nicht sehr breiten, aber ziemlich tiefen Fluß transportieren, einige Sorge machte. Wir hielten oben am Ufer und ließen die Wagen, abladen. Die Pause benutzten wir, um weiter oberhalb des Flusses einen Flußpferdtümpel zu besuchen, den uns Herr Ledebour freundlicherweise zeigte. Dieser Tümpel liegt abseits vom Wege und ist daher der Allgemeinheit nicht bekannt. Es waren einige Flußpferde zu Hause, aber nur eine kleine Herde, von denen wir einige hübsche Aufnahmen machen konnten, da wir wohl gerade in einen Familienzwist hineingeraten waren und die Tiere sich aus irgenDeinem Grunde jagten. Erstaunlich dabei war, mit welcher Gewandtheit und Leichtigkeit sich diese Kolosse aus dem Wasser werfen können. So sprang zum Beispiel ein Flußpferd glatt über ein anderes im Wasser hinweg. Den Olifant's River überquerten wir ohne jeden Unfall, wenn auch mit gehörigem Zeitverlust. Wir benutzten die Gelegenheit, unserem Freunde Ledebour einen feudalen Abschiedslunch zu geben, zu dem wir einige halbe Flaschen Sekt, den uns Mumm spendete, den Hals brachen. Wir schlugen unsere Tische unter einem wunderbar schattigen wilden Feigenbaum, die in Mengen am Ufer des Olifant's Flusses wachsen, auf. Sobald wir dieses Gewässer überschraten, bemerkten wir eine ausgesprochene Grenze der Flora. Ganz als südlich des Flusses, ist dort ein anderes Land, eher wie Rhodesia als Transvaal. Der Mopanibaum zum Beispiel mit seinen wohlriechenden Blättern wächst südlich des Flusses nur ganz vereinzelt, ist aber hier einer der gewöhnlichsten Bäume des Busches, während die Akazie zwar noch häufig, aber bedeutend weniger vorkommt. Auch die Fauna ist eine andere. Elenantilopen, die, seitdem sie durch die Rinderpest im Jahre 1896 südlich des Olifant's Flusses vollständig vernichtet wurden, kommen hier, wenn auch noch nicht sehr häufig, in ziemlich starken Herden vor. Auch die Pferdeantilope, die wir bisher nur am Prätorius Koop in wenigen Exemplaren sahen, wird hier zahlreicher. Das erste und wichtigste, das uns auffiel, waren Elefantenzeichen. Nicht nur abgebrochene Bäume und Äste, sondern auch große Visitenkarten, die sie auf dem Wege zurückgelassen hatten, erfreuten uns als Zeichen für die Aussicht nun Elefanten zu stoßen. Auf dem nördlichen Ufer des Olifant sahen wir den ersten Baobabbaum, diesen Riesen der Bäume, der mir von Zentralafrika so bekannt war. Dieser Baum, der hier einsam dasteht, ist der am weitesten südlich vorkommende Baobabbaum in ganz Afrika. Ach geologisch ist die Gegend vollständig verändert. Während wir bisher durch die flache Buschsteppe fuhren, kamen wir nachdem wir den Fluß überschritten in hügeliges Gelände, in das Bäche tiefe und steile Täler eingeschnitten hatten. Fächer- und Wedelpalmen trugen dazu bei, der ganzen Gegend ein eher tropisches Aussehen zu geben. Das Letabalager, das wir am Nachmittag erreichten, liegt hoch über dem großen LetabaFluß. Für die Reisenden stehen hier wieder die schon beschriebenen runden löwensicheren Hütten zur Verfügung. Man hat von hier aus einen wunderbaren Blick über den Fluß, der jetzt 'in der Trockenzeit nur wenig Wasser führt und breite Sand- und kiesbedeckte Bänke freiläßt.
Unsere Jagdzüge auf Elefanten mußten wir zu Fuß unternehmen. Durch die Liebenswürdigkeit des dortigen Rangers, Crous, der uns auch auf diesem Unternehmen begleitete, bekamen wir einige Träger, die wir mit dem Lastwagen aus einem zirka 15 Kilometer von Letaba gelegenen Dorfe holten. Jetzt sollte es in einen Teil des Reservates, der noch nicht erschlossen ist hineingehen - in die richtige Wildnis. Tage, wie ich sie früher auf der Elefantenjagd erlebt hatte, standen uns bevor. Auch unser Freund Frank, der die meisten Abenteuer mit uns bestanden hatte, wollte trotz seiner beinahe sechzig Jahre nicht darauf verzichten, unsere Arbeit mit Elefanten kennenzulernen. Nach dem, was mir Colonel Stevenson Hamilton bestätigte, waren im ganzen Bezirk nur zwei schwache Elefantenherden und einige Bullen bekannt. Schon der erste Marsch über zeugte mich indessen, hier müsse ein Irrtum vorliegen. Zwar sahen wir wir keine Elefanten, doch die vielen Spuren, die ich prüfte, ließen mich wissen, das Land müsse elefantenreicher sein, als man bisher annahm. Kreuz und quer durchzogen wir das Elefantenrevier. Allenthalben waren die Spuren der Dickhäuter zu sehen, aber eine Woche verging, bis wir sie endlich selbst vor die Kamera bekamen. Dann konnte ich an einem Tage Crous zwei Herden Elefanten zu je 30 Stück zeigen und ihn davon überzeugen, man hatte sich in der Anzahl geirrt. Auch frische Spuren einzelner Bullen fanden wir, aber erst spät am Nachmittag, so daß sich des zweifelhaften Lichtes wegen nicht lohnte, ihnen zu folgen. Aber nicht genug damit, zwei Herden photographieren zu können und viele Bullenspuren zu sehen, Mister Frank stellte noch eine dritte Herde fest, in die er, wie er nachher sagte, sehr gegen seinen Willen geriet, nachdem er uns eine Zeitlang beobachtet hatte, wie wir waffenlos Elefantenaufnahmen machten, und er zu unseren Trägern zurückkehren wollte, da er sich im Wege fühlte. Ich schätzte, im Letawabezirk müßten sich mindestens zweihundert Elefanten ständig ihren aufhalten, einzelnen Bullen, die das Land durchstreifen, nicht gerechnet. Ich glaube, diese Elefanten werden noch eines Tages Schwierigkeiten machen. Immer mußte ich an die Elefanten im Adobusch bei Port Elizabeth in der Kapokolonie denken. Auch hier hatte man seit langer Zeit eine Herde Elefanten geschont, die mit der Zeit alle Scheu vor den Menschen verloren und nicht nur in die umliegenden Pflanzungen einbrachen, sondern auch Reisende ohne Grund annahmen. Diese Tiere wurden mit der Zeit so frech, daß sich die Regierung gezwungen sah, Berufsjäger anzustellen, um die Elefanten abzuschießen. Die Elefanten, die sozusagen eingeschlossen - dies natürlich nur bildlich gemeint - und unter unnatürlichen Lebensbedingungen seit ungefähr hundert Jahren gelebt hatten, begannen auch schon zu verkümmern. Sie waren bedeutend kleiner, und auch ihre Zähne waren viel schwächer geworden, als die der in der Wildnis lebenden. Hierzu kam, sie wurden sehr mißtrauisch und befanden sich in einem ständig gereizten Zustande, der sie besonders in dem dichten Busch so gefährlich machte, daß man im Juni 1919 beschloß, sie auszurotten. Jedoch wurde dieser Abschuß nur teilweise durchgeführt. 1929 wurden sie ein öffentliches Ärgernis und alle möglichen Pläne wurden erwogen, aber zu einer Lösung entschloß man sich noch nicht. Wie gesagt besteht nun die Gefahr, daß die Elefanten im Letabagebiet mit der Zeit alle schlechten Charaktereigenschaften der Adobuschelefanten übernehmen werden. Deshalb ist sehr zu überlegen, ob man diesen Teil des Reservates überhaupt dem Publikum zugänglich machen kann. Da wir nur wenige Träger hatten, die wir hauptsächlich brauchten schwere Filmapparate zu tragen, konnten wir nur das Allernotwendigste mitnehmen und mußten sogar auf Rasierapparate verzichten. Jeder hatte nur eine Decke und den Klepperschlafsack. Wir schliefen auf der Erde auf einer Grasunterlage, die aber nur eine schwache Hilfe gegen die harten Steine war. Ich muß gestehen, daß ich hier zum erstenmal in meinem Leben gemerkt habe, daß Steine hart sein können. Früher, als junger Mensch, hat man sowas gar nicht gemerkt. Man schlief mit dem Sattel als Kopfkissen auf einer Decke, buddelte sich ein Loch, in welches die Hüfte hineinpaßte, und Steine und andere Unebenheiten machten nichts aus. Auch mit unserer Verpflegung war es sehr bescheiden bestellt. Ich denke immer an einen Abend, als wir ein malerisches Lager hoch über dem LetabaFluß bezogen hatten und jeder zum Abend nur einen kleinen, im Fluß gefangenen .Fisch bekam. Unseren Freund Frank hatten wir zum Koch ernannt, da er uns in den bequemen Rastlagern so viel von seiner afrikanischen Kochkunst erzählt hatte, die er sich auf manchem Treck durch Südafrika angeeignet haben wollte. Ich glaube, er hat es auf dieser Reise bereut, daß er je von seiner Kochkunst gesprochen hat, denn so viel wie Frank ist wohl selten ein Mensch geneckt und geärgert worden 170, der aber alles mit Humor über sich ergehen ließ. Man soll in Afrika nicht zu viel von seinen Fähigkeiten reden, denn man wird zu leicht beim Wort genommen! Zum Trost konnte ich Frank erzählen, wie es mir einmal ging, und zwar in Daressalam, wo ich mit dem berühmtesten aller Elefantenjäger, dem Engländer Jimmy Sucherland, zusammentraf. Sutherland ist wie die meisten Elefantenjäger kein Riese. Er ist kleiner als ich, kräftig und untersetzt. Wir waren in einem größeren Kreise im alten Hotel Kaiserhof lustig beisammen. Irgendwie kam das Gespräch auf Boxen, und in meinem jugendlichen Leichtsinn mußte ich natürlich von meiner Boxerkarriere in der Natal-Police erzählen. In vorgerückter Stunde nahm ich den Mund ziemlich voll. Sutherland hörte aufmerksam zu, stand dann plötzlich auf, ging auf sein Zimmer und kam mit einem Satz Boxhandschuhen wieder herunter. ,,Na", sagte er lächelnd, ,,wenn Sie so gern boxen, können wir ja mal ein paar Runden machen." Mißtrauisch sah ich ihn an, dachte aber innerlich: was kann Dir schon passieren, wo er doch kleiner und leichter ist als du. Einen Zurückzieher konnte ich in der großen Gesellschaft nicht machen. Kurz und gut, wir zogen die Handschuhe an, gingen auf den Hof und nachdem Sutherland zwei oder drei Runden mit mir gespielt hatte, kam für mich das plötzliche Ende. Nachher stellte sich heraus, daß Sutherland seiner Zeit Leichtgewichtsmeister der englischen Armee war. Seit jenem Tage spreche ich nicht mehr über meine Boxkünste, besonders da ich weiß, daß ich es auf diesem Gebiet nie zu einer besonderen Vollkommenheit gebracht habe.
Elefanten in Rhodesien auf Ingwe
Abends am Lagerfeuer drehte sich unser Gespräch stets nur um Elefanten. 'Wir matten am Tage an einem Ameisenhügel deutlich gesehen, daß dort ein Elefantenbulle gelegen hatte. Der untere Zahn war tief in den Lehm eingedrückt. Ich schätzte nach meinen Erfahrungen die Zähne dieses Bullen auf zirka 50 Pfund das Stück. Als ich meinen Kameraden dann erzählte, daß die größten Zähne, die heute bekannt sind, das Stück 226 ½ Pfund wiegen und eine Länge an der Kurve gemessen 10 Fuß 2½ englische Zoll haben und der Umfang an der Basis 24½ Zoll beträgt, wollte man es mir gar nicht glauben, und dabei mißt doch der längste Zahn, der je gemessen wurde, sogar 11 Fuß 5½ Zoll. Der englische Fuß ist ungefähr 3 zu 1 Meter zu rechnen. Ein ausgewachsener Elefant wird, allerdings nur in Ausnahmefällen, über 4 Meter hoch und wiegt bis zu 6 Tonnen. Dies ist der beste Beweis, wieviel größer der afrikanische Elefant wird als der indische, bei dem solche Maße und Gewichte nicht annähernd erreicht werden. Alle oben genannten Maße sind nicht etwa geschätzt, sondern dokumentarisch festgelegt. Der Elefanten Geruchsinn, der Menschen schon auf 500 Meter Entfernung bei nur leichtem Wind wittern kann, ist auch bewundernswert. Hierin ist er jedem anderen Tier der Welt weit überlegen, während er andererseits sehr schlechte Augen hat. Ssich einem Elefanten, wenn der Wind richtig steht, bis auf wenige Schritte zu nähern ist daher keine Kunst. Ich sage immer, man kann so lange an einen Elefanten herangehen, bis einem das Herz in die Hose fällt. Eingeborene und auch europäische Jäger haben es aus Übermut oder um einer Wette willen schon fertiggebracht, einen Elefanten mit der Hand zu berühren. Auch ich hätte beinahe einmal das Glück gehabt, einen Rekordelefanten zu erlegen. Es war in Deutsch-Ostafrika. Die schwersten Zähne, die ich bis dahin erbeutet hatte, wogen das Stück 98 und 99 Pfund, die 100-Pfund-Grenze habe ich leider nie überschritten. An einem Morgen, ich jagte am RufiyiFluß, führte die Fährte eines mächtigen Bullen vom Fluß, wo er getrunken hatte, in den lichten Busch. Mit meinem Gewehrträger nahm ich die Fährte auf. Ich gab den Trägern den Befehl, eine Stunde zu warten, bevor sie mir folgen sollten, das heißt ich zeigte ihnen die Zeit an der Sonne, wann sie nachkommen müßten. Dies ist eine übliche Regel auf der Elefantenjagd. Damit die Träger ohne Schwierigkeit die Fährte halten können, bricht man im Gehen fortgesetzt kleine Zweige und - falls Elefantenfährten die aufgenommene Fährte kreuzen - schließt man den feg, den die Träger nicht 'benutzen sollen, das heißt man bricht einen Zweig ab und legt 172 ihn quer darüber. Sehr bald merkte ich, daß wir uns dem Bullen näherten. während er erst in gerader Linie vom Flusse ohne Aufenthalt marschiert war, fing er nach ungefähr vier oder fünf Kilometern an, im Zickzack zu gehen und zu äsen, aber immer noch war die Fährte nicht warm. Der Tau der Nacht lag noch auf dem Trittsiegel .des Elefanten. Auch die Losung, die wir in großen Abständen fanden, war kalt. Gegen Mittag änderte sich das Bild. Alle paar hundert Meter fand sich Losung, die von Fall zu Fall frischer wurde. Die erste warme Losung, die wir fanden, war für mich das Zeichen, meine schweren Jagdstiefel aus- und Tennisschuhe, die ich immer u diesem Zwecke mit mir führte, anzuziehen. Meinen Patronengürtel mit den schweren Elefantenpatronen hatte ich schon vorher angelegt. Ich jagte in jenen Tagen mit der schwersten Büchse, die überhaupt je gebaut wurde, einer englischen Doppelbüchse mit Selbstauswerfer, Kaliber 600. Dieses entspricht ungefähr 14 Millimeter. Es führt ein Vollmantelgeschoß im Gewicht von 75 Gramm, getrieben von einer 10 Gramm Nytroladung. Mein Fährtensucher, ein Awemba, den ich aus Rhodesia mitgebracht hatte, hielt plötzlich und horchte. Er hatte das Knacken eines Zweiges oder irgenDein anderes vom Elefanten herrührendes Geräusch gehört. Mein Gehör war nie so gut wie das eines Negers. Schuld daran trug vielleicht die schwere Elefantenbüchse, deren starke Explosion ungünstig auf mein Gehör gewirkt hat. Sehen konnte ich aber mindestens ebensogut wie der beste Eingeborene, nachdem ich mich einmal an die afrikanische Jagd gewöhnt hatte. Anfangs ging es mir wie jedem Europäer, der zuerst nach Afrika kommt und ein Stück Wild im Gelände häufig auf kurze Entfernung nicht ausmachen kann, das ihm ein Eingeborener zeigt, der über die schlechte Sicht seines Herrn einfach verzweifelt ist. Nun pirschten wir vorsichtig weiter. Plötzlich sahen wir den Elefanten, der ruhig äsend durchs Gelände zog. Ohne Schwierigkeiten konnte ich mich ihm bis auf zirka 50 Meter nähern, und als sein massiger Schädel hinter einem verdeckenden Busch hervorkam, sah ich ein paar Zähne, wie ich sie nie vorher, oder 173 noch vor Dunkelwerden in die Dörfer kommen, ruhig von Hütte zu Hütte gehen und sie mit dem Rüssel beschnuppern, bis sie den Kornspeicher der Eingeborenen gefunden haben, dessen Dach sie dann abdecken und sich an den gespeicherten Vorräten gütlich tun. Im Reservat zwischen Rufiyi- und RuahaFluß in Deutsch-Ostafrika zeigte mir ein Jumbe (Dorfschutze) eines Tages, als ich mich auf dem Durchmarsch befand, einen Kornspeicher, der in der Nacht vorher von Elefanten abgedeckt und geleert worden war. Elefanten richten auch heutigentages noch große Verwüstungen in den Feldern der Eingeborenen an, ist ja allgemein bekannt. Elefanten sind in der Nacht absolut furchtlos. Im Gegensatz zum Raubwild, das man durch Feuer verscheuchen kann, werden Elefanten vom Feuer angezogen. Es ist daher notwendig, wenn man nachts Elefanten ums Lager hat, was auf der Jagd leicht .geschehen kann, alle Feuer sofort auszulöschen, um die Tiere nicht zu reizen. Wittern sie in der Nacht den Menschen, so nehmen sie so gut wie gar keine Notiz von ihm, und es kommt fast nie vor, ich kenne jedenfalls keinen Fall, daß Elefanten in der Nacht ein Lager überfallen hätten.
Hans Schomburgk links mit seinem Reisekameraden Capt. Hemming im Loangawatal im Jahre 1907
Meinem Freunde, Captain Hemming, ist es allerdings einmal passiert, daß eine Elefantenkuh in der Nacht seine mußassa, das ist ein kleiner Schutzkraal, in dem man in der Trockenzeit schläft und der gegen Löwen Schutz bietet, die halbe Nacht hindurch umkreist und alle Augenblick mit dem Rüssel von oben hinein gewindet hat. Er wagte sich nicht zu rühren und hat vor Schreck beinahe graue Haare bekommen. Die Eineborenen kennen die Eigenschaften der Elefanten sehr gut, und wenn eine Herde nachts den Gärten einen Besuch abstattet, so versuchen sie, durch Schreien und Trommeln die Tiere zu vertreiben oder feuern Schüsse ab, wenn sie Gewehr haben. Hilft dies nichts, so bleibt nichts anderes übrig, als die Elefanten in Ruhe zu lassen und mit anzusehen oder in .der Nach vielmehr anzuhören, wie sie nicht nur die Felder abernten, sondern auch mutwillig zerstören. Ich sah verschiedentlich ganze 176 Bananenhaine, die in einer einzigen Nacht von Elefanten vollständig flachgetrampelt waren, nachdem sie die Früchte abgeäst hatten. Ein Fall ist mir aber bekannt, in dem ein Elefant nachts ohne Ursache zum Angriff überging. Ein griechischer Händler in Ostafrika, der vorher treu und brav in seiner Duka die Eingeborenen mit den Produkten der europäischen Zivilisation beglückt hatte, wollte auch einmal auf Elefantenjagd gehen. Die Elfenbeinkarawanen, die in jener Zeit zur Küste kamen, hatten seinen Ehrgeiz und wohl in erster Linie seinen Erwerbssinn aufgestachelt. Der gute Mann war sicher ein äußerst tüchtiger Händler, aber von Jagd hatte er keine blasse Ahnung. Nachdem er seine Karawane zusammengestellt hatte, zog er mutig und Gott vertrauend hinein in den wilden Pori, um dem Tembo das kostbare Elfenbein abzujagen. Im Elefantenrevier angelangt, kam er nach einigen Tagen an einen ausgetretenen Elefantenwechsel, der über Berge und Hügel ins Tiefland am RuahaFluß hinunter führte. Sein eingeborener Jäger zeigte ihm die Fährte der Elefanten, die er als Neuling gar nicht erkannt hätte. Er hat sicher den Pfad für einen Eingeborenenweg gehalten. ,,Nun", sagte er sich, ,,hier ist ein großer Elefantenwechsel, auf dem die Elefanten sicher eines schönen Tages, wenn ich hier warte, vorbeikommen müssen." Gegen den Ratschlag seines Führers schlug er mitten auf dem Elefantenwechsel sein Zelt auf. Zwei, drei Nächte vergingen, Ruhe und Frieden herrschte im Busch und unser Grieche begann schon ungeduldig zu werden. Er war nicht in den Busch gezogen, um dort in seinem Zelt zu sitzen, nein, Abenteuer wollte er erleben. Die erlebte er schon in der nächsten Nacht.
Heraus aus den Bergen, aus den zerklüfteten Schluchten, wo sie die frischen Bambusschößlinge geäst hatten, zog in dunkler Nacht eine Herde Elefanten. Das Leittier, vielleicht ein Bulle, wahrscheinlich aber eine alte Kuh, kam in dem langen, federnden Reiseschritt, den die Elefanten, wenn sie lange Strecken zurücklegen wollen, benutzen, gefolgt von der Herde, ahnungslos auf dem Wechsel da her, den ihre Vorfahren schon seit Jahrhunderten benutzt hatten. Sie marschierten mit dem Wind. Es war Nacht und nachts fürchtet der Elefant sich nicht, während er am Tage, durch die vielen Jagden gewitzigt, nach Möglichkeit immer gegen den Wind geht, um schon von weitem jede mögliche Gefahr zu wittern. Ruhig und friedlich mit dem schlenkernden Rüssel und schlagenden Ohren zieht die Herde dahin. Plötzlich stutzt das Leittier. Etwas Ungewohntes steht auf dem Wege. Was ist denn hier los? Wer wagt es, unseren Weg zu versperren? Mit tastendem Rüssel, die großen Ohren weit ausgespreizt, um jedes Geräusch aufzufangen, geht es vorsichtig weiter. Dicht vor dem Zelt hält es und hinter ihm steht die ganze Herde, aber jetzt sind alle Rüssel hoch in der Luft, alle Ohren nach vorn gerichtet. Gefahr hat das Leittier gemeldet! Dicht am Zelt angekommen, wittert es den Menschen. Von hinten nach vorn wiegt sich der Elefant, wie er es immer tut, wenn er zum Angriff vorgehen will. Dann plötzlich der Angriffsruf, der so klingt, als ob auf nassem Asphalt ein Auto mit voller Kraft plötzlich abbremst, und der dem, der ihn je gehört, unvergeßlich bleibt. Es stürzt auf das Zelt zu und fegt mit einem Schlag des Rüssels Zelt, Bett und Mensch in Höhem Bogen durch die Luft hinein in den Busch. Unser griechischer Freund war zu seinem Glück betäubt. Nicht einen Schrei konnte er ausstoßen, keinen Ton von sich geben. Wieder stehen die Elefanten regungslos, die Rüssel hoch erhoben. Sie saugen die Luft ein, zum Glück vergeblich, der Wind steht günstig für das arme Häufchen Mensch, das unter seinen Zelttrümmern in den Dornen liegt. Bedächtig schüttelt das alte Leittier seinen schweren Schädel, brummt vor sich hin, als wenn es sagen wollte: ,,Das wäre doch noch Schönr, wenn man uns hier unseren alten Weg versperren wollte", und zieht dann weiter, gefolgt von der nun auch wieder beruhigten Herde. Dem guten Griechen war außer dem Schreck nichts zugestoßen. Sicher bekam er ein paar Schrammen von den Dornenbüschen weg, aber sein Abenteuer erlebt er, und gleich solch eines, das ihm die Elefantenjagd für immer verlitt. Schon bevor europäische Gewehre nach Afrika kamen, also vor langer Zeit, stellten die Eingeborenen in einigen Teilen Afrikas den Elefanten nach. Es gibt aber auch Gegenden, in denen die Elefanten friedlich mit den Ureinwohnern lebten. Im nordöstlichen Afrika am AdbaraFluß und seinen Zuflüssen und in den großen Steppen, die sich zwischen Cordofan und Dar-fur erstrecken, gab es, noch gar nicht lange her, unter den dort lebenden Nomadenstämmen die berühmten Schwertjäger, die Agagir. Sie jagten Elefanten, Nashörner und Büffel mit ihren langen Schwertern. Die Jagd spielte sich so ab, daß einige der gut berittenen Leute den Elefanten zum Angriff reizten. Sobald der Elefant die Verfolgung aufnahm, ritten andere von hinten an ihn heran, bis sie mit dem jetzt blind dahinrasenden Tier auf gleicher Höhe waren. Sie sprangen vom Pferd und schlugen, indem sie ihr Schwert mit beiden Händen faßten, dem Elefanten die Achillessehne durch. Um das Schwert mit beiden Händen packen zu können, umwickelten sie den oberen Teil dicht unter der Querstange des Griffes mit Zeug oder Leder. Die umwickelte Klinge nahmen sie in die rechte Hand und den Griff in die linke, um so mit dem scharf geschliffenen, gut gefetteten unteren Klingenteil den Schlag auszuführen. Einige von ihnen verstanden sogar vom Pferde herunter, nur mit einer Hand, diesen Hieb anzubringen. Meist ritten sie auf ungesatteltem Pferde, um leichter abspringen zu können. Andere Stämme jagten wieder mit einer langen schweren Lanze, die am hinteren Ende noch mit einem Holzblock beschwert war, um dem Stoß eine größere Wucht zu geben. Diese Jäger, die genau wußten, daß der Elefant nach hinten überhaupt nichts sieht und daß man sich ihm bei günstigem Wind - wie schon früher erwähnt - auf jede Entfernung nähern kann, pirschten vorsichtig dem Elefanten nach. Wenn sie in günstigem Gelände nahe genug, das heißt auf ein bis zwei Schritt herangekommen waren, stießen sie dem ahnungslos vor ihnen herschreitenden Dickhäuter die schwere Lanze in den zwischen Ge 178 179 schlechtsteil und Öffnung des Afters befindlichen Raum, der nur von einer weichen Haut bedeckt ist. Ein Elefant, dem die Achillessehne durchgeschlagen ist oder der einen Schuß in das tiefsitzende Kniegelenk des Vorderbeins bekommen hat, ist absolut wehrlos. Auf drei Beinen kann er sich nicht bewegen, und so ist es dann ein leichtes, ihn mit Speeren zu töten. Der Elefant dagegen, dem die schwere Lanze die Gedärme zerrissen hat, ist immer noch ein gefährlicher Gegner, und es ist selbstverständlich, daß auf diesen Jagden häufig Unglücksfälle vorkamen. Wieder eine andere Jagdmethode, die in den Urwaldgebieten angewandt wurde, bestand darin, daß die Eingeborenen bestimmte Urwaldbezirke, von denen sie wußten, daß die Elefanten sie gern benutzen, mit aus Lianen der Urwaldbäume geflochtenen Kraalen abschlossen. Diese Kraale wurden aber nicht fest angelegt, sondern die Lianen wurden lose von Baum zu Baum geschlungen, so daß sie, wenn die Elefanten dagegen liefen, nachgaben und die Tiere sich in den federnden Lianen verwickelten. Sobald einer der Elefanten hoffnungslos in dem Lianengewirr verstrickt war, gingen die Jäger heran, um ihn dann mit Speeren zu erlegen. Zu diesem Jagdzweck wurden riesige Treiben veranstaltet. Nachdem Späher gemeldet hatten, daß sich Elefanten in oder vor dem mit Lianen abgesperrten Bezirk befanden, kamen Hunderte und aber Hunderte Eingeborenen kamen zusammen. Mit Trommeln, Geschrei und Feuerbränden wurden die Tiere in ihr Verderben getrieben. Die einfachste und wohl am meisten angewandte Art Elefanten zu jagen war aber war einen selbsttätigen Fallspeeres aufzuhängen. Über einen Elefantenwechsel wurde an einem starken querstehenden Ast eines Höhen Baumes ein Fallspeer angebracht, der mit einem schweren Holzblock versehen war. Auf dem Wechsel wurde ein Selbstauslöser angebracht, das heißt auf zwei niedrigen Gabelstützen ein Querbalken, der, wenn ihn der Elefant im Vorbeigehen berührte, absprang und so den Speer, der mit jenem mit einem Tau verbunden war, auslöste. Der schwere Speer fiel dem Elefanten auf den Rücken. Von der Wucht des Holzklotzes getrieben, drang der Speer so tief ein, daß er häufig gleich ein lebenswichtiges Organ des Elefanten traf. Aber auch in dem Falle, daß dies nicht eintrat, bohrte sich der Speer durch die Erschütterung des Laufes des flüchtigen Tieres tiefer und tiefer ein, bis der Elefant, vom Blutverlust geschwächt, sich einstellte und die Jäger in Ruhe den Tod ihres Opfers abwarten konnten. Flußpferdjäger, die die Flußpferde mit Harpunen jagten, habe ich selbst noch kennengelernt, und zwar die Wakonde am Nordufer des Nyassasees. Die Wakonde sind im allgemeinen zu den faulsten und gleichgültigsten Negern zu rechnen. Sobald sie aber in ihren kleinen schmalen Kanus auf Flußpferdjagd ausziehen, sind sie nicht wiederzuerkennen. Die Kanus, die sie zur Jagd benutzen, sind schmal, aber verhältnismäßig lang. Vorn im Bug, den linken Fuß auf die Bootsspitze gestützt, steht .der Jäger, die schwere Harpune in der rechten Hand. Diese Harpune ist eine einfache Lanze, an deren hinterem Ende ein runder Block aus leichtem Weichholz aufgesteckt ist. Das Harpunentau ist um den Schaft der Lanze herumgewickelt. Drei oder vier Paddler treiben, ebenfalls stehend, das schmale Kanu mit großer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit vorwärts. Sobald die Jäger Flußpferde ausmachen, fahren sie auf diese zu. Nun beginnt ein Kampf, der jeden Zuschauer zur wahrhaften Begeisterung bringt. Die Flußpferde tauchen sofort unter, wenn sie das Kanu auf sich zuschießen sehen. Im klaren Wasser des Sees kann man aber ihre Bewegungen, wenn auch nur undeutlich, verfolgen. Die Wakonde sind aber derartig vertraut mit der Lebensgewohnheit der Tiere, daß sie ihnen, wenn sie unter Wasser schwimmen, auch dort folgen können, wo ein Europäer nicht das geringste Zeichen eines Flußpferdes gewahren würde. Das verfolgte Tier muß nach einiger Zeit, um Luft zu holen, wieder an die Oberfläche kommen. Diese Gelegenheit benutzt der Harpunier, um mit tödlicher Sicherheit seine Harpune zu werfen. Sobald die Harpune aufschlägt, löst sich der Block und treibt wie der Schwimmer einer Angel auf der Oberfläche. Die schwimmende Pose erleichtert das ziehende Tieres zu verfolgen und jedesmal, wenn es zum Atmen kommt, wird ihm Harpune auf Harpune in den Rücken geworfen. Im ersten Schreck versucht das Flußpferd, seinen Verfolgern zu entkommen. Nach der zweiten oder dritten Harpune aber wird es zur Wut gereizt und greift an. In den seltensten Fällen gelingt es ihm, daß äußerst geschickt kreuz und quer gesteuerte und mit großer Schnelligkeit dahingleitende Kanu zu erreichen. Packt das Tier aber das Kanu, so ist es nicht ungewöhnlich, daß es dies mitten durchbeißt und mit seinem Biß auch einen der Jäger tötet. Meistens aber springen die Bootsleute rechtzeitig ins Wasser. Die Eingeborenen tauchen trotz der Krokodile, die durch das Blut des Flußpferdes angelockt werden, so tief wie nur möglich, da sie wissen, das wütende Tier sucht seine Gegner nur auf der Wasseroberfläche. Nach einem solchen Unglücksfall kommen dann andere Kanus zu Hilfe, um die Schwimmer aufzunehmen. Wie mir die Leute erzählten, wird einer der Jäger nur selten von einem Krokodil gepackt. Die Jagd geht nun hin und her, bis das Flußpferd, vom Blutverlust geschwächt, nur noch schwachen Widerstand leistet und dann mit langen Speeren getötet werden kann. Flußpferde und auch Elefanten werden in Gruben gefangen. Tiefe Gruben werden auf dem Wechsel der Tiere angelegt und sorgfältig abgedeckt. Die Elefanten- und Flußpferdgruben haben häufig noch spitze Pfähle auf dem Boden, auf welche sich das unglückliche Tier aufspießt. Einmal in der Grube, kann es mit Speeren leicht erledigt werden. Elefanten und überhaupt Dickhäuter in Gruben zu fangen ist aber nicht sehr beliebt, da die jungen Tiere meist vor der Mutter gehen, dadurch als erste in die Grube fallen und von den alten Tieren wieder herausgeholt werden. Letzteres trifft allerdings nur bei Elefanten zu, da Flußpferde und Nashörner kaum die Möglichkeit haben, ihre Jungen zu retten. Elefantenjäger stellen bei den Eingeborenen etwas Besondere dar, galt doch auch bei den Abessiniern der Löwe soviel wie zwei erschlagene Feinde und der Elefant soviel wie sechs. Kein Wunder daher, daß auch der europäische Elefantenjäger bei den Eingeborenen immer hoch angesehen waren. Elefanten zu jagen ist für die Eingeborenen, die mit Speeren, Schwertern oder mit ihren alten Vorderladergewehren jagen, so gefährlich, daß vor Beginn der Jagd große Fetischzeremonien durchgeführt werden, um dem Jäger Schutz zu geben. Nicht nur der Jäger, sondern auch die Elefantenbüchse, die er führt, wird mit Amuletten geschmückt. Der Aufbruch zur Jagd ist immer ein Ereignis, das bei verschiedenen Stämmen in verschiedener Weise, aber immer unter strenger Beobachtung der vorgeschriebenen Sitten durchgeführt werden muß. Bei einigen Stämmen ist es Sitte, daß der Elefantenjäger die Nacht vor dem Aufbruch sein Gewehr, in Matten eingerollt, in den Busch trägt. Am nächsten Morgen verläßt er das Dorf, als wenn er sich nur auf seine Felder zur Arbeit begeben wollte. Andere wieder müssen vor Tageslicht aufbrechen. Sie dürfen, nachdem das Gewehr vom Fetischpriester geweiht ist, dies geschieht einige Tage vor dem Aufbruch zur Jagd, nicht in der Hütte ihrer Frau schlafen, geschweige denn mit einer Frau geschlechtlichen Verkehr haben. Der Tag des Aufbruchs wird immer vom Fetischmann festgesetzt. Trifft der Elefantenjäger einen schlafenden Elefanten, so bedeutet es, daß der nächste Elefant ihn tötet, und er gibt in diesem Falle häufig die Jagd ganz auf, wenn nicht sein Fetischpriester durch Anwendung von allerlei Hokuspokus dieses schlechte Omen wieder aufhebt. Es bedeutet ebenfalls den Tod des Elefantenjägers, wenn seine Frau ihm während der Zeit, die er vom Dorf auf Elefantenjagd abwesend war, untreu wird. Im Urwald, in dem ja der Aberglauben und der Fetischkult bedeutend größeren Einfluß auf das Leben der Eingeborenen hat als auf der freien Steppe, gibt es der Sage nach Menschen, die gewisse Tiere hinter sich haben, wie der Eingeborene sich ausdrückt, das heißt sie sollen die Fähigkeit besitzen, die, ihnen verwandten Tiere anzulocken. Dies darf man nicht mit dem Totemtier verwechseln, das ein Heiligtum einer ganzen Sippe bildet und dessen Tötung und Fleischgenuß verboten ist. Mir wurden im Urwald von Liberia Leute gezeigt, die Leoparden hinter sich haben sollten. Ich glaubte, es hier mit Mitgliedern des furchtbaren Leopardenordens au tun zu haben, die in Felle von Leoparden gehüllt mit eisernen Krallen an den Fingern Menschen überfallen und zerfleischen. ,,Aber nein", sagte mir mein Gewährsmann, ,,die Leopardengesellschaft gibt es bei uns nicht mehr, die gibt es nur bei unserem Nachbarstamm. Es ist ja immer der Nachbarstamm, der alles Böse tut. Fragt man nach Kannibalen in einem Lande, deren Einwohner bestimmt ein gut gebratenen Säugling nicht verachten, so bekommt man zur Antwort: ,,Nein, wir nicht, das sind unsere Nachbarn." Ist eine Karawane überfallen oder sind Leute ermordet worden, immer sind das die bösen Nachbarn gewesen. Jene Tiermenschen, wie ich sie nennen will, sind vollständig harmloser Natur und leben wohl wirklich nur in der Phantasie. Ich hatte einmal auf einer Elefantenjagd einen ,,Elefantenmenschen“ mit. Bis der sich überhaupt entschließen konnte aufzubrechen, dauerte Tage, denn immer wieder hatte der Fetischpriester ungünstig wahrgesagt. Als wir ums schließlich Elefanten näherten, verschwand der hoffnungsvolle Elefantenjüngling, um, wie er sagte, uns die Elefanten, die sich in einem tiefgelegenen Kessel mit Höhem Bambusbestand aufhielten, in den ich ihnen nicht folgen konnte, zuzuführen. Allerdings hatte der Elefantenmann so wenig Ahnung von und Wirkung auf seinen Tierbrüdern, daß die ihn kurzer Zeit windeten und auf Nimmerwiedersehen verschwanden. In vielen Teilen Afrikas hörte ich auch von Geisterelefanten gehört, die den Jäger narren und ihn, ohne selbst zu erscheinen, umbringen. Jene Elefanten sollen plötzlich verschwinden können. Sollte sich im Innern Afrikas schon ein Zauberkünstler aufgetan haben, der, wie bei uns im Variete einen Elefanten verschwinden lassen kann!? Daß Elefanten wie ein Geist verschwinden können, habe ich dutzende Male erlebt. Eben stand er noch ruhig äsend zwanzig bis dreißig Schritte vor einem im Busch, plötzlich fühlt man einen lieblichen Windstoß im Nacken und ohne geringste Geräusche schwindet der Elefant. Kein Laie will einem glauben, selbst im dichtesten Urwald flüchtet ein Elefant auf wenige Schritte Entfernung und zieht durch den Urwald, ohne daß man das leiseste Geräusch hört. Diese Tatsache wird jeder Elefantenjäger bestätigen. Plötzlich vom Tode zum Leben zu erwachen ist eine andere geisterartige Erscheinung des Elefanten. Tragische und komische Fälle dieser Art sind mir bekannt. Eines Tages westlich vom Bangweolosee schoß ich einen mittelstarken Bullen. Auf meinen Blattschuß - ich betone Blattschuß, nicht Kopfschuß - brach er zusammen. Ein Elefant mit Kopfschuß sinkt häufig wie vom Blitz getroffen betäubt nieder, als ob die Beine unter ihm weggeschnitten würden. Er fällt nicht einmal auf die Seite, ist nur betäubt und in wenigen Sekunden kommt er wieder hoch und flüchtet. Beim Blattschuß dagegen ist das anders. Fällt ein Elefant mit Blattschuß, so kann man eigentlich mit tödlicher Sicherheit annehmen, er sei wirklich und endgültig tot. Mein Elefant brach zusammen und fiel auf die Seite. Einer meiner Leute stieß einen Freudenschrei aus, lief auf den Elefanten zu und schlug ihm mit seiner kleinen Axt den Schwanz ab. Während er noch an dem Schwanz riß und die Sehnen mit dem Messer auseinandertrennen wollte, kam der Elefant plötzlich hoch und flüchtete. Wer von uns allen, die dabei waren, das dümmste Gesicht zog, möchte ich heute selber wissen. Glücklicherweise hatte ich unbewußt meine schwere Elefantenbüchse wieder geladen und nach zwei weitere Schüssen brach der Elefant, diesmal aber endgültig, zusammen. Ähnliches erlebte mein Freunde Jimmy Sutherland. Er hatte einen Elefanten mit Blattschuß mit seiner schweren Büchse gestreckt, ging auf ihn zu und, da jener sich nicht rührte, setzte sich auf das tote Tier. Ganz unerwartet holte mit einem Male der tote Elefant tief Atem und Jimmy rutschte mit affenartiger Geschwindigkeit schleunigst von seinem Sitz herunter. Gleich darauf hob sich der Elefant, wenn auch nur sehr schwankend, wieder hoch und auch hier bedurfte es zweier weiterer Schüsse, um ihn endgültig ins Jenseits zu befördern. Tragisches, irgendwo in Deutsch-Ostafrika zwischen Rufiyi- und RuvumaFluß, geschah dem mir bekannten deutschen Elefantenjäger Ringler. Beiden Ringler-Brüder lernte ich bei Behobeo kennen. Den dritten Ringler-Bruder später als Schwiegervater meines Kameraden und Chefoperateurs Paul Lieberem in Berlin begrüßen zu können, war ein eigentümliches Schicksalsspiel. Um jeder für sich Elefanten zu jagen hatten sich die Ringler-Brüder vom Lager aus getrennt fortbegeben. Der eine fand bald die Spur eines einzelnen schweren Bullens, die er aufnahm. Er kam an den Elefanten heran, brachte einen oder mehrere Schüsse an und folgte dann dem schwerkranken Tier. Nach einiger Zeit sah er den in die Knie gebrochenen Elefanten regungslos daliegen. Im festen Glauben, daß er tot sei, ging er an seine Beute heran, besah die schweren Zähne und maß ihren Umfang, wie es jeder Elefanten. Jäger bei einem erlegten Elefanten tut, mit den Händen. In diesem Augenblick schnellte der Elefant hoch, packte den Jäger mit dem Rüssel, schleuderte ihn zu Boden, stieß ihm die Zähne durch den Körper und zertrampelte ihn zu Brei. Dann zog er ab. Hier handelte es sich aber nicht um einen toten Elefanten, sondern Ringler war auf einen anderen lebenden gestoßen, der sich nur zum Schlafe niedergelassen hatte. So ein Fall kam sicher nur einmal in der Geschichte der Elefantenjagd vor, Aber war eben auch ein Fall, der mit dem Aberglauben der Eingeborenen, von dem ich erzählte, sehr drastisch übereinstimmt. - Die Boys, die den Vorgang beobachtet hatten, kamen, nachdem der Elefant geflohen war, heran und fanden die zur Unkenntlichkeit zermalmte Leiche ihres Herrn. – Ringlers waren auch Sammler und präparierten ihre Trophäen. Zu diesem Zweck nahmen sie immer eine gewisse Menge Formalin auf ihre Jagdzüge mit. Die Boys, die die Leiche durchaus in das Lager des Bruders bringen wollten, kamen nun auf die Idee, nach der Art, wie sie es bei ihren Herren gesehen hatten, die Leiche mit Formalm zu behandeln. Sie wickelten dann den Körper in eine Decke und brachten ihn ins Lager, wo der andere Ringler auf seinen Bruder wartete. In dem vor das Zelt niedergelegten formlosen Paket die Leiche seines Bruders zu erkennen, muß ein entsetzliches Gefühl für den armen Menschen gewesen sein. Auf Elefantenjagden erfuhr ich mehrere Male, daß ein schon zu Tode getroffener Elefant, der sich schon zum Sterben irgendwo einstellte, durch einen weiteren Schuß wieder auflebte, angriff und noch viel Unheil anrichtete. Wenige Tage, nachdem ich am Bangweolosee von einem Elefanten stundenlang verfolgt und einer meiner Leute von ihm getötet worden war, hatte ich wieder einen Elefanten aus einer größeren Herde heraus waidwund geschossen. Die Herde war geflohen und in Richtung meiner Karawane abgegangen. In diesem Falle war ich klug genug, den Elefanten ruhig stehen zu lassen, ohne einen weiteren Schuß abzugeben. Der Schrecken des letzten Abenteuers saß mir noch in den Gliedern. Steht ein Elefant günstig, so daß man mit tödlicher Sicherheit Herz- oder Kopfschuß anbringen kann, so wäre, den Todeskampf des armen Tieres zu verlängern unnötig grausam. Steht er aber im dichten Busch, in dem die Umrisse nur undeutlich zu erkennen sein, und hört man seinem Röcheln, er wird sowieso in kurzer Zeit zusammenbrechen, ist ihn in Ruhe zu lassen und ihn nicht noch einmal zum Angriff zu reizen besser. Im ganzen schoß ich 63 Elefanten und dabei dreimal unter einem Elefanten gelegen. Hierbei erfuhr ich, ein Elefant sucht seinen Feind nur immer vor sich. Er kommt gar nicht auf die Idee, sein Feind könne hinter ihm sein, oder sogar liege unter seinem Bauche liege. Hat ein Jäger das Pech, vom Elefanten überannt zu werden und womöglich sein Gewehr dabei zu verlieren, so gibt es nur eine Rettung, nämlich sich gänzlich ruhig zu verhalten und nicht eher zu versuchen, von dem Elefanten wegzukommen, bis jener sich so weit entfernt hat, daß er die Bewegungen des Jägers nicht mehr hören kann. Aber diese selbst gesammelte Erfahrung ist im Grunde genommen nur eine blasse Theorie. Drei Elefanten benahmen sich bei mir so, aber wer weiß, was der vierte tun würde! Eingeborene Jäger bestätigen meine Erfahrungen auch, nähern sich daher, wie oben geschildert, dem Elefanten immer nur von hinten. Von den alten Elefantenjägern kannte ich noch eine ganze Reihe persönlich. Wir saßen manchen Abend am Lagerfeuer und unterhielten uns über Elefantenjagd. Jeder hatte seine eigene Theorie, jeder andere Erfahrungen gesammelt. Nur in einem waren wir uns völlig einig: Ein ausgewachsener Elefantenbulle ist das gefährlichste Tier der Welt. Auch über die Patrone und das Kaliber der zu führenden Büchse gehen die Meinungen sehr auseinander. Während die größte Anzahl der mir bekannten Jäger mit mir meint, man solle nur das schwerste Gewehr benutzen, das man im Verhältnis zu seinen eigenen Körperkräften bequem handhaben kann, weichen hierin andere Ansichten ab. Jeder ist ja schließlich nicht darauf eingestellt, eine junge Kaliber 600 Kanone zu führen, denn der Rückschlag einer solchen Büchse ist so gewaltig, daß man nach mehreren Schüssen, trotz des dicken Gummipolsters am Schaft, den rechten Arm überhaupt nicht mehr hoch bekommen kann. Ich litt unter dem Rückschlag des Kolbens weniger, als unter dem Stoß des Abzugbügels, der mir den Mittelfinger der rechten Hand so zerschlug, daß ich immer einen wunden Finger hatte, obwohl der hintere Teil des Abzugbügels mit Leukoplast umwickelt war. Besser wurde es erst, als ich in irgenDeinem Laden einen Babygummisauger kaufte, den ich durchschnitt und mir über den Finger zog.
Der berühmte Elefantenjäger James Mac Neil im Jahre 1908 im Loangwatal
Im Gegensatz au mir und meinen Freunden, die wir die schwere Büchse befürworteten, stand seiner Zeit mein verstorbener Freund James Mac Neil und der berühmte Elefantenjäger Captain Bell, in Afrika unter dem Namen Kara moocha-Bell bekannt. Mit Bell, mit dem ich nur auf einem Dampfer auf einer Reise nach Afrika zusammentraf, habe ich nie gejagt, mit Mac Neil dagegen längere Zeit. Beide sagten: ,,Ihr mit euren schweren Kanonen verlaßt euch auf die An- und Durchschlagskraft eurer Gewehre und schießt daher auf Elefanten, die im dichten Gebüsch ungünstig stehen, verwundet sie und bringt sie dadurch zum Angriff. Führt man dagegen ein Kleinkalibergewehr mit hoher Rasanz, das an sich eine bedeutend größere Durchschlagskraft als ein Schwerkaliber hat, so schießt man nicht eher, als man mit Sicherheit einen tödlichen Schuß anbringen kann. Hier kommt nur der Kopfschuß ungefähr 4 Zentimeter hinter das Ohrloch, der das Kleinhirn trifft, in Frage." Bell sagte mir auf dem Dampfer: ,,Bevor ich einen unvorsichtigen Schuß anbringe, lasse ich lieber zwanzig Elefanten laufen. Selbst beim Kopfschuß ist die Gefahr noch groß genug. Ein Zweig, den man nicht gesehen hat, kann die Kugel ablenken. Aber selbst in diesem Fall kommt es selten vor, daß der Elefant gleich annimmt, weil er doch immer zuerst flieht. Ein Elefant, der nicht sofort fällt, ist für mich erledigt, den will ich nicht mehr wiedersehen." Für Bell und Mac Neil, deren Mut und Unerschrockenheit durch ganz Afrika bekannt ist, mag dies ja alles ganz schön sein. Aber für den Durchschnittseuropäer, dessen Nerven nicht, wie die der beiden vorerwähnten Jäger von Stahl sind, ist doch ratsam, das schwere Gewehr zu führen, das einem schon allein durch sein Eigengewicht ein gewisses Selbstvertrauen gibt. Auch ich schoß acht oder neun, ich erinnere mich nicht mehr genau wieviel, Elefanten mit Kleinkaliber, aber das waren Ausnahmefälle, in denen ich Elefanten im lichten Busch traf und mit dem an einem Baum angestrichenen Gewehr mit tödlicher Sicherheit meinen Schuß anbringen konnte.
Die Brücke über den LuwumbuFluß war neu und recht kräftig gebaut. Es war keine vorläufige, sondern eine Brücke, die für den später zu erwartenden ,,Riesenverkehr" auf der Reichsautobahn Isoka-Lundazi Deinste tun sollte.
Für mich bedeutete den Luwumbu zu erreichen ein Ereignis. Hier an diesem selben Fluß hatte ich am 3. Januar 1908, als ich Afrika von West nach Ost durchquerte, den berühmten Elefantenjäger James Mc. Neil zuerst getroffen. Neil, mit dem ich später in Deutsch-Ostafrika lange jagte, war einer meiner besten Freunde geworden, den ich nie vergessen werde. Ich nannte ihn schon früher. Dessen trotze kann ich mir nicht versagen, an dieser Stelle seinem Gedenken noch ein paar Worte zu widmen. Mein lieber Freund starb, nachdem er tausende Gefahren in Afrika bestanden hatte, in Daressalam im Jahre 1910 am Schwarzwasserfieber. Er hat den Matabelekrieg mitgemacht, den Matabeleaufstand und den Burenkrieg, als Elefantenjäger schuf er sich bei Weißen und Schwarzen einen großen Namen geschaffen. Furcht war ihm unbekannt. Er war einer der wenigen Menschen, die tatsächlich einen afrikanischen Elefanten im Busch mit der Hand berührten.
Dies erzählte er mir nie selbst, aber sein Jäger, der ihn auf fast allen Jagdzügen begleitete, sprach oft davon. Erst als ich es ihm auf den Kopf zusagte, gestand er es ein und sagte lächelnd ,,Ach, das war ja gar nicht so schlimm, es war eine Wette mit meinem Jäger. Der Elefant stand ja ruhig unter einem Busch und schlief ganz fest." Ich fragte darauf: ,,Was tatest du getan, nachdem du ihn angefaßt hattest?" ,,Na", sagte er ,,als er herumkam, gab er mir ein gutes Ziel. Dann da habe ich ihn totgeschoßen." Wenn man aber bedenkt, daß Mc. Neil immer nur mit einem 8-Millimeter-Mauser jagte, so brauche ich wohl keine weiteren Worte hinzuzufügen. Auf seinen 8-Millimater-Mauser war er sehr stolz. Jedem, dem er es zeigte, sagte er ,,German Mauser, crop steel." Was auf deutsch übersetzt heißen soll Ein deutscher Mauser mit Lauf aus Kruppstahl. Heute ruht Mc. Neil auf dem Friedhof in Daressalam am Indischen Ozean. Er starb in dem Lande gestorben, das er geliebt hatte. Es war immer sein Wunsch, in Afrika begraben zu werden. Lieber wäre es ihm aber gewesen, nicht einer tückischen Krankheit zu erliegen, sondern im Kampf mit einem Elefantenbullen sein Leben zu lassen. Ich beobachtete ihn auf der Elefantenjagd häufig. Seine Verwegenheit grenzte an Leichtsinn. Aber ich glaube, er suchte den Tod. Nie sprach er davon, aber in Afrika hatte er seine junge Frau, die er aus seinem Heimatlande Schottland mitgebracht hatte, verloren. Sie starb mit ihrem Kinde bei der Geburt. Mc. Neil war ein innerlich frommer Mensch. Er sprach niemals über Religion, aber aus seinem ganzen Wesen, seiner ganzen Art sprach tiefes religiöses Empfinden. Sein Verantwortungsgefühl war so groß, daß er sich am Tode des Wesens, das er über alles geliebt hatte, schuldig fühlte. Ein zu fester Charakter, selbst Hand an sich zu legen, forderte er das Schicksal heraus. Wenn es zum Kampfe kam, dann brach das alte Blut der schottischen Hochländer durch: Er kämpfte nicht um sein Leben, sondern um den Sieg. Er war ein Kamerad, wie man wohl kaum einen zweiten findet, anspruchslos, treu bis zum Äußersten, nie dachte er an sich, nur an seine Freunde, die er unter Schwarzen und Weißen hatte. Möge ihm die afrikanische Erde leicht sein!
Hans Schomburgk, 1936, Meine Freunde im Busch. Mc. Neils Waffe war, wie auf das Bild zeigt, eine Mauser mit langem Lauf, vermutlich 74 cm. Ich würde lieber die 8,5 x 64, 9,3x64, 9,3 x 70 oder ähnlich wählen.
Tsavo East, Kenia, im April 2002. Neugierig schaut der junge Elefantenbulle über den GalanaFluß ins Touristenlager ,,Ob er wohl herkommt und die Kaffeetafel abräumt", fragen sich die Gäste des Epiya Chapeyu-Lagers am Fuß der Taitaberge. Die Safari-Fans müssen keinen Meter mit dem Auto fahren, um von ihren Sitzen aus die berühmte Wildtieridylle des Tsavo East Nationalparks zu genießen. Die Tiere kommen zu ihnen. Doch die Idylle trügt. In Tsavo herrscht wieder Krieg. Krieg gegen die Wilderer. Seit 1989, als Kenia seinen gesamten Elefantenbestand in Tsavo zu verlieren drohte, war der schlimmste Wildereifall, als die Wilderer vor kurzem mit einem Schlag mindestens zehn Elefanten erlegten, die Stoßzähne bargen und das Elfenbein in der Nähe versteckten. Die nahe ungesicherte Somaliagrenze von und die schiere Parkgröße ließen damals schon die Gebiete westlich Malindi als schwer zu lösende Aufgabe erscheinen: Der Bestand schrumpfte von fast 20.000 auf wenige 1000. Heute leben wieder rund 9000 Elefanten in Tsavo East, rund 30.000 in ganz Kenia, aber der jüngste Angriff läßt fraglich erscheinen, ob die ,,Kenya Wildlife Service“-Wildschutzbehörde ihrer Aufgabe auch wirklich noch gewachsen ist. Die mit deutschen G3-Sturmgewehren (Bild rechts) ausgestatteten Wilderer streckten in Kenia im vergangenen Monat 30 Elefanten und allein in Tsavo Ost vier seltene Nashörner, die auszusterben bedroht sind. ,,Die Wilderer legen jetzt Lager an", so Daniel Njaga von der Wildschutzbehörde. Nach Auffassung der Tierschützer spekulieren die Wilderer auf das Ende des weltweiten Elfenbein-Banns und bevorraten sich mit dem ,,weißen Gold". Deshalb wachse die Zahl der gewilderten Elefanten wieder bedenklich. Im November tagte in Chile die Cites-Artenschuzkonferenz. Vor allem Südafrika und Simbabwe (vorm. Rhodesien) drängen dort den Elfenbeinhandel wenigstens in begrenztem Rahmen wieder frei zu geben, damit sie mit ihren riesigen Elefantenbeständen Geld verdienen dürfen. Die Wilderer wollen nicht abseits stehen, wenn das Geschäft mit den Stoßzähnen wieder legal werden sollte. ,,Wir befehlen mehr Ranger nach Tsavo East ab.", versucht Behörden-Sprecherin Karen Mdjeme abzuwiegeln. Im Jahr 2001 nahmen 400 zusätzliche Wildhüter ihren Deinst auf. Wie vor zehn Jahren gilt auch heute noch in den Parks eine Art Kriegsrecht. Das heiß, die Ranger dürfen ohne Warnung auf jeden schießen, der sich ohne Genehmigung mit einer Waffe im Park herumtreibt. Lange Zeit reichte das, um die Jäger abzuschrecken. Doch nun sind sie wieder da, schrieb eine deutsche Zeitung.
Ob die Zeitung bei der Bewaffnung vielleicht etwas durcheinander brachte? Iain und Oria Douglas-Hamilton zeigen in deren Buch ,,Wir kämpfen für die Elefanten" nämlich folgende Bilder eines kenianischen Wildlifeservicerangers mit G3 Patronen fassen.
Die 7,62x51NATO-Patronen passen!
Oder hat sich einfach das G3 in Kenia grundsätzlich durchgesetzt?
Waffengleichheit made in Germany!
Hallo Herr Möller,
Zu dem Artikel über das G3 bei der Elefantenjagd möchte Ich anmerken das die Pakistan Ordonance Factory exakte Kopien des G3, MG3 und MP5 herstellt. Natürlich sind diese wesentlich günstiger und da Pakistan keinen Exportbeschränkungen unterliegt in Afrika fast genauso verbreitet wie die AK 47. Man müßte also einmal einen Blick auf den Herstellerstempel werfen. MfG Joachim Mezger, Mannheim, Sonntag, 14. August 2005
Hallo Herr Möller, Ich weiß nicht? Wahrscheinlich verstehe ich Ihre Frage falsch! Ich nehme an, SIE möchten mit ihrer 8,5 x 64 mit dem Lutz Möller KJG ggf. einen Schadelefanten erlegen?
LM: Ja.
Zur Klärung, wenn ich Sie richtig verstanden habe: Alle Länder in Afrika auch die RCA schreiben für die Elefantenjagd gesetzlich ausschließlich Vollmantelgeschosse bzw. Solidgeschosse vor, also homogenen Geschosse die keiner Deformation unterliegen. Das Barnes- X zum Beispiel fällt unter Deformationsgeschosse, sowie auch alle Lutz Möller Geschoßlegierungen, leider auch die Möllerentwicklung. Kein Wildhüter in ganz Afrika, gleich welche Patrone wird Sie führen und mit einem Deformationsgeschoß auf einen Elefanten schießen lassen.
Wenn Sie eine Vollmantelgeschoß der neueren Art oder ggf. Ihrer eigenen Entwicklung oder ein Solid in 8,5 mm verwenden möchten, müßte man über die jeweilige Regierungsbehörde des Landes offiziell beantragen zu Testzwecken der Wissenschaft die Ausnahmefreigaben mit einem geringeren Kaliber als 375 tausendstel Zoll schießen zu dürfen.
LM: Ja. Der gleiche Weg müßte beschritten werden, wenn Sie mit einem Lutz Möller KJG auf Büffel (Deformationsgeschoß ist auf Büffel erlaubt) im 8,5 mm Kaliber jagen wollen. Hier müßte der gleiche Weg, nur mit dem Antrag das Kaliber zu minder, erfolgen. Den Weg kann nur der Berufsjäger über die jeweilige Landesbehörde einreichen, da er auch gleichzeitig Fachpersonal für Umwelt Und Naturschutz ist. Desweiteren müßte, wenn Sie wirklich mit einer neueren Art Lutz Möller KJG einen Elefanten jagen wollen, die Ausnahmegenehmigung des Umwelt- und Naturschutzministeriums schriftlich vorliegen. Wenn dem stattgegeben wird; werden sie in jedem Falle von 2 Berufsjägern mit dicken Pillen mit Vollmantelgeschossen begleitet werden. Ein Berufsjäger mit Elefantenschußlizenz verdient im Jahr mit den Jagdführerkosten in der Regel ungefähr das fünffache wie ein Berufsjäger ohne Elefantenlizenz Es wird keiner diese Lizenzen aufs Spiel setzen. Die Afrikaregierungen sind mit dem Umsetzen der Mindestanforderungen sehr genau. Ein wissentlicher Verstoß gegen geltendes Recht treibt den Berufsjäger in die Arbeitslosigkeit, weiter ist u. a. mit Freiheitsentzug zu rechnen. Ich habe in Jagen Weltweit kurz den Ablauf einer Elefantenbejagung beschrieben. Es darf sich auch keine Hoffnung gemacht werden der Gastjäger dürfte mehr mehr als 2 Schuß ( Doppelbüchsenfaktor. ) auf den Elefanten abgeben. Führt jemand einen Repetierer, schießt der Berufsjäger sofort nach, wenn der Elefant im Beschuß des Gastjägers nicht tödlich zeichnet. Deren Waffen sind teilweise überschwere Kaliber in der Regel ab Kaliber 10 mm. Es wäre den Versuch wert solch ein Anfrageprojekt auf Schadelefant einmal zu starten. Bin gern bereit mit Ernst Scholz ( NAMIBIA ) oder Kai Uwe Denker ( Namibia / Südafrika) oder Volker Grellmann Kontakt aufzunehmen. Ich kann aber Ihrer Anfrage aus meiner Sicht nicht versichern, ob der Anfrage stattgegeben wird. Bitte teilen Sie mir kurz mit, ob ein Anfrageschreiben abgesandt werden soll. LM: Ja.
Ich habe die NAPHA angeschrieben, um zu klären was richtig und falsch ist. Auf der Seite der NAPHA stehen Daten die dem Lutz Moeller sogar entgegen kämen. Ihre 8,5 x64 leistet mehr als Enull 5400 Joule und komischerweise steht dort auch kein Mindestkaliber auf Büffel und Elefant mehr. Ich vermute es wurde versäumt nachzutragen, aber nun gut, man wird die Antwort hören. Alles weitere später. Das Schadelefantengebiet ist der Westkavango bzw. auch Teilgebiete im Caprivi, aber sie kennen sich ja in Südafrika und Namibia auch gut aus. Über Preise können wir erst an die Jäger ran, wenn die NAPHA uns sagt welche Schadelefanten Lizenzen für 2004 ausgegeben wurden. Dies sind in der Regel nicht viel. Aber ich werde sie in jeder Hinsicht unterstützen. Ich kann Ihnen aber nichts versprechen. Ggf. rühre ich noch mal Altmeister und NAPHA-Gründer Volker Grellmann an.
Herzliche Grüße Heinz Trinkaus, 9. März 2004
Lutz I am trying to get you some more information. This is one reply that was sent to me:
"I not sure exactly what measurement you are looking for. I am currently reading and re-reading Ron Thomson's Mahohboh, and he does address this to some extent. Based on the pict's of the skull cut in half, the front of the skull is thick bone with not much skin covering it, as I'm sure you well know, whereas the top and sides are honeycomb. He says: "The greater part of the elephant's skull comprises a mass of honeycombed compartments which are filled with a watery fluid. The bony walls between these cells are as thin as the stiff cardboard cover of a paperback novel and, when dry, they are nearly as brittle as an eggshell. The outer shell covering of the whole upper part of the skull, and that of the broad side panels that run down behind the cheekbones, is only about a quarter-of-an-inch thick". [Ron Thomson] The "shortest route" through the honeycomb as exposed when the elephants head is lowered still looks to be at least a foot (30cm) or more I guess depending upon the size of the elephant. The distance through the thick frontal bone is more. I humbly step aside for those who have actual field experience. "
Regards, Peter Bird
Hallo Lutz Möller zu der Sachlage .600"-Nitro-Expreß-Durchschlagskraft zu Hans Schomburgks und Jagdkollegen Zeiten ist, nach meiner nochmaligen ausführlichen Erörterung mit Waffensachverständigen und der CIP in Kanada ( Hauptsitz des internationalen Beschußrates), die schlechte Durchschlagskraft der verwendeten Kupfernickelgeschoßmäntel mit Bleikern zu damaliger Zeit zu berichten. Daraufhin beruht auch die Aussage vieler damaliger Jäger, daß jene lieber die .577" Nitro Express verwandten, die, obwohl kaliberschwächer, aber mit erheblichen besseren Durchschlagskraft mitbringt. Die .577" Nitro Express wurde schon damals werksseitig mit sogenannten Stahlmantelgeschossen verladen.
Im übrigen führen heutzutage Berufsjäger in Afrika recht selten Waffen im Kaliber .600" Nitro Express. Ich kenne in Tanzania nur einen; wenn auch berühmtesten aktiven Großwildberufsjäger. Der ist unter dem Namen Mark O' Sullivan bekannt. Er führt, soweit mein Kenntnisstand 1998, ausschließlich .600" Nitro Express Patronen mit Vollgeschossen. Die Stoppwirkung der Patronen kann man in einschlägigen Videos, unter anderem " Death at my feet " sehen und beurteilen. Zudem muß gesagt werden, daß Mark O' Sullivan, meiner persönlichen Meinung nach, ein sehr draufgängerischer Großwildjäger ist.
Die Geschoßwahl für die .600" Nitro Express ist sehr mager. Es gibt entweder Vollmantelgeschosse der Hersteller Woodleigh bzw. A-SQUARE oder Solids vom Weltwiederlademarkt. Sogenannte Deformationsgeschosse also verbesserte Teilmantel- um dünnhäutiges gefährliches Wild zu bejagen, haben lange Lieferzeiten. Der einzige, der momentan kurzfristige .600"er Teilmantelgeschosse liefern könnte, wäre wohl Wim Degol in Belgien, soweit mir im Oktober 2003 bekannt war. Gruß und Waidmannsheil Heinz Trinkaus, den 10. März 2004
Hallo Herr Möller, Also jetzt steht es fest NAMIBIA HAT SEIN MINDESTKALIBER AUF GROSSWILD GESTRICHEN. Ich werde weiter am Ball bleiben und Ernst Scholz direkt nochmal kontaktieren. Mfg. Heinz Trinkaus Guten Morgen Herr Trinkhaus, Bezüglich ihrer generellen Anfrage der Mündungsenergie und Kalibergröße auf der Jagd. Wie in der Webseite der NAPHA angegeben, sind mindestens 5400 JOULE für Großwild erforderlich. Eine gesetzliche Bestimmung einer mindesten Kalibergröße für Großwildjagd gibt es nicht. Unsere Nachbarländer haben das Kaliber .375" als mindeste Anforderung für Großwild gesetzlich geregelt. Mit anderen Worten könnte rein gesetzestechnisch gesagt werden, daß ein Elefant oder Büffel mit einer 8,5x64 Patrone erlegt werden darf. Aus der Sicht der NAPHA ist wichtig, daß sie ihre Vorhaben ,,Test einer neuen Waffenentwicklung" auch mit ihren Berufsjäger abstimmen und gegebenenfalls dieses Experiment oder die Testjagd auch beim Ministerium für Umwelt und Tourismus vorher bekannt machen und falls erforderlich die nötigen Genehmigungen dafür bekommen, wenn es soweit, zu einer Jagd, kommt. Vollmantelgeschosse sind auf Büffel und Elefant erlaubt, Ausnahmen auf andere Wild-, bzw. Großwildarten bestehen. Ein Hartmantelgeschoß ist auch anders genannt ein Vollmantel (z.B. ganzer Kupfermantel mit verschlossenem Bleikern) oder ein Solid (z.B. ein Monolithgeschoß aus einer Metalllegierung) daß sich beim Aufschlag nicht zerteilt. Falls sie noch Information brauchen, bitte lassen sie mich wissen. Betreff der Schadelefanten ist es besser sie setzten sich mit Kai-Uwe Denker oder Ernst Scholz selber in Verbindung, da diese Schwierigkeitenlefanten den Berufsjägern in den jeweiligen Konzessionen zuerst angeboten werden. Volker Grellmann läßt auch zurück grüßen. Mit freundlichen Grüssen Thorsten Meier NAPHA-Vorstand, Donnerstag, 18. März 2004 09:03
Guten abend Herr Trinkaus Haben Sie Dank für Ihr e-mail. Zunächst bzgl. Schadelefant oder Culling: Hier kann ich leider nicht helfen. Culling findet in Namibia derzeit nicht statt, Schadelefanten entstehen immer kurzfristig bei entsprechender Situation. Was das Kaliber 8,5 x 64 anbetrifft, so entsteht bei mir eine instinktive Skepsis. Auch wenn die technischen Daten möglicherweise den Mindestanforderungen genügen würden, so bin ich doch der Meinung, daß in der Praxis (besonders bei Elefant) ein gewisses Geschoßgewicht und ein Geschoßdurchmesser erforderlich sind, um den nötigen Effekt, vor allem bei frontalen Kopfschüssen als ,,Stopper" zu erzielen. Gernlasse ich mich jedoch eines Besseren belehren.
Mit freundlichen Grüssen Kai-Uwe Denker, 23. März 2004 18:20
Hallo Kai Uwe Denker, Vielen Dank für ihre prompte Rückantwort zur Anfrage des Herrn Lutz Moeller Thema Schadelefanten. Ich hätte noch eine Frage: Da ich nur einmal aufgrund einer Sicherheitssituation auf Anforderung des Berufsjägers bei einer begleiteten Jagdreise mit .458" Winchester Magnum ( 26 g Barnes SOLIDS) auf einen angreifenden Schadbullenelefanten mitschoß , aber nie gemessen habe, welche Knochenmaße bei einem Frontalkopfbeschuß durchdrungen werden müssen, wäre vom Fachmann Denker wichtig zu erfahren; da ich davon ausgehe daß sie die Schädeldicke einmal nach dem Zerwirken gemessen habe, wie gesagt ich habe nie nachgemessen. Die .458" Winchester Magnum habe ich bei meinem Afrikareisen recht selten geführt, obwohl die Patrone leider aufgrund „abgebrochenen Ladungen“ in Verruf gekommen ist, war diese für mich immer zuverlässig. Zu Zeiten, als ich mit Ernst Scholz jagte, waren es immer .375" Holland &; Holland und 8 x 68 s. ( Antilopen) Für kurzen Rückbescheid zum Thema Schädeldicke recht herzlichen Dank. Heinz Trinkaus, Mittwoch, 24. März 2004 16:14
Wie keine andere Jagd ist die auf Elefanten in Jägerkreisen umstritten. Wie bei keinem anderen Wild neigt der Mensch zu Sentimentalitäten. Bei keinem anderen Wild gibt es eine solche breite Kluft zwischen einer miserablen und einer guten Jagd. Man mag das Gefühl haben, das Allergrößte sei, nachdem man einen alten Elefantenbullen kunstvoll ausgefährtet hat, ihm meilenweit unter sengender Sonne gefolgt ist, den Bullen schließlich geschickt bis auf wenige Meter angepirscht und mit einem sauberen Gehirnschuß zur Strecke zu bringen. Oder es mag einem kotzübel sein, wenn man mit dem Auto durch das Jagdgebiet gefahren war, bis man eines Elefanten ansichtig wurde, um den schlecht hörenden und noch schlechter sehenden Koloß dann auf große Entfernung mit einer Kanonade von Schüssen niederzumachen. Zwischen diesen beiden Extremen, gut wie negativ, kann sich Elefantenjagd abspielen. Zu einer guten Elefantenjagd gehört aber zweifellos ein sauberer Abschluß. Der Herz-Lungen-Schuß wird bei den meisten Elefantenjagden bevorzugt und von den Berufsjägern dem Gast empfohlen. Für mich ist das jedoch keine ordentliche Jagd. Für mich muß das Ziel einer jeden Elefantenjagd sein, den Bullen so geschickt so nah anzupirschen, bis ein sicherer Gehirnschuß möglich ist. Dazu ist natürlich erforderlich, daß der Schütze genau das Ziel kennt. Zusätzlich darf der Berufsjäger selbstverständlich nicht ebenso nervös und gar ängstlich, wie eventuell der Gast, sein. Grundsätzlich muß sich jeder Jäger, der eine Elefantenjagd plant, eingehend mit der Anatomie des Elefantenkopfes vertraut machen. Dabei ist es wichtiger, den Ort des Gehirnes innerhalb des Hauptes zu kennen, als sich an Haltepunkten der Kopfaußenseite zu richten. Ebenso wie ein erfahrener Jäger in der Lage ist, aus fast jedem Schußwinkel in die Kammer eines Stückes Schalenwild zu schießen, muß ein Elefantenjäger in der Lage sein, aus jedem Winkel, außer natürlich spitz von hinten, in das Gehirn eines Elefanten zu schießen.
Das Gehirn des Elefanten hat in seitlicher Sicht etwa die Form und die Größe eines Brotlaibes. Aus frontaler Sicht ist es, weil man nun beide Gehirnhälften nebeneinander liegen hat, doppelt so breit. Das Gehirn liegt weit im Hinterkopf des Elefanten. Zur Orientierung sind zwei Merkmale notwendig: Der Ohrschlitz des Elefanten (der Gehörgang selbst ist nicht zu erkennen, er liegt jedoch in der Mitte des Ohrschlitzes) und ein auffallender Knochen, das Jochbein, an der Seite des Kopfes. Bei frontalen Schüssen sind zum Richten des Schusses außerdem die Augen hilfreich. Alle anderen Merkmale, wie beispielsweise Rüsselfalten und ähnliches, die man in der Literatur findet, stiften nur Verwirrung, weil sie zum einen bei verschiedenen Elefanten verschieden ausgeprägt sind, andererseits von der jeweiligen Haltung des Kopfes abhängen. Der sich mit dem Gehirnschuß vertraut machen will, richte sich zunächst nur an dem Ohrschlitz und am Jochbeinknochen und vergesse alles andere. Außerdem muß das Geschoß in die Hinterkopfmitte des Elefanten gelangen. Nahe dem Auge, etwas unterhalb desselben, beginnt das erwähnte auffallende Jochbein, das in Richtung Ohrschlitz verläuft. Etwa an dem Ort, da Ohrschlitz und dieser Knochen einen Winkel bilden, befindet sich in der Mitte des Hinterkopfes das Atlasgelenk, an dem das armdicke Rückenmark in das Gehirn übergeht. Diese Stelle (das Atlasgelenk) ist deshalb für eine schnelle und sichere Orientierung so hilfreich, weil sie gleichzeitig die Achse ist, in der der Kopf des Elefanten bewegt wird und deshalb unabhängig von der Kopfhaltung. Der Jochbeinknochen ist sowohl frontal als auch bei seitlicher Stellung des Elefanten deutlich zu erkennen. Ein seitlicher Schuß in den Ohrschlitz - Knochen - Winkel trifft das, im Verhältnis zum Kopf, sehr kleine Gehirn. Bei frontalen Schüssen ist der Ohrschlitz selbst nicht sichtbar, jedoch aufgrund eines Knorpelwulstes am Ohr sehr leicht zu orten. Auf den Skizzen sind Knorpelwulst, Ohrschlitz, Jochbeinknochen und Augen deutlich zu erkennen. Diese Merkmale muß ein Elefantenjäger erfassen und kombinieren; so ist er in der Lage, einen sicheren Gehirnschuß anzubringen. Bei einer seitlichen Ansicht muß der Schuß fünf bis zehn Zentimeter vor der Mitte des Ohrschlitzes in dem Winkel zwischen Ohrschlitz und Jochbeinknochen sitzen. Am einfachsten sind leicht spitze Schüsse von vorn oder hinten. Dabei zieht man in Gedanken eine Linie von der Mitte des Ohrschlitzes nach vorn (bei frontalen Schüssen - umgekehrt bei Schüssen halbspitz von hinten) und eine weitere, vom höchsten Punkt des Hinterkopfes nach unten und schießt den Elefanten am Schnittpunkt beider Linien ins Gehirn. Bei halbspitzen und frontalen Schüssen ist wichtig, die Stoßzahnverläufe zu beachten. Der innerhalb des Kopfes befindliche Teil des Stoßzahnes ragt bis über die Höhe der Augen hinauf. Der Abstand zwischen den beiden Stoßzähnen beträgt am höchsten Punkt nur etwa zehn Zentimeter. Bei einem halbspitzen Schußwinkel von 45 Grad schießt man mitten durch einen Stoßzahn, und deshalb sind nur leicht spitze Schüsse angebracht, bei denen man hinter dem Stoßzahn entlang schießen kann. Frontale Gehirnschüsse sind eigentlich recht einfach. Doch spielen die Nerven dem Schützen bei diesem Schußwinkel häufig einen Streich. Grundsätzlich bleibt man oberhalb des auslaufenden Jochbeinknochens und unterhalb des Knorpelwulstes, der den Ohrschlitz anzeigt und schießt genau in die Mitte des Kopfes (beachte Augen ). Je nachdem, wie der Elefant den Kopf hält, variiert dabei der Haltepunkt stark. Ich werde auf ein paar wahrscheinliche Situationen eingehen.
Beachte Kopfhaltung! Trifft man den Elefanten um die Mittagszeit an, wenn er im Schatten döst, so hängt der Kopf normalerweise entspannt herab. In diesem Fall ist der Haltepunkt zwischen dem Jochbeinknochen und dem Knorpelwulst des Ohres mindestens 30 Zentimeter oberhalb der Augen. Merkt der Elefant auf, wird er wahrscheinlich mit erhobenem Kopf in Schützenrichtung sichern. Das ist eine klassische Situation, und der Schußwinkel liegt zwischen Jochbeinknochen und Körperwulst, genau zwischen den Augen. Ein nervöser Elefant wird den Kopf häufig extrem hoch erheben und ein paar Schritte näher kommen. Das ist eine beeindruckende, aber noch immer ungefährliche Lage. Nur mit einem sehr durchschlagkräftigen Geschoß wird man bei diesem Schuß, der etwas unterhalb der Augen zu setzen ist, das Gehirn erreichen, weil das Geschoß zunächst den Rüsselansatz durchschlagen muß, bevor es die Knochenmasse erreicht, die das Gehirn umschließt. Bei einem großen Steppenelefanten ist der Rüsselansatz so dick, daß ein großer Mann ihn mit ausgestreckten Armen nicht umfassen kann. Die wenigsten Patronen haben genügend Tiefenwirkung, das Gehirn auf diesem Wege sicher zu erreichen. Ratsam ist, einen Moment zu warten, bis der Elefant den Kopf etwas senkt. Ein wirklich angreifender Elefant senkt den Kopf, und der Haltepunkt befindet sich nun etwas oberhalb der Augen. Die Schußentfernung für einen Gehirnschuß sollte bis 30 Meter oder weniger betragen. Man sollte sich dazu nicht verleiten lassen, einfach, in der Hoffnung, der Elefant wird schon umfallen, auf den Elefantenkopf zu schießen. Die in mancher Jagdliteratur gemachte Aussage, ein mit einem schweren Geschoß getroffener Elefant ginge bei frontalen Kopfschüssen zunächst grundsätzlich zu Boden, ist falsch! Nur wenn das Geschoß in die unmittelbare Gehirnnähe gelangt, geht der Elefant zu Boden. Andernfalls wendet der Bulle und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Sollte das Anpirschen des Elefanten eine für einen Gehirnschuß unsichere Lage entstehen lassen und ein hastiger Schuß notwendig werden, sollte vorsichtshalber auf den Herz-Lungen-Bereich geschossen werden. Jeder Schuß auf deutlich mehr als 40 Meter muß bei der Elefantenjagd als unwaidmännisch gelten. Auf diese Nähe darf es keine Schwierigkeit sein, den riesigen Herz-Lungen-Bereich sicher zu treffen. Daß trotzdem krankgeschossene Elefanten verlorengehen, kann nur mit der schlechten nervlichen Verfassung sowohl des Jagdgastes als auch des Berufsjägers erklärt werden. Herz und Lunge sowie die großen Gefäße liegen bei einem Elefanten ähnlich im Wildkörper wie bei anderem Wild auch. Das Herz sitzt tief im Wildkörper, die Herzspitze fast auf dem Brustbein auf. Der Schütze sollte jedoch nicht versuchen, mit einem TiefBlattschuß das Herz zu treffen. Der Schuß sollte direkt hinter dem Vorderlauf in der Körpermitte angetragen werden. Ein solchen Schuß trifft die Lungenmitte und die großen Gefäße und der Elefant kommt nach einer kurzen 100 bis 150 Metern Flucht sicher zur Strecke. Bei Abweichung werden immer noch die Lungenflügel oder der obere Bereich des Herzens getroffen, und der Elefant kann nicht verlorengehen. Wird jedoch bei einem TiefBlattschuß das Herz verfehlt, so werden keine lebenswichtigen Organe getroffen, und der Elefant geht verloren, wenn es nicht gelingt, einen weiteren sauberen Treffer anzubringen.
Mir ist völlig unverständlich, wie man den Herz-Lungen-Bereich eines Elefanten verfehlen kann; normalerweise darf kein Elefant verlorengehen! Darüber hinaus stellt so ein krankgeschossener Dickhäuter eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die örtliche Bevölkerung dar. Aus diesem Grund soll hier das Nachschießens des Berufsjägers, offen angesprochen werden. Daß der Jagdgast seinen Elefanten allein und ohne Schützenhilfe zur Strecke bringen möchte, ist nur zu verständlich, Auf der anderen Seite darf es krankgeschossene Elefanten in der Praxis nicht geben! Um beiden Seiten gerecht zu werden, gehe ich folgendermaßen vor: Der Jagdgast schießt grundsätzlich auf das Gehirn des Elefanten. Ist er gut vorbereitet und trifft das Gehirn, so bricht der Elefant zusammen, und die Sache ist erledigt. Fällt der Elefant jedoch nicht im Schuß, so bringe ich sofort einen Schuß im Herz-Lungen-Bereich an. Diese Methode hat sich in der Praxis bestens bewährt, und mir ist noch nie ein Elefant verlorengegangen. Sollte von vornherein erforderlich werden, einen Blattschuß zu wählen, so sollte der Jagdgast damit leben können, daß der Berufsjäger gleich nachschießt. Ist der Dickhäuter nun beschossen worden (egal ob mit Blatt- oder mit Gehirnschuß) so muß man unmittelbar an den Elefant heran oder ihm schleunigst folgen. Im Falle des Zusammenbrechens mit Gehirnschuß heißt dies, an den Dickhäuter heranzulaufen und den Fangschuß anzubringen. Der sollte aus kürzester Entfernung auf den Herz-Lungen-Bereich abgegeben werden, denn auch der zweite Schuß könnte das Gehirn knapp verfehlen und der nur betäubte Elefant wieder hochkommen. Wartet man nun ein paar Minuten, bevor man die Beute betastet, so ist man sicher, daß sie nicht entkommen kann. „Erfahrene“ Elefantenjäger sind mitunter geneigt, den Fangschuß zu unterlassen. Das ist eine reine Eitelkeit, echte Professionalität zeigt sich gerade darin, Wagnisse zu überschauen und auszuschalten. Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem ein recht erfahrener Jagdgast einen kapitalen Elefantenbullen beschossen und zu Boden gebracht hatte. Meine Aufforderung, einen Fangschuß anzubringen, schlug der Gast jedoch in den Wind. Er reichte sein Gewehr stattdessen einem Träger, ergriff seine Videokamera und begann zu filmen. In diesem Moment kam der Bulle wieder hoch und wäre ,,bestenfalls" verloren (schlimmstenfalls hätte es zu einem Unfall kommen können), wäre ich nicht auf die Situation vorbereitet gewesen und hätte den hochkommenden Bullen nicht mit einem schnellen Schuß wieder niedergeworfen. Im Falle eines mit Blattschuß flüchtenden Elefanten heißt es, an dem Elefanten dran zu bleiben und ihn so lange zu beschießen, bis er zu Boden geht. Den spitz wegflüchtenden Elefanten schießt man dabei am besten über der Schwanzwurzel in die Wirbelsäule. Dabei darf man den auffallenden Knochenkamm auf dem Elefantenrücken nicht etwa für die Wirbelsäule halten, hier handelt es sich um die Dornfortsätze - der Schuß muß etwa 40 Zentimeter tiefer sitzen, um den tödlichen Wirbelsäulenbereich zu treffen. In der Jagdliteratur wird außerdem der Schuß in das Hüftgelenk empfohlen. Ich habe beide Schüsse versucht und muß sagen, daß der Schuß auf die Wirbelsäule erheblich sicherer und einfacher ist. Das Hüftgelenk gibt bei einem flüchtenden Elefanten nur ein vages Ziel, während die Dornfortsätze und die Schwanzwurzel sichere Anhaltspunkte für den Schuß auf die Wirbelsäule sind. Es mag verrückt klingen, einem krankgeschossenen Elefanten nachzurennen, doch auch dies ist in der Praxis versucht und bestens bewährt. Wenn man unmittelbar nach der Schußabgabe auf die Elefanten zurennt, schlägt man auch die durch den Schuß erschreckten Askaris, die Begleiter des alten Bullen, sofort in die Flucht. Diese Methode ist besser und ungefährlicher als ängstliches, unsicheres Abwarten.
Unter den extremen Bedingungen der Urwaldjagd ist besondere Sorgfalt bei der Schußabgabe geboten. Im Dämmerlicht des Urwaldes ist nämlich erheblich schwieriger, die Konturen des Kopfes zu erkennen. Vor allem ist es im Urwald nicht möglich, dem Elefanten nachzulaufen. Bevor man noch wenige Schritte getan hat, bleibt man in den Fußangeln der Schlingpflanzen hängen und liegt auf der Nase, während der Dickhäuter das Weite sucht. Nur, wenn man die Haltepunkte am Kopf deutlich erkennen kann und seines Schusses sicher ist, sollte man im Urwald einen Gehirnschuß riskieren, andernfalls empfiehlt sich der sichere Blattschuß. Selbstverständlich werden für die Elefantenjagd ausschließlich Vollmantelgeschosse verwendet.
nach Kai Uwe Denker
Ich habe eine neues Foto mit Portrait von Ernst Scholz, mit dem ich die Ehre hatte in Namibia zu jagen, gefunden. Er gilt heute schon als Legende und wird in gleichem Atemzug mit Kai Uwe Denker, Richard Newgass, oder Tony Moore genannt. Wenn Sie die Seite veröffentlichen wollen, würde ich mich sehr freuen. Er ist einer der wenigen Professionals, der eine .505" Gibbs wie eine 7x64 händeln kann.
Gruß Trinkaus
Born in 1965, Ernst Scholz grew up hunting on the family ranch in Namibia. During his school holidays he worked in Etosha National Park, taking part in culling, game capture and translocation projects as well as conservation projects. He also conducted "problem animal" control on farms and ranches and took part in antipoaching operations in game reserves. Ernst joined the army and was posted on Namibia’s border with Angola. When Namibia became independent, Ernst returned to Cape Town and completed a National Diploma in Nature Conservation - at that time began to hunt professionally. Ernst managed a hunting reserve in Namibia and coordinated Rhino and Elefant anti-poaching units. From 1991 until 1998 he hunted with Hamakari Jagdfarm in Namibia. In 1994 he also conducted hunts with Jagdfarm Ondahaka. Most recently he hunted and managed camps for ANVO Hunting Safaris. Ernst moved to Tanzania in 1999 and joined Tanzania Game Tracker Safaris. He is also an accomplished photographic safari guide. Ernst has gained experience hunting in South Africa, Namibia, Mozambique, Zambia, Zimbabwe, Botswana, Cameroon and Tanzania.