Pfad / Heimat / Afrika / 2001 / Lutz Namibia 8x68S Vollmantel
Inhalt Warzenkeiler | Oryx | Steinbock | Haltepunkt auf afrikanischen Hornträger | Haartebeest | Enteignung | Warzenschweinzähne | Bleihaltige-Geschosse-in-Afrika
Zunächst mußte das Land erst mal erobert werden. Hier sind die Lieder dazu. Dabei, genau wie in den Abwehrschlachten der südafrikanischen Buren gegen die Engländer, bewährten sich die neuen Mausergewehre, links, hervorragend. Die deutsche Festung Namutomi hielten einst 7 junge Schutztruppler mit Mausergewehren einen Tag gegen 500 angreifende Owambo, bevor sie sich nachts absetzten. Ohne Verluste wurde der Kampf dennoch nicht gewonnen. Die deutsche Herrschaft dauerte von 1888 bis 1915, als die Schutztruppe vor den südafrikanischen Engländern kapitulierte und ihre Bewaffnung in den tiefen Outjokutjo-Karstsee, rechts, warfen .
Sonnenuntergang in Swakopmund. Durch die Äquatornähe sind Tag und Nacht wenig unterschiedlich lang. Die Sonne steigt im Juni, dem südlichen Winter, spät um 6:30 und sinkt früh um 17:15 unter. Südwestafrika liegt am Atlantik, am kalten Benguelastrom. Deshalb ist Swakopmund oft nebelverhüllt. Die kalte Luft über dem Meer ist dichter als die warme Luft über dem Festland. Daher weht meist Seewind ins Land. Kaum an Land, erwärmt sich der Seewind. Die Wassersättigung nimmt dabei stark ab. Die Luft trocknet aus. Deshalb ist der Küstenstreifen auf etwa 130 km äußerst trocken. Die Wetterlage hält sich schon lange so. Die sich ergebene Namibwüste ist hunderte Millionen Jahre alt. Sie ist die älteste Wüste der Welt. Während in Hamburg etwa 700 mm Regen im Jahr niederschlagen, fallen in der Namib jährlich nur 20 mm. Gelandete Schiffbrüchige verdursteten. Seefahrer fanden auf der Suche nach Trinkwasser nur die sonnengebleichten Gerippe. Daher heißt die einsame Gegend Skelettküste. Neben Seevögeln oder fremden Anglern genießen nur riesige Seelöwenherden das kalte fischreiche Wasser. Die Wirtschaftskraft Namibias gründet sich zuerst auf Bergbau, dann Fischfang und mit Abstand kommt dann erst die Landwirtschaft mit den Jagdurlaubern. Da das karge Steppenland mangels Wasser kaum zuläßt Feldfrüchte anzubauen, kann das meist trockene Grasland nur von Weidetieren genutzt werden. Daher sind über all Zäune. Während rund um Hamburg je Hektar sich 2 - 3 Kühe auf saftigen grünen Weiden sattfressen, grast ein Rind in Namibia 15 Hektar ab, um sich ernähren zu können. Um die auf Trinkwasser angewiesenen Rinder zu versorgen, müssen an geeigneten Stellen Brunnen bis 150 m tief gebohrt werden. Mit Wasser ist so ein Rind, meist tropentauglicher asiatische Rasse, nach einem Jahr schlachtreif. Wild kommt zwar ohne Brunnen aus, wächst aber wesentlich langsamer. Die wilden Weidetier werden als Trophäen erst nach 10 bis 12 Jahren geschossen. Bevor die Trophäen für die Bauern eine geldwerten Vorteil durch anreisende Jäger darstellten, wurden die Tiere meist bei jeder Gelegenheit als unnütze Grasfresser abgeknallt. Seit die fremden zahlenden Jäger einfliegen, mehren sich die namibischen Wildbestände wieder. Manch Jagdfarm kann sich inzwischen gar leisten vom Aussterben bedrohte Tiere, wie Nashörner, in Schutz und Pflege zu nehmen, um so den Bestand zu sichern. Standorte werden nicht verraten, weil sonst die Wilderer für die Asiaten jedes Nashorn erbeuten würden.
Die sich landauf, landab an der Küste entlangziehende Namib steigt auf etwa 130 km von See bis ins Landesinnere bis auf teilweise 1.750 m (in Windhuk) an. Die wasserhungrige Luft duldet nur trocken Steine. So ist die Namib meist recht leer. Im Hintergrund Höhe Berge. Die Pfade, nicht Straßen, Pad genannt, sind gewölbte Schotterpfade, auf denen man wie auf Kugellagern fährt. Man rutsch leicht.
So sieht die ,,Pad" aus. Wie? Du erkennst sie nicht? Schau noch mal genau hin! So sieht die Pad in der Namib an der Skelettküste aus. Da mußt du fahren. Nur ein Dummkopf fährt allerdings bei vollem Zack von der Pad auf die weiche oder steinbesäte Seite ab. Kaum stehen die vorderen Räder im weichen Rand leicht schräg, bauen sich besonders bei Höhen Wagen, erheblich Drehkräfte auf. Die Karre kippt. Der Dummkopf hat das Nachsehen. Dieser Unfall entstand nur aus Nachlässigkeit ohne fremde Einwirkung. Gerade bei langen Fahrten, die in dem großen Land üblich sind, läßt die Aufmerksamkeit nach. Wenn dann ein unbewußter Griff, z. B. nach einem Apfel auf der Rücksitzbank, zu einer ungewollten Lenkbewegung führt, die der Fahrer erst wahrnimmt, wenn der Wagen schon aus der Spur gelaufen ist, und er dann schreckhaft gegenlenkt, ist die ,,Gurke im Teich", wie man sagt. Die Pad ist leicht gewölbt, also nach außen abschüssig. Nur sanfte Gegenbewegungen verträgt so eine Höhe Kiste im weichen Sand. Besser sollte sich die Karre langsam geradeaus auslaufen, statt sie durch blödsinnige Panik umzukippen. Die Fahrerin und ihr Sohn überstanden das Mißgeschick gottlob unverletzt. Das ist kaum zu glauben, aber wahr. Unser Wagenverleiher Camping Car Hire in Windhuk legt seine Kunden ein ähnliches Bild mit zu den Unterlagen, indem er auf jeden vierten durch Unfall verschrotteten Mietwagen hinweist. Die Unfälle sind allerdings auch mal schlimmer. Die deutsche Botschaft weist auf jeden 1.000 durch Verkehrsunfall in Namibia getöteten deutschen Kraftfahrer hin. Übe also vorher auf Schotter oder Sand zu lenken, zu rutschen und zu bremsen, bis du mit der Schlingerei vertraut bist. Wenn du für den rutschigen Untergrund ein Gefühl entwickelt hast und auf der Pad nicht schneller als 80 km/h fährst, kannst du in Namibia viele tausend Kilomer wunderbare Landschaft sicher genießen. Dir wird kaum ein anderes Auto begegnen. Nur dummes Fleisch muß ab!
Der Swakop, ein meist trockener Fluß, führt vom Meer in die Hochebene. Er liegt zwischen dem Beobachter und den Bergen im Hintergrund tief eingeschnitten im zerklüfteten Swakoptal. Unter der trockenen Talsohle strömt unterirdisch etwas Wasser, so daß dort Bäume wachsen und sich Wild findet. Von hier oben betrachtet, erscheint Leben dort unten ganz unmöglich. Früher soll das untere Swakoptal mal ein hervorragendes Elefanten und Löwenrevier gewesen sein. Beide Arten fehlen dort heute.
So sieht die Pad im Hochland vom Fahrersitz aus. Man kann sie also schon erkennen. Nur nachts sollte man nicht fahren. Wild ist unterwegs. So ein Eland rechts wie wiegt gern mal ein Tonne. Die bremst dich im Aufprall! In dem Höhen Gras stecken Warzenschweine, die tags bei hellstem Sonnschein herum laufen und auch die Pad überfallen. Zwar gibt es auch Asphaltpad, aber auch die hat es in sich, weil sie eben anders als in Deutschland geführt ist. Mal knickt sie nach unübersehbaren Kuppen plötzlich ab oder wellt sich. Seitenpfosten, die Dir erleichterten dich zurechtzufinden, fehlen. Also ist eine namibische Asphaltpad, obwohl man meint, nun ginge es 50 km geradeaus, auch nicht geeignet mit deutschen Maßstäben betrachtet und Volldampf befahren zu werden. 100 km/h werden dort empfohlen. Ich meine, 120 km/h sollte man nicht überschreiten - in Namibia nie! Die überaschung wartet schon auf dich.
In diesen Bergen finden sich Bergzebra, Strauß, Pavian, Kudu, Klippspringer und sonstiges Getier. Die Berge sind teils aus Marmor, der aber, weil nicht rein weiß, nicht abbauwürdig ist. Da sich die Viehwirtschaft hier wenig lohnt, werden die Güter teils für den Fremdenverkehr hergerichtet, dann ,,Logde" genannt. Die Südwester sind gastfreundliche Menschen. Die Gäste werden meist in kleinen einzelnen Häuschen untergebracht. Abends treffen sich alle Gäste und die Wirtsleute im Haupthaus zum gemeinsamen Abendmahl an einem Tische. Dieses ,,Dinner" ist ein wichtiges Ereignis. Hier war eine Terasse am Haus, von der wir abends bei Scheinwerferlicht an einem künstlichen Stausee das das trinkende Wild sahen, bei Licht nach wunderbarem Kudusteack mit kühlem Bier im geruhsamen Sessel von der Veranda aus. Das hat was! Im übrigen fuhr uns der Gastgeber nachmittags mit seinem südafrikanischen Toyota Geländewagen auf steilen, engen Schotterpisten in die Berge, daß uns die Haare zu Berge standen. An den Hängen zeigten sich auch tags Bergzebra und Pavian.
An der Spitzkoppe hat die Namib ihre wildesten Schrecken verloren. Bewuchs zeigt sich. Die 1½ cm dicken Heuschrecken fressen los; am liebsten ihre auf der Pad zermatschten Brüder. Die Ureinwohner dort sind Hirten, hüten Ziegen, leben in Blechäusern aus alten Fässern. Arme trockene Gegend.
Auf dem Weg nordwärts zur Etoschapfanne kommt man durch die Tafelberge, in denen man beste Ausblicke von der neuen, aber großen Fingerklipplodge genießt. Dahin folgen wir hier einer kleine Nebenpad durch wildromantische Gegend. Die Paddecke aus teils sehr groben Kiese mit bis zu 8 cm dicken Steinen setze unserem kleine Mazda schwer zu, hatte er doch nur kleine Räder, die sich manchmal fast festbohrten. Hochspritzende Steine hämmerten mit Getöse gegen das dünne Bodenblech, das uns die Sohlen bebten. Einerseits braucht der Wagen Schwung, um nicht stecken zu bleiben. Andererseits könnte ein großer Stein den Reifen auf die Felge klopfen und die Luft wäre weg. Hier den goldenen Mittelweg zu finden, ist die geforderte Kunst.
Die Etoschapfanne wird seit langem von friedlichen Fremden befahren. Das Wild ist dran gewöhnt und lernte vernünftiges Verkehrsverhalten. Man kennt und achtet sich, weicht einander aus, läßt sich in Ruhe. Wildunfälle sind selten.
Springböcke bevorzugen offenes Gelände, ohne Büsche, hinter denen sich Geparden anschleichen.
Gepard jagt Springböcke
Gnue vertrollen sich.
Löwen jagen Gnue
Schlange | Sekretär jagt Schlangen
Wasserloch
Spießbock, auch Gemsbock oder Oryx genannt. Springt nicht über Zäune, sonder kriecht unter.
Warzenschweine
Elefanten am Wasserloch in der Sippe.
ein Nashorn, die wir nur nachts sahen.
Westlich Winduk, Richtung Gobabis, in die die Schlappohren aus Johannesburg mit Ihren GP Kennzeichen fahren (=Gangster Paradise) liegt unsere Jagdfarm. Dort wechseln sich Busch und Steppe ab. Dieser Anblick bei Abend ist einer der üblichen. Der nun glaubt, er würde hier auf der Pirsch in dieser scheinbar unübersichtlichen Landschaft plötzlich auf Wild stoßen, daher blitzartig auf kurze Entfernungen schießen müssen, irrt gewaltig. Dem Wahn war ich vorher auch auch erlegen, kam dem zufolge mit der offenen Visierung daher, um möglichst schnell mein Ziel erfassen zu können. Zwar, wenn's wirklich schnell gehen soll, ist man offen immer schneller als mit jedem noch so schönen Safarizielfernrohr, daß uns die optischen Werke so gern andrehen mögen. Aber leider trifft man ab etwa 50 m oder kürzer schon nicht mehr so gut. Jeder möge mit der Büchse auf den laufenden Keiler offen und mit ZF üben. Er wird die Vorzüge und Nachteile der beiden Zielerfassungweisen erkennen.
Keine Stunde weiter sieht die Landschaft dann so aus: Hier zeigt sich fast baumlose Steppe. Wir sehen sehen zwei Männer bei der Arbeit: Sie suchen eine Fährte, die sie auch finden. Was die können ist unglaublich! Einmal suchten wir meinen angeflickten Oryx, den ich nicht mit einem schnellen zweiten Schuß strecken konnte, weil mein Patrone nicht ins Lager paßte (selbst durch schlampige Laderei verursacht) drei Stunden im flotten Gang nach, bis wir ihn hatten. Ein anderes mal suchte wir in fünf Stunden Hitzemarsch einen von einem anderen Gast verschlumpten Kudu nach, bis wir erst mal aufgaben. Das Gras trägt viele etwa ½ cm lange Samen, die sich einem nachsuchenden Hund in die Augen setzten, ihn bei der Arbeit behinderten. Deshalb werden in Namibia Hunde nicht auf Schweiß geführt, sagt man dort. Der Fährtensucher ist der Mann mit dem Gewehr, das er für den anderen Mann, den Jagdführer mit dem Pirschstock, trägt. Außerdem fährt er auch den Pirschwagen, auf dem Jagdführer und -gäste sitzen oder stehen. Das Auto wird für die großen Entfernungen benutzt, nicht als fahrender Hochsitz, um vom dort zu schießen. So schießen die Schlappohren, wie man die Südafrikaner dort nennt. Hunde können weder Gewehre tragen noch Kraftfahrzeuge beherrschen. Deshalb freuen sich die Einheimischen über Arbeit. Auf jedem Gut leben neben dem Bauern meist einige hundert Meter weiter einheimische Sippen in Landarbeiterhäusern. Zwischen den einzelnen Anwesen ist kilometerweit viel Platz.
Um ½ 6 klingelt der Wecker. Um 6 wird im Haupthaus geFrühstückt. Um ½ 7 erscheint die Sonne über dem frostigen Horizont und alle sitzen auf den Pirschwagen auf. Der Fahrer unten, alle anderen oben. Man fährt zügig zum Pirschgebiet für den Morgen, dann verlangsamt der Fahrer. Die Fuhre trollt im flotten Schrittempo weiter; stundenlang, wenn's denn sein muß. Führer und Gäste schauen nach Wild aus. Geredet wird nicht. Das Wild vernimmt auf große Entfernungen gut. Kraftfahrzeuge sind bekannt, bedeuten keine Bedrohung, werden ausgehalten. Unsere menschlichen Stimmen würde erkannt und als bedrohlich empfunden. Das Wild würde abgehen. Ein Fingerschnippen läßt den Fahrer anhalten. Dann wird das Erkannte geglast. Meist sind die Stücke zu jung, um als Trophäe bejagt zu werden. Die Gäste schießen nur Trophäen. Jüngeres Wild wird von ihnen überhaupt nicht bejagt. Diese ganz andere Jagd bedingt auch anderes Verhalten. Insgesamt wird viel Wild erblickt. Wenn dann irgendwo ein passendes Stück ausgemacht wurde, heißt es ,,Absitzen! Los geht's!" Nun pirscht vorn der Führer. Dem folgt der Jagdgast oder die beiden Jagdgäste. Den Schluß bildet der Fahrer - Fährtensucher - Gewehrträger. Je nach Gelände bleibt man der bejagten Beute hinter Büschen aus dem Blick. Da ist einfach, weil man gehen kann. Ist die Landschaft ganz offen muß man im Gras verschwinden, sprich sich auf den Knien dem Ziel im Gepardengang nähern. Geräusche - außer Sprache - hält das Wild aus, weil überall Sauen sind, die auch nicht leise sind.
Nicht immer zeigt sich der Mannschaft auf dem Wagen Wild. Dann muß der Führer höher hinaus, um Beute auszumachen. - Von überaschend erforderlichen Schüssen kann kein Rede sein. Das Wild läßt uns auch nicht auf 50 m ran, von Sauen mal abgesehen. Deshalb trägt der Führer einen Pirschstock bei sich, der hier unten am Baume lehnt. Zwei Besenstiele sind mittels einer Schraube zu einem ungleichschenkeligen X verbunden. Der Jäger bleibt solange hinter dem jede Geländedeckung nutzenden Führer, bis der meint, den Gast and das Stück in eine schießbare Lage gebracht zu haben, stellt dann das X auf, faßt die beiden Schenkel und beugt sich herunter und sagt ,,Schieß!" Jetzt sieht der ,,Jäger" das zu bejagende Stück womöglich zum ersten Mal nah, na ja so 1 - 200 m nah. Also wird eine weittragende 8x68S Büchse mit ordentlichem Zielfernrohr Absehen 4 gebraucht. Da die Sonne scheint, braucht das Objektiv nicht groß zu sein. Ich fahre das nächste Mal mit einem hellen S&B 10x42 mit Fadenkreuz! Bis zur Schußlage verkroch sich der Gast ja zwecks Deckung hinter dem ebenfalls Deckung suchenden Führer. Na, was soll man machen. Schließlich ist man ja zu jagen da - also schießt man. Ich fühlte mich bei so einer Jagd allerdings vom Jäger zum Schießer zurückgesetzt. Die eigentliche Leistung eines Jägers besteht für mich ja gerade darin, das Wild zu erkennen, seine Gewohnheiten zu erlernen, und dann zu überlisten. Der endliche Schuß, der aus dem Wild die Beute macht, schließt die Jagd nur ab. Er kann mir aber nicht das eigentlich Jagderlebnis ersetzen. Sicher fiebere ich vor dem Schuß, ob meine Entscheidung zu schießen wohl richtig wird, und ob ich wohl treffen werde und sicher bleibt nach dem Schuß der Herzschlag schnell, bis sich weiß, ob ich traf oder fehlte oder, viel schlimmer, irgend etwas dazwischen, so daß ein schwierige Nachsuch erforderlich ist, die dem Wild nicht gut tut. Aber die Zustände sind mal so. Die Leute haben wenig Zeit oder Geld, wollen dennoch Beute. Sie könne sich also nicht langsam mit den Gegebenheiten vertraut machen. Daher muß im gesamten südlichen Afrika jeder Jagdgast von einem geprüften und anerkannten Jagdführer angeleitet werden. So wird der fremde Jäger zum Schießer. Auf der anderen Seite gewährleisten die Länder so, daß waidgerecht gejagt wird. Im Grunde wird jeder, der nur einen Schießprügel halten kann, auf diese Weise dort zu jagdlichem Erfolg geführt. Die Kosten sind zwar hoch, aber es müssen für den eine Gast ja auch gekocht, geputzt, eingekauft, gefahren werden. Er muß geführt werden. Für die Nachsuchen muß jemand da sein. Beute muß abgedeckt, gekühlt, gefahren und verkauft werden. Trophäen müssen vorbereitet werden, Schädel und Hörner gekocht, Decken von Fleisch freigeschabt werden. Dabei hat jeder Arbeiter sein Sippe mit zu versorgen. Trophäenjagd in Afrika ist schon ein wirtschaftliches Unternehmen. Das wissen die Länder auch, freuen sich dementsprechend über jeden zahlenden Jagdgast.
Windradausguck
Dieser Warzenkeiler wurde meine erste Beute. Aus 35 m Entfernung erwischte ich ihn zwischen den Kühen an der Tränke. Er bemerkte uns überhaupt nicht. Da ich allerdings zum ersten Mal in meinen Leben ohne jegliche Übung (unverzeihlicher, schwerer Fehler) von dem obigen X-Pirschstock über den Rücken des Führer schoß, langte ich erst mal daneben. Mein offene Visierung mit Iriskimme half mir da auch nicht. Der erste Schuß aus meiner 8x68S mit dem dünnmanteligen 11,7g VMS kratzte nur den Bauch. Ich schoß, nun endlich von der Konstruktion befreit stehend freihändig, wie ich geübt und gewohnt bin, zwei schnelle weitere Schüsse in die Sau. Die lag immer noch nicht. Das Magazin war leer. Ich lud aus meiner am Gürtel hängenden Patronentasche schnell eine Kugel nach und knallt ihm dann endlich einen sauberen Schuß in die Wirbelsäule, daß er umfiel und Ruhe war. ,,Kosovo-Stil" meinten meine Mitkämpfer. Meine sonstige Schützensicherheit wankte. Wie sollte das angeknackste Selbstvertrauen wieder hergestellt werden?
Schußwirkung: Es kam dann allerdings noch schlimmer. Der erste Schuß auf diesen Spießbock schwirrte, von einem dünnen Zweig im Buschfeld abgelenkt, ins Blaue. Der spätere zweite Schuß traf zwar, aber der Oryx bewegte sich dann fort. Der nächste schnelle Schuß hinterher kam nie, weil die Waffe klemmte. Die folgenden drei Stunden Nachsucher waren eine Spitzenleistung von Führer und Trekker. Sie gewahrten den Oryx vor mir. Der Führer schoß freihändig auf gut 250m - vorbei. Aha - also nicht unfehlbar, dachte ich. Stunden später waren sie wieder als erst dran, jedoch der Führer ohne Waffe. Ich riß die Krice an die Backe und klatschte dem Oryx stehend freihändig auf 80 - 100 m spitz von hinten eine Kugel hinter die Rippen. Die saß. Er lief noch ein Stück und brach zusammen. Ich schoß noch schnell zweimal auf den Träger nach, aber er lag fest.
Den erste Schuß auf den Spießbock hatte ich, obwohl hinters Blatt auf Herz gezielt, in die hintere Keule gesetzt. Autsch! Das lag nicht am Gewehr, sondern an mir. Bevor wir jagen durften, mußten wir auf etwa 150 vom Wagen aus aufgelegt vorschießen. Während ein anderer Gast auf das etwa 30x30cm große Ziel mit seiner leichten 9,3x62 erst mal eine Fahrkarte schoß, lagen meine Treffer mit der offen Visierung im Bierdeckelbereich. Mit dem dicken 3-12x56 Zeiß Nachtglas (ich hatte für die Büchse nichts anderes) sicherheitshalber nachgeschossen, lagen die Treffer etwas besser. Ja, so war ich das gewohnt. Ich kann mit der offenen Visierung mit Iriskimme auf 100 m auf die Pistolenscheibe Zehnen schießen. Nicht immer, aber immer öfter. Dazu sagte mein Führer ,,Das Problem liegt darin, daß dem Wild eben keine Scheiben aufgemalt sind." Er habe schon Spitzenschützen der Sondereinheiten bei sich gehabt, die ausgezeichnete Papierform vorwiesen, im afrikanischen Einsatz aber versagten. Schießstand und Afrika stellen verschieden Anforderungen. Die erste treffende, wohl 900 m schnelle, 11,7 VMS drehte sich nach etwa 20 cm im Fleisch und sprengte ein große, schweißende Ausschußwunde - nur leider am falschen Platz. Das zu den Vorhaltungen, man solle kein Vollmantel auf Wild schießen. Der zweite Treffer trat hinter den Rippen rechts ein und schoß links vorn vor dem Blatt nach bald einem Meter Wundweg etwa 5cm groß wieder aus. Dieser Treffer schweißte außerordentlich stark, weil er durch Kammer und Zwerchfell ging und beendete das Leiden. Die beiden Fangschüsse auf den Träger bohrten sich, weil zu weit oben nur im Kamm angetragen, nur bleistiftdick etwa 10 bis 15 cm durch, ohne nennenswert zu wirken. Martin Fackler beschrieb dieses Verhalten vollmanteliger nicht zu schneller Spitzgeschosse schon vor langer Zeit zutreffend hier (auf Englisch).
Bis dahin bekleckerte ich mich also nicht gerade mit Ruhm. Die Erfahrung, wohlbekannte Fertigkeiten unter veränderten Bedingung auf einmal nicht mehr wie gewohnt nutzen zu können, sitzt noch, mußte damals erst verdaut werden. So wird man bescheiden. Jedenfalls mußte ich etwas tun, um meine Seele wieder aufzurichten. Nun stecken dort im Gras überall Ducker und Steinböcke. Nein, nicht die großen Alpenkönige aus himmelsnahen Höhen, sondern nur halb rehgroße kleine Hornträger, die oft ihr Haupt neugierig aus dem Gras emporrecken, um zu rät und dann wieder in ihrer Deckung, dem Gras, zu verschwinden oder abzuspringen und dann ganz zu entschwinden. Als alter Rehjäger wollte ich also wissen, ob ich nur noch pferdegroße Tiere anflicken könne, oder auch noch einen genauen Schuß ins Kleinziel setzen. Steinböcke sind klein! Günstig ist, sie rät meist eine halbe Minute oder so ganz still. Auf einem Heimweg sah ich dann oben vom Pirschwagen am Wegesrand solche kleinen Grasschlüpfer. Bis ich meine Meldung zum Fahrer durchbrachte und die Fuhre stand, war der allerdings schon wieder weg. Wir warteten. Dann tauchte gute 50 m entfernt sein Haupt aus dem Gras auf. Der Wagen stand. Ich saß oben. Nach der leidvollen Spießbockerfahrung war mein gewohntes Glas wieder auf der Büchse. Der Steinbock trägt Hörner. Die Trophäe sollte heil mit. Also verbot sich auf den Kopf zu schießen. Wo der Leib steht, bleibt im Gras verborgen. Also, wenn ich den Bock haben wollte, mußte ich genau unter das Haupt auf den dünnen Träger zielen. Auf dem Bild sieht der von der Seite zwar bald handgelenkdick aus, aber von vorn bietet sich nur noch das halbe Ziel - ein wirklich kleines Ziel, auch wenn es nur 50 m weg war. Mein Bewußtsein war schon längst nicht mehr gefragt. Das wäre viel zu langsam. Auflegen, Ziel fassen, einstechen, abziehen waren eines. Dann lag er mit sauberem Trägerschuß auf ein 4 cm breites Ziel nur etwa 1 cm außermittig. Das gefiel! Der Steinbock war mein Seelentröster. Ohne zu überlegen, gelang mir mit dem gewohnten Glas mein alte Fertigkeit wieder zu erwecken - süße Wonne! Zu lernen wäre draus, daß man sein gewohntes Gerät zwar in einer ungewohnten Umgebung schwieriger, aber doch erfolgreich nutzen kann. Ungewohntes Gerät in ungewohnter Umgebung zu nutzen, leitet in den Untergang! Dabei sei noch mal deutlich hingewiesen, daß Jagd nur mit Jagd verglichen werden kann. Den Schießstand mit der Jagd zu vergleichen, haut nicht hin. Wie sagte mein Führe noch so richtig zu guten Papiertigern, die im Feld versagten ,,Das Problem liegt darin, daß dem Wild eben keine Scheiben aufgemalt sind!" Aus leidvoller Erfahrung stimme ich seiner Erkenntnis ganz zu. Europäischer Hochmut fällt in Afrika.
Nun ging's flott weiter. Das nächste Opfer sollte das Tier mit dem langen Gesicht sein, die Kuhantilope, auch Hartebeest geheißen. Wir wollten schön ein Trophäe nach der anderen im Zeitplan abarbeiten. Die Nachsuchen hatten uns schon ins Hintertreffen gebracht, oder waren es die Hintertreffer? Was an dem Biest hart sein soll, bleibt mir schleierhaft. In fast offener Steppe erpirschten wir im Gepardengang, also auf allen vieren, aber noch nicht auf dem Bauch einige Hartebeester. Meins schoß ich aus vielleicht 130 m oder, kommt nicht drauf an, so klein sind die nicht, in das berühmte lebendige Dreieck von Kevin Robertson, dessen Buch "The perfect Shot" aus dem Safaripressverlag folgende Bilder entstammen. Links bei dem Ausschnitt des Büffels ist dessen lebendiges Dreieck zu sehen. Sein Buch zu kaufen, zu lesen und zu beherzigen, empfehle ich jedem Afrikajäger. Darin sind für die wesentlichen afrikanischen Wildarten die Haltepunkte erklärt. Sonst geht's, ohne zu wissen warum, schief. Bei deutschem weidenden Haarwild, also nicht Sauen oder Raubwild, nämlich bei den Rehen und Hirschen, verlaufen Schulterblatt und Oberarmknochen fast senkrecht nach unten, gehen von außen betrachte in einer Senkrechten nach unten. Das Herz sitzt bei Reh und Hirsch leicht hinter dem Vorderlauf. Deswegen wird der Deutschland übliche Herz-Lungen-Schuß auch völlig richtig ein Handbreit hinter dem Vorderlauf angetragen - nicht so in Afrika! Afrikanischen Wild sind Hornträger, keine Geweihträger. Die Gattungen sind innerlich verschieden. Der Jäger muß sich damit vertraut machen, bevor er falsch schießt. Wer noch nie eine 14,5g KS aus der 8x68S sich an einem Elandknochenoberarm nach 10 cm Fleisch nutzlos abplatten sah, ohne daß sich das Tier auch nur rührte, von sonstigen Wirkungen mal ganz zu schweigen, weiß zur Treffpunktlage bei afrikanischem Wild nicht, wovon erspricht. Welche Besonderheiten bieten afrikanische Hornträger nun dem Deutschen (Die Skandinavier sind mit ihren Elchen schon näher dran). Wie muß der Haltepunkt gewählt werden?
Erste Besonderheit afrikanischen Hornträger: Das Schulterblatt reicht meist hoch hinauf, bildet eine von außen gut zu erkennenden Widerrist, also einen Höcker im Riß, erhöht das Erscheinungsbild. Das Schulterblatt reicht dann allerdings, anders als bei unseren Geweihträgern, schräg noch vorn unten. Der Unterschied ist beträchtlich. Das Oberarmgelenk ist also deutlich vorversetzt. Der kurze kräftige Oberarm wiederum führt vom Schulterblatt mehr zur Waagerechten neigend wieder zurück nach hinten. Von da stützten sich die Vorderläufe dann wie gewohnt nach unten ab.
Zweite Besonderheit afrikanischen Hornträger: Die Wirbelsäulen laufen bei den Hornträgern deutlich tiefer im Leib als bei Geweihträgern. Die Kammer ist also auch entsprechend tiefer. Im Bereich des Vorderlaufes reicht die Kammer kaum über die halbe Leibeshöhe hinauf.
Dritte Besonderheit afrikanischen Hornträger: Das Herz liegt in der Kammer ganz vorn, nicht wie bei unserem Hirschen mehr mittig.
Das Tier erscheint durch den Widerrist höher, als der Leib insgesamt. Die Kammer sitz tiefer, nach der Erscheinung sogar wesentlich tiefer. Das Herz sitzt ganz vorn. Die Oberarmknochen sind gelegentlich zu stark, um durchschossen zu werden, jedenfalls von üblichen Kupfermantelbleigeschossen. Daher muß der waidgerechte Jäger genau in das von Schulterblatt und Oberarmknochen gebildete ,,lebendige Dreieck" treffen. Nur dann trifft er das Herz oben an den großen Gefäßen und zerstört den Vagusnerv (siehe Wundwirkung). Nur im lebendigen Dreieck bleibt der Schußkanal von den kräftigen Knochen weg, die die Kugel ablenken oder gar aufhalten können (Man lese dazu die Elandgeschichte bei 8x68S). Die Sache mag schwierig zu lesen und nachzuvollziehen sein. Drucke diese Bilder und diesen Teil der Geschichte. Stecke ihn mit Deinem Glas in die Tasche und gönne Dir einfach mal einen Nachmittag im nächsten größeren Tierpark mit afrikanischen Weidtieren. Beobachte die Tiere im Gang. Da sich die Knochen unter der Deck leicht abheben, sind sie in der Bewegung leicht zu erkennen. Sofort wird Dir Deine anfängliche Begriffsstutzigkeit wie Schuppen von den Augen fallen. Du wirst erkennen. Wissen ist Macht - tödliche Macht, wenn es um das lebendige Dreieck afrikanischer Hornträger geht. Der deutsche waidgerechte Jäger sollte auch dem afrikanischem Waid (=weidendes Wild) gerecht werden. Nichts anderes, als sachgerecht zu handeln, bedeutet die zu Recht hochgehaltene deutsche Waidgerechtigkeit ja. Ohne einige Vorübungen im Zoo wird man die in Afrika nicht hochhalten können, sondern sehr zum Nachteil des dortigen Wildes schlimm herumschlumpen.
Dieses Hartebeest erwies sich als weich. Es fand sich wie üblich in offener Umgebung, leicht auszumachen, aber mangels Deckung schwierig anzupirschen. Wenn Kuhantilopen gestört werden, verziehen die sich zwar erst, bleiben dann aber bald wieder stehen, ohne weit geflüchtet zu sein. Sie scheinen nicht so gern laufen zu mögen. Hinter einem Busch kam ich auf 130 m oder so auf diesen breit stehenden Bullen in günstige Abschußlage. Meiner Treffsicherheit war ich nach dem Steinbock nun wieder gewiß . Das Glas hatt ich auch drauf. Wo ich anhalten mußte, wußte ich, konnte auch die, das lebendige Dreieck bildende, Knochen in der Abendsonne - wir kamen kurz vor Sonnenuntergang genau mit der Sonne zu dem Tier, wie ein angreifender Jagdflieger aus der Sonne - gut unter der Decke erkennen. Aber was würde mein Hartebeest zu der 900 m/s 11,7 g VMS Kugel sagen? Um beim Aufprall auf der Decke in Stücke zu zerspritzen und Lunge und Herz mit Bleispritzern zu zerbröseln war die dünnmantelige Kugel im Ziel nicht schnell genug. Ein festeres Ziel gäbe die Leber ab. Nein, ich wollte Kevin Robertson's Bilderbuchschuß ins lebendige Dreieck versuchen. Kaum war ich da, faßte ich schnell mein Ziel, ließ ruhig fliegen und das Stück sackte, ohne noch eine Satz zu machen, in seinen Schalen zusammen. Erstaunlich! Das Stück war von solch einem Schuß nicht sofort tot. Bis das Hirn mangels Durchblutung aussetzt, vergehen noch 10 - 15 Sekunden. Ich glaube das Stück, das uns wegen unsere guten Angriffes aus der Sonne nicht sehen konnte, Wind war für uns ebenfalles günstig, wußte gar nicht wie ihm geschah. Oder mochte es einfach, wie die harten Tiere nun mal sind, einfach nicht laufen? Wer weiß?
Hallo Herr Möller, zunächst einmal: Vielen Dank für diese wunderbare Seite. Ich habe noch keine Seite im Internet gefunden, die in Fragen der Waffentechnik, vor allem in Bezug auf deren Belange für die Jagd, so leicht verständlich in diesem Maße in die Tiefe geht und dabei ein breites Spektrum erfaßt. Zumindest nicht auf deutsch, denn mein Englisch reicht für derartige Fachartikel nicht aus, als daß ich davon etwas lernen könnte.
Doch nun zu meinem eigentlichen Anliegen. Sie empfehlen in guter Absicht, um einen waidgerechten Schuß auf afrikanische Boviden anbringen zu können, sich über die topographische Anatomie bezüglich des vitalen Dreiecks der jeweiligen Tiere in einem Zoo zu informieren. (Anm. L.M. siehe Wundwirkung) Hier noch ein Tip: Viel anschaulicher ist domestizierte Boviden anzuschauen und vor allem auch ,,anzufühlen". Die Anatomie ist sehr ähnlich. Man hat aber hier die Möglichkeit, alles aus nächster Nähe zu sehen und zu fühlen. Die tatsächliche Lage der Knochen läßt sich somit gut und genau feststellen. Ebenfalls sollte man einmal versuchen, den Herzschlag zu fühlen. Dazu stelle man sich auf die linke Tierseite und suche die Stelle des kräftigsten Schlagens. Man wird sie finden, indem man von hinten-oben die flache Hand möglichst tief zwischen Ellenbogen und Brustkorb drückt. Das tut dem Tier nicht weh. Wenn man sich nun noch vorstellt, daß das Herz mit der Spitze nach unten und mit den Vorhöfen und Ausgängen (Aortenbogen, Truncus pulmonaris) sowie mit den Nerveneingängen nach oben liegt und das Herz eines ausgewachsenen Rindes etwa handballgroß ist, dann kommt man in Verbindung mit der Voraussetzung, daß man ja die Stöße der Herzkammern fühlt, zu dem Entschluß, daß der anzuvisierende Punkt etwa 8-10cm über der gefühlten Stelle liegt. Dort werden dann bestenfalls die Vorhöfe, die großen Blutgefäße und die zentralnervöse Innervation des Herzmuskels und selbstverständlich auch etwas Lunge zerstört. Auf jeden Fall aber werden einige dieser Teile nachhaltig zerstört und die Kammer wird belüftet, was die Lunge (das, was noch übrig ist) kollabieren läßt und erheblichen Blutverlust bewirkt.
Unabhängig von der Schockwirkung wird die Durchblutung von Gehirn und Muskeln zuverlässig gestoppt, was einen schnellen Tod bewirkt, auch wenn der Nervenschock ausbleibt bzw. nicht stark genug ist. Am besten eignet sich dabei eine Kuh, deren Kalb schon einige Wochen alt ist, denn dann hat die Kuh ihre Fettreserven bei der Ernährung des ungeborenen Kalbes und der anschließenden starken Laktation weitestgehend aufgezehrt zum Teil sogar Muskelmasse abgebaut, wobei die Knochen gut hervortreten und die Wand des Brustkorbes dünner wird. Auf Grund der enormen Stoffwechselleistung zu dieser Zeit ist auch das Herz sehr gefordert und schlägt entsprechen heftig. Zur Not eignen sich auch geschorene Schafe, Ziegen.
Wer das alles nicht zur Verfügung hat, kann sich für den Anfang auch mit einem Pferd behelfen, aber hier bleibt der Zoobesuch nicht erspart, weil die Anatomie hier etwas anders ist (allerdings wie beim Zebra). Wenn man Zebras jagen will, muß man weiterhin muß man wissen, daß bei Equiden das Herz etwas Schräglage besitzt, also die Oberseite nach vorn verlagert ist. Es ist somit noch schwerer hierbei einen Herzschuß anzutragen. (möglichst tief und möglichst vorn schießen, nicht einfach der Knochen wegen) Das alles soll aber den Zoobesuch nicht ersetzen. Ihre Darstellung deckt sich im übrigen mit der Erfahrung einiger Berufsjäger, die mit ihrer ,,Lebensversicherung" im Highend-Kaliber mit Vollmantelgeschoß gern auf den Oberarmknochen oder, wenn es spitz von vorn sein muß, auf das Buggelenk halten. Dabei wird bei einer möglichen Flucht das jeweilige Glied fast unbelastbar. Das mindert sowohl Geschwindigkeit als auch Fluchtstrecke. Des weiteren wirken dabei die Knochensplitter wie ein Zerlegungsgeschoß. Sie erwirken schnellen Tod, weil ja hinter dem spitz beschossenen Glied das Herz sitzt. Ich hoffe Sie teilen meine Auffassung. Über eine Antwort würde ich mich freuen. In der Hoffnung einen Beitrag zur waidgerechten Großwildjagd geleistet zu haben verbleibe ich mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil, Stefan Bollmann
Lieber Herr Bollmann,
herzlichen Dank für Ihren wertvollen Beitrag. Über den freue ich mich sehr. Allerdings muß ich Ihrer Auffassung hinsichtlich der Tiefenwirkung der Knochensplitter auf das Herz widersprechen, sofern nicht ganze Oberarmknochenstücke herausgerissen werden. Knochen ist mit etwa 2g/cm3 nicht gerade dicht. Die Knochensplitter zeigen als nur geringe Flächenlast. Die Splitter in Geschoßrichtung selbst, vergessen wir mal, weil das Geschoß dort selbst noch weiterfliegt und wirkt. Schräg absplitternde Stücke aber werden langsamer. Je schräger, desto langsamer. Feine Bleistäube durchdringend Lunge noch weit. Bleisplitter, siehe rechts etwa 5 mm lang und 0,12 g schwer, neben den großen Mantelfetzen der Kudukugel, durchdringen bis zu 5 cm Fleisch. Die meisten Splitter sind kleiner, durchdringen also weniger. Knochensplitter gleicher Größe und Geschwindigkeit weisen aber nur etwa ein fünftel Dichte, gegen Blei mit 11,4 g /cm3 verglichen, auf, dringen also in Fleisch nur ein fünftel tief ein, mithin nur 1 cm. Während Knochensplitter sehr wohl in der Lage sind die Lunge zu durchbohren, wird der Herzmuskel eine großen Tieres (Zebra, Büffel) vermutlich nicht bis zur Kammer durchschlagen werden können. So mögen Knochensplitter wohl stören. Auf deren tödliche Wirkung zu bauen, halte ich nicht für angemessen.
Kudue äsen Blätter. Obwohl alle Sträucher und Bäume in Südafrika sich mit Haken und Dornen wehren, ergötzen sich die Höhen stolzen Tier an ihnen. Sie leben also in deckungsreichem Gelände. Da sie selbst sehr groß sind, gucken sie aber hoch aufgerichtet oft über die Büsche hinweg, wenn ihnen etwas seltsam vorkommt. Die Tiere schrecken wie Rehe. Sie sind ganz ausgezeichnete Springer. Man muß mal einen großen Kudu vor einem 2,50 m Höhen Zaun stehen gesehen und dann scheinbar mühelelos anmutig mit einem Satz über das Hindernis springen gesehen haben, um zu wissen, was ein Springer ist. Die Kleinen mögen das noch nicht so recht. Die Mütter hüpfen über den Zaun, aber ihre Kälber bleiben davor und fürchten sich. Nach einer Weile wollen sie dann, Angst hin, Zaun her, doch ihren Müttern folgen und suchen sich durch die Zäune zu quälen. Ein Bein durch, noch ein Bein und, Plumps! kollern sie rücklings in den Sand. Zum Piepen! Mittlerweile hielten die Mütter auch nicht mehr aus, ohne ihre Kleinen zu sein und sind zurückgekommen. Man kümmert sich umeinander. Dann wiederholt sich das Spiel an einer anderen Stelle, bis sie endlich alle drüben sind. Merkt ein Bulle, daß ihm was gilt, wir er heimlich. Obwohl die Bullen riesig sind, verstecken sie sich ein einem Strauchschatten mit ihren gedrehten Hörnern und dem Streifen über der Nase fast völlig unsichtbar. Sie werden daher auch der ,,Grauen Afrikageist" genannt. Wenn so ein große Tier plötzlich verschwindet, beeindruckt das voll. Der Kudubullen eigene Art sich zu verstecken, den Wind für sich zu nutzen und dabei zu rät, ist, sich bei nicht genau bekannten Störungen im Sonnenschatten, im Windschatten lee mit der Hinterhand zu dem Busch zu stellen, daß sie mit dem Wind rät. An sich erscheint dies Verhalten die beste Möglichkeit zu sein, einer nicht genau zu ortenden Gefahr zu begegnen, sich ihr, wenn sie bekannt wird, zu entziehen: Gefahr erkannt = Gefahr gebannt. Notfalls zu kämpfen vermeiden alle Tiere möglichst. Der Nachteil dieser Optimierung für meine Kudu war, daß wir sie kannten. Das bedeutete, als wir ihn einmal orteten und erkannten einen jagdbaren Bulle vor uns zu haben, konnten wir, als er uns mitbekam und verschwand, vermuten, wo er denn stecken möge. Das mußte nicht stimmen, war aber besser, als willenlos durch den Busch zu schleichen. In diesem Falle traf meines Führers, denn dessen Jagd war es schließlich, Ahnung zu. Wir umfielen den Bullen mit dem Wind, um ihn dann ganz still im Sonnen- und Windschatten, Achterteil in den Wind, hinter einem Strauch zu entdecken. Da die Tiere gut rät, ist sich einem solchen beunruhigtem Großen Kudu zu nähern nicht leicht.
Meine Lehre aus dem X-Pirschstock hatte ich mit dem Hartebeest inzwischen auch gelernt. Obwohl aufgeregt, war ich ruhig. Das klingt widersprüchlich, ist es wohl auch, beschreibt aber meinen lebendigen Jagdtrieb gleichzeitig mit der geboten Beherrschung, die allein zum Ziel führt. Nun, vor'm Ziel stand ich auf 200 m schon. Wie gut zu wissen, eine rasante Kugel zu führen. Besonders diese Mal mußte ich sehr schnell fertig werden, weil kaum, daß wir den Kudu ausmachten, er uns auch errät würde. In der Ruhe liegt nicht nur die Kraft, sondern auch die Schnelligkeit. Führer und Schießer verstanden sich mit knappen Handbewegungen in der Deckung ohne Worte. X-aufgestellt, Waffe aufgelegt, Ziel gefaßt ... Tja, der Kudu stand spitz zu uns. Wie sollte ich nun die Kugel antragen? Hinter das Blatt zu schießen, hieße die Kugel bei dem spitzen Winkel ins Gescheide zu setzen. Das war keine angenehme Vorstellung, die waidmännisch völlig untragbar gewesen wäre. Also mußte ich vor das Blatt schießen, jedoch so weit außer der Mitte, daß die Kugel noch das tiefere innere Herz durchschlage. Rechts lauerte der kaum zu durchschlagende Oberarmknochen, links war kein Herz mehr. Dazwischen mußte ich abkommen. Was sich hier in langen Sätzen schreibt, überlegt, entscheidet und richtet der Schütze binnen weniger als fünf Sekunden. Meine Traumbeute vor mir, ließ ich den schwierigen Schuß fliegen. So eine 8x68S kracht ja ganz schön und tritt auch. Nichts davon nahm ich war. Was ich wahr nahm, raubte mir den Atem. Das Kudue gut springen, wußte ich. Aber den Satz, den dieser Kudu sprang, werde ich wohl nie vergessen. Er stieg über alle Büsche, die ihn sein ganzes langes Leben so gut beschützten in den Himmel empor, als wolle er in die Wolken entfliehen. Wort genügen nicht zu beschreiben, wie der letzte Sprung dieses wunderschönn, kraftvollen zu Tode getroffen Tieres auf den, der so etwas noch nie sah, wirkte. Ich vermute er sprang vier Meter hoch und acht Meter weit. Nach wenigen weiteren Fluchten ging er nach kaum vierzig Meter kopfüber und fiel. Mein Führer sagte schon gleich nach dem Schuß ,,Lad' nach!", aber das war unnötig. Die Kugel saß auf 200 m etwa 5 cm zu weit rechts genau am Schultergelenk, das sie zertrümmerte. Die weiche Vollmantelkugel zerlegte sich völlig und spritze wie ein Bleischauer durch Herz und Lunge, Der letzte Rest fand sich hinter dem Zwerchfell, nur mehr ein Blechknäuel. A perfect Shot. Dieselbe Kugel, die als Fangschuß einen angeschossen Springbock mitten drauf blitzartig fällte, sah noch besser aus. Siehe unten ...
8 mm VMS 11,7g
Springbock
Kudu
Namibias Regierung probt die Landnahme JOHANNESBURG, 29. Februar. Die Regierung von Namibia will die Landreform beschleunigen und daher auch zur Enteignung ausgewählter Farmen übergehen. Das kündigte Premierminister Theo-Ben Gurirab jetzt in einer landesweit übertragenen Fernsehansprache an die Nation an. Dabei würde die Verfassung angewendet, die "die Enteignung im öffentlichen Interesse" möglich macht. Um wie viele oder gar welche Großbauernhöfe es sich handeln könnte, sagte er nicht. Auf jeden Fall aber würden die Eigentümer "gerecht entschädigt". Der Ministerpräsident beklagte, "mehr als 240 000 landlose Menschen warten derzeit auf ihre Ansiedlung ". Für die Regierung sei aber schwierig, für die Farmen zu kaufen, da deren Preise schnell nach oben gingen. Allein in den vergangenen fünf Jahren erhöhten sie sich um 70 Prozent. Auf Grund der "Höhen öffentlichen Nachfrage" bleibe der Regierung nunmehr nur dieser Weg.
Gurirab gab keinerlei weitere Einzelheiten bekannt, betonte jedoch, das bisherige Prinzip "Williger Verkäufer - williger Käufer" soll beibehalten und bei der Landnahme die Verfassung des Landes beachtet werden . Beobachter sehen in der jetzigen Enteignungsdrohung vor allem den Versuch der Regierung, die Preise zu drücken. Andere sprechen von einem Wahlkampfmanöver, da Ende des Jahres Parlamentswahlen stattfinden und die regierende SWAPO von vielen ihrer Anhänger wegen der bisher fehlgeschlagenen Landreform kritisiert wird. Während vor allem Minister, Höhe Parteifunktionäre und wohlhabende Schwarze seit der Unabhängigkeit etwa 1 000 Farmen von ehemaligen weißen Besitzern kauften und nun selbst Großbauern sind, wurden lediglich 100 Höfe vom Staat für das "Umsiedlungs- und Entwicklungsprogramm" erworben, auf denen 34.000 Menschen angesiedelt wurden. Eine wirksame staatliche Entwicklungshilfe einschließlich landwirtschaftlicher Ausbildung unterblieb jedoch, so daß die meisten so umverteilten Farmen unproduktiv und die dort Lebenden weiterhin arm sind. Zudem wurden vom Staat von 1995 bis 2002 nur jährlich umgerechnet 2,5 Millionen Euro und im vorigen Jahr sechs Millionen Euro für den Kauf von Land bereitgestellt. Das ist zusammengerechnet weniger, als das im Bau befindliche neue pompöse State House für Präsident Sam Nujoma kostet. Regierungsstellen erklärten, in den kommenden fünf Jahren würden 9,5 Millionen Hektar Land benötigt. Das ist etwa ein Drittel des gesamten bisher kommerziell genutzten Farmlandes Namibias und 13-mal mehr Land als in den gesamten vorangegangenen 14 Jahren an Landlose übergeben wurden. Daher sehen Ökonomen in Namibia das jetzige Beschleunigungsbestreben als unrealistisch an, weil dafür sowohl die Mittel als auch die Kapazitäten fehlen. Zudem würde damit die Armut des Großteils der schwarzen Bevölkerung nicht gemindert, während zugleich ein beträchtlicher Teil der bisherigen Agrarproduktion der insgesamt 5 000 Großfarmen wegfallen würde. Als Besorgnis erregend wird in Namibia registriert, daß die jetzige Ankündigung der Enteignung weißen Farmlandes genau zu dem Zeitpunkt erfolgte, da der simbabwische Informationsminister Jonathan Moyo, einer der engsten Vertrauten von Präsident Robert Mugabe, zu einem längeren Besuch in Namibia weilt. Moyo gilt als einer der Scharfmacher bei der willkürlichen Landbesetzung und Enteignung weißer Farmer in Simbabwe. Auch in Simbabwe hatte Mugabe vor einem Jahrzehnt eine beschleunigte Landreform angekündigt, der dann über fast zehn Jahre keine Aktionen folgten. Als aber die Unzufriedenheit mit der Regierung immer größer wurde, ging Mugabe zur Vertreibung der weißen Farmer über, mit der er nicht nur die Landwirtschaft Simbabwes, sondern die Ökonomie insgesamt ruinierte, so das Land in den Abgrund stürzte.
Frank Räther, Montag, den 1. März 2004 Quelle: http://www.berlinonline.de/
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