Rückstoß-Spitzenkraft

Spitzenkraft

am Zielfernrohranbau

Herr Ziegler fragte, welche Spitzenkräfte bei einer 9,3x64, 8x68S oder .416 Rigby zwischen Gewehr und Zielfernrohr angriffen. Allgemeine Rückstoßrechnung betrachtet die gesamte Schußentwicklung über Zeit und Weg. Für die empfindliche Schützenschulter ist insgesamt sicher die angemessene Weise den Rückstoß zu betrachten - für den Zielfernrohranbau aber sicher nicht, denn dort muß die größte Last ohne bleibende Verstellung abgefangen werden.

Die Spitzenkraft zwischen dem das Zielfernrohr tragenden Gewehr und selbigen zu berechnen erfordert einige Maßzahlen (nebst deren Einheiten) zu kennen:  Waffenmasse mw [kg] Zielfernrohrmasse mz [kg] Spitzengasdruck  pmax [Pa]  Rohrquerschnitt A [m²] Beschleunigung a [ N/kg] Spitzenkraft FSpitze [N].

Vorwort. Selbstverständlich sind bei Kräften immer deren Richtungen zu beachten. Beim Gewehr betrachte ich alle Kräfte und Bewegungen nur längs der Laufseele. Momente, Biegungen und Schwindungen, obwohl angeregt und vorhanden, beachte ich nicht. Die Bewegungen treffen dann tatsächliche zwar nicht ganz genau zu. Die Vorgänge so zu betrachten, zu rechnen und zu schreiben, vereinfacht aber ungemein. Alle gerichteten Kräfte und Beschleunigungen schreibe ich hier daher vereinfachend nicht als Vektor sondern als Skalar. Mit der eingangs genannten Bedingung („nur längs der Laufseele“) ist dies Vereinfachung für den Zweck die Spitzenkraft zu ermitteln aber ohne nennenswerte Fehler oder Abweichungen zu vertreten.

Spitzenkraftansatz

Betrachte den Augenblick höchsten Druckes und damit höchster Beschleunigung, die wiederum zwischen Waffe und Zielfernrohr am Zielfernrohranbau (Montage) mit der Spitzenkraft angreift:

  1. Der höchste Gasdruck pmax bewirkt an der Fläche A die Kraft F = pmax• A [N]

  2. Diese Kraft F beschleunigt die Waffenmasse mw mit a = F / mw [m / s² = N / kg]

  3. Am Zielfernrohr der Masse mz ruckt die Beschleunigung a mit der Spitzenkraft FSpitze = mz • a [N]

Mit diesem Rechner lassen sich also verschiedene Waffen dahingehen vergleichen, welche Kräfte am der Zielfernrohranbau zerren. Gib die jeweiligen Werte für Waffen- und Zielfernrohrmasse und dann rechne Spitzenkraft! Sollen nur verschiedenen Patronen gegeneinander verglichen werden, stelle Waffn- und ZF-Masse gleich ein. Die Geschoßmasse bestimmt, anders als beim Rückstoßimpuls, nicht die Spitzenkraft. Das verwundert vielleicht, ergibt sich aber aus dem Spitzenkraftansatz!

Bleibe vernünftig!

Großkalibrige Patronen mit Höhem Gasdruck in leichten Waffen mit schweren Zielfernrohren belasten den Zielfernrohranbau am stärksten. Erfahren Waffenmeister wissen, die Montage ist häufig Ursache mangelnder Schußleistungen einer Waffe. Nicht nur die Vorrichtung an sich muß genau, spielfrei und widerstandsfähig sein, sondern auch deren Anbau. Da ist der Handwerker gefragt. Da hapert's oft. Um den Anbau nicht zu schwierig zu gestalten, lohnt sich also zu überlegen, ob für die afrikanischen Großwildbüchsen (lies Afrikawaffe und Afrika stutzen) für die Tagjagd in gleißender Sonne, ein leichtes kleines Glas ausreichen möge, z. B. aus der Kaps TLB Reihe das 1-4 34 TLB mit 520 g oder das 1,5-6x42 TLB mit 610 g Masse ohne Schien, wie ich es an meiner alten 9,3x64 Heym SR 20G bald verwenden werde. Ziegler baut die gerade um. Ich bin gespannt, wie die olle Plempe sich mit dem neuen Zielfernrohranbau und dem neuen Kaps-Glas machen wird.

Kaps-TLB.png

Kaps TLB Gläser mit selbstleuchtendem Absehenpunkt

Mein Grund von dem nicht schlechten 6x42 Kahles (oben im Bild) aus Stahl zu dem leichteren Kaps 1,5-6x42 TLB aus Duraluminium zu wechseln ist die Bewegungsjagd auf Elche in Schweden. An gewissen Plätzen kommen die Tiere gelegentlich aus 5 m Entfernung aus dem Busch. Mit 6-facher Vergrößerung ist da nichts zu erkennen. Der Überblick fehlt. Also muß etwas mit geringere Vergrößerung her. Da ich allerdings auch tagsüber viel weit schieße, möchte ich die 6-fache Vergrößerung nicht missen. Die hat sich bei den Eseln 2008 in Australien auf bis 400 m gut bewährt.

Mit der 9,3x64 KJG Munition erlege ich jedes Wild. Gut, Nilpferd, Nashorn oder Elefant habe ich mangels Gelegenheit noch nicht versucht, aber Büffel lang und gut. Von den reine Dickhäuterjägern mal abgesehen, muß niemand Riesenkrachtüten schießen, um sein Wild auf die Decke zu legen. Der angenehm schießt, trifft besser. Auch deshalb sind Lutz Möller Geschosse leicht, damit der Rückstoßimpuls nicht so stört! Bleibe vernünftig!

Waidmanns Heil, Lutz Möller Mittwoch, den 16. Juni 2010