Am 6.6.2020 ist Herr Lutz Möller bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Bis auf weiteres wird die Bestellseite Offline genommen. Des Weiteren bedanken wir uns für die zahlreichen Beileidsbekundungen, die wir erhalten haben. Es ist eine Mammutaufgabe Unterlagen, Daten usw. zu sichten und zu bearbeiten. Die Webseiten werden bis auf weiteres aufrechterhalten!
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Siehe auch Jugend | KJG-Geschichte | Kupfer oder Messing? | Lieferzeiten |
Inhalt Die Gelegenheit | Der Verzicht | Der Wunsch | Die Suche | Die Besinnung | Die Tat | 1. Erbfolge | 2. Erbfolge | 3. Erbfolge | 4. Erbfolge | 5. Erbfolge | Verrat und Trittbrettfahrer | Boutique-Hersteller | Hartnäckig dranbleiben
Lutz Möller mit zwei Schweinen, stehend freihändig in Schweden mit der 7x57 erlegt
Alles fing vor langer Zeit in den neunziger Jahren in Brandenburg mit einem Einser-Hirsch an. Ich hatte ihn frei. Er kam in die Erbsen vor meiner Kanzel, an der ich frühen Herbst auf Rehe oder Überläufer saß, war aber im Nebel gar nicht anzusprechen, geschweige denn waidgerecht zu beschießen. Als sich nach Stunden der Spannung und Unsicherheit der Nebel hinreichend lüftete, stand der rote Recke auf dem offenen Acker weit über 200 m frei, aber spitz von vorn zu mir. Damals ganz schlecht.
Der üblichen großen Schußentfernungen wegen, hatte ich in meine weittragende Büchse ein schnelles, windschnittiges, weiches Geschoß geladen, daß - wie ich aus vielfältiger Erfahrung im In-und Ausland wußte – keine 8 cm Fleisch durchdrang, weil es sich im Ziel, mangels Härte, vornhmlich selbst zerstörte. Für die übliche Rehe, Frischlinge oder Überläufer, die mein Hauptbeute waren, paßte das zwar gut, aber der Vorderlauf des Geweihten, der auf dem schrägen Weg in die Lungen sicher durchdrungen werden mußte, stellte mit gewiß 0,2 m Fleisch zuzüglich Knochen für die damalige Munition ein unüberwindliches Hindernis dar. Ein Treffer mit dem weichen „Selbstzerleger“ hätte dem Hirsch nur eine ungenügende oberflächliche Verletzung zugefügt. Er wäre mangelhaft verletzt geflohen und später, außer Reichweite einer Nachsuche, an Keimen und Maden erkrankt und elendiglich verendet. Also blieb damals der Finger gerade. Der Hirsch hatte allerdings eine Lichtspiegelung von der blanken Linse des Zielfernrohres mitbekommen und verholte vom Acker in den nahegelegenen Wald. Dort, einige Meter im Schutz des Bewuchses, näherte er sich meinem Sitz. Als er meine Fährt witterte, knörte er mich an und verschwand. Ich fühlte mich ausgelacht und bis auf die Knochen bloßgestellt.
Das, gelobte ich, solle mir nie wieder geschehen. Also machte ich mich auf die Suche nach einem besseren Geschoß, einem, das in weit raus reiche, bestimmt wirke und Wildpret schone. Ich wollte und will jedes Wild von Reh bis Hirsch, von Kirrung bis Wiesenende, einfach, sicher und schonend erlegen – mit nur einem Geschoß.
Die Suche lehnte mich zunächst die drei „D“. Ganz gleich zu welchem Hersteller in Deutschland, Schweden, Finnland ich reiste und selbst vor Ort besuchte, oder noch weiter fort befragte, kam man mir mit boshafter Wiederholung immer mit dem „D“-Satz, nämlich
„Das, was wir hier machen, das haben wir schon immer so gemacht!“
Auf mein Wünsche wurde ebenso boshaft geantwortet „Das, was Sie da wollen, das haben wir nie so gemacht!“
Zuletzt kam dann als „richtige Wohlfühlansage“ vor der Verabschiedung „Da kann ja jeder kommen, der uns sagen will, was wir ändern sollen!“
Ich hatte verstanden: Alle waren so zufrieden, nur ich nicht. Manches von ungenügender oder mangelhaft wirkenden Munition krankgeschossenen Wild vermutlich auch nicht. So kam ich also nicht weiter. Aber ich bin ja nicht ein Irgendeiner aus dem „Drei-D-Universum“, der nie weiter kommt, sondern ein reifer Mann und studierter Physiker dazu, der seine Neugierde, die Welt zu entdecken, nie verloren hat, der Mittel und Wege kennt, der Welt Wissen zu entlocken und damit Neues zu schaffen. Als reifer Mann kennt man seine Möglichkeiten und Grenzen, hat Mut, kann Niederlagen einstecken und verfolgt gefaßte Ziele, solange der Sinn dafür erkannt wird und bleibt, hartnäckig. Man sagt „Ein Mann, ein Wort.“ und meint, man solle sagen, was mein meint, und tun, was man sagt. Wenn es das Gemeinte aber noch gar nicht gibt? Soll es dann hier heißen „Ein Gedanke, ein Geschoß.“ Die gewissen Wechselwirkungen zwischen Geschoß und Ziel erschließen sich dem Kundigen aus Werkstoff- und Zieleigenschaften, der dinglichen Gestalt des Geschosses und den wirkenden Naturgesetzen – so man die denn kennt und in der Lage ist Modelle zu entwickeln, die das Verhalten vorhersagen, das sich mit Versuchsergebnissen meßbar bestätigen oder als falsch erweisen läßt. So geht Wissenschaft. Ohne gewisse Ansage, die von Dritten nachprüfbar als richtig oder fehlerhaft festzustellen ist, geht gar nichts. Modelle, Versuche und Ergebnisse werden bei sauberer Arbeit im Lauf der Zeit Wahrheit. Irrtümer und Fehlentwicklungen sind nie auszuschließen, werden auf diese Weise aber sicher erkannt und dann verworfen. Der überhaupt keine Einsicht hat und gar kein Modell entwickeln kann, wird nie etwas vorhersagen (können), sondern immer nur zäh im Dunkeln herumstochern und kaum vom Fleck kommen, nur im Nachhinein sagen können, wie sich etwas verhalten habe. Genau so kommt mir die Geschoßentwicklung seit Erfindung des Nitropulvers Ende des 19. (= vorletzten) Jahrhunderts vor. Die in bald 130 Jahren seitdem mehrfach gesteigerte Geschwindigkeit, die die Flugbahnen so angenehm streckt und das Zielen so sehr vereinfacht, verlangt einfach im Ziel nach härteren Geschossen, als zu bummeligen Schwarzpulverzeiten davor. Blei kann seit Nitro nicht mehr mithalten. Blei ist dafür zu weich. Ganz gleich, worin man es einpackt. Kupfer-, Tombak- oder Flußstahlmäntel sind dünne Tüten, die der, durch die höheren Geschwindigkeiten beim Zielaufprall gesteigerte, Staudruck, zerfetzt.
Gebrauchsmuster DE000020317717U
Kupfer war als Führband bei den Artilleriegranaten seit vor dem 1. Weltkrieg schon als Werkstoff bekannt, ist sechsmal fester als Blei und erfüllte somit die erste Anforderung an einen (harten = ) nitroverträglichen Geschoßwerkstoff. Wegen der erhöhten Festigkeit muß allerdings im Verhältnis Werkstoff vom Umfang entfernt werden, damit das Geschoß leicht in die Felder für den Drall und durch den Lauf gleitet. Alte Preßverfahren können das nicht. Deshalb werden Lutz Möller Geschosse mit Führband auf Drehautomaten gedreht. Das Urgeschoß war einteilig und vorn offen. Der Bug als Hohlspitze splitterte für Wirkung in der Lunge. Das Hecke sorgte als Restbolzen für Tiefenwirkung mit Ausschuß bis ½ m Fleisch oder 0,1 m Knochen.
Gebrauchsmuster DE202010010202U1
Die Aerodynamik zu verbessern, um damit die Reichweite zu steigern deckte dann eine aerodynamische schwarze Kunststoffkappe das Loch der bislang offenen Hohlspitze windschnittig zu. Um den Wärmeverzug beim Heißspritzen zu mindern ist das hochentwickelte Kunststofspritzteil für beste Genauigkeit aus fünf Kammern mit annähernd gleichen Wandstärken aufgebaut.
Gebrauchsmuster DE202010010181U1
Erst eine dem Werkstoff Messing angepaßte Hohlspitze, die durch eine Bohrung eingeleitet, und an deren Fuß durch eine Sollbruchrille begrenzt wird, ergibt den bestimmten, verläßlichen Bruch, der die unabdingbare Kante für die Schulterstabilisierung (B. Kneubuehl).
Bei strömungsgünstiger Verbindung des ersten Führbandes mit dem Geschoßbug schont die vorverlegte Sollbruchrille das Wildpret. Das war erforderlich geworden, da Messingsplitter besser als Kupfersplitter wirken, weil Messing leichter splittert. Die Gesamtmasse kann so gesenkt werden. Leichtigkeit steigert die Reichweite und mindert den Rückstoß.
Dem Flitzer und Kreuzer kerbte ich die Hohlspitze vier Mal zu Sollbruchstellen (an denen sich Splitter teilen).
Flitzer: Vier Kerben geben vier grobe Splitter:
So schuf ich Flitzer und Kreuzer, die als Dreifaltigkeit mit Kino nah zusammenschießen.
Wünsche, oder wird es eine 6. Erbfolge geben? Lies dazu auch Lebenswerk!
Im Lauf der Jahre traten immer wieder Leute an mich heran, die mir ihre Zusammenarbeit anboten, aber anscheinend nur Wissen abschöpfen wollten, da die sich dann (weil ich wohl zu viel Vertrauen schenkte, ohne mich genügend gegen Vertrauensbruch abzusichern) wieder von mir trennten um dann selbst unter fremdem Namen sogenannte „eigene“ Entwicklungen vorzustellen, die aber nur „Verschlimmbesserungen“ der 1. und 3. Erbfolge darstellen. Ich spare mir Namen zu nennen, aber der schaut wird finden. Das ist doch alles nur geklaut, sangen die Prinzen vor Jahren.
Lutz Möller ist der kleinste, unabhängige, gestalt- und wertschöpfende Munitionshersteller der Welt, der aus eigener Vollkommenheit für seine Munition die wahren Leistung in Zahlen gewährleistet, nicht nur in der Luft, sondern auch im Ziel. Lutz Möller Geschosse (aus randloser hochwildtauglicher Munition) durchdringen bis 300 m Schußentfernung mindestens ½ m Fleisch oder 0,1 m Knochen. Sie reichen weit raus, wirken bestimmt und schonen Wildbret.
Der das nicht nachrechnen kann, mag denken „Lutz Möller wirkt Wunder“. Aber tatsächlich ist das alles nur das Ergebnis von Naturverständnis, Willen und Arbeit – ganz von dieser Welt.
Lutz Möller 2014 in Australien auf Büffel
Betreff: Flitzer vs. BockMojn Lutz ich hoffe bei dir fliegt alles gut, Geschosse und Flugzeuge 😊👍 Hier sende ich Dir drei Bilder von meinem Bock gestern. Aufgebrochen 19 kg. Das Innereiengeschnetzelte war schonmal köstlich.
Deine 308 Flitzer wirken wie angesagt. Danke für Deinen unglaublichen Sachverstand und die vielen Jahre, die du dran geblieben bist.
LM: Bitte sehr. Bitte gern. Man muß harnäckig dranbleiben, sonst bewegt man nichts. Du wirst noch lange was erleben. Ich bin ja noch jung. Da wird mir noch manche Gelegenheit über den Weg laufen.
Berni, Donnerstag, 4. Juni 2020 15:24
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