Die wundballistische Lehre

Lutz Möller mit 2005er KJG in Afrika

Afrikawaffe

Riemenbügelöse | Waterberg | Hugos „Afrikawaffe“

Riemenbügelöse

Este nachdem ich den Abzug umbaute und einstellte bewährte sich die Schön leichte Heym SR 20 G in 9,3x64 gut, allerdings erst, nachdem ich die Riemenbügelöse vom Vorderschaft, an dem sie mich störte und beim Schuß vom Rückstoß gegen die Hand schlug, auf eine Riemenbügelöse am Lauf umrüstete:

Heym-SR20G-offen.JPG

Riemen am Vorderschaft ist ungünstig, denn die Riemenbügelöse schlägt beim Rückstoß schmerzhaft in die Hand.

Eine Riemenbügelöse am Lauf befreit den Schaft von häßlichen Hindernissen

Ich führe die Waffe nun ganz ohne Riemen. Sie trägt sich mit dem dünnen Lauf angenehm und trifft mit dem fein und schnell (knapper Eingriff) eingestellten Flintenabzugsteil des Kombiabzuges „wie Gift!“. Ein 6 x 42 - 4 langt mir für die afrikanische Jagd, sofern eher gepirscht wird, vollkommen. Stelle Dir nur vor, ein Kudu auf 400 m ist im Absehen größer als ein Reh auf 200 m, deutlich größer! Für großes Wild muß also kein größerer Vergrößerung her.

Waterberg

Waterbergaufstieg

Aussicht vom Waterberg nach Süden

Klippspringer am Waterberg

Waterberggarten

Waterbergkudue am Abend

Hugos Afrikawaffe

Lutz,

Spaß beiseite, aber nach rund 100 auf der Fußpirsch erlegten und zahllosen ergebnislos bepirschten Oryxen bekommt man ein Auge dafür.

Gruß Hugo, Saturday, July 23, 2005 7:53 PM

Moin Hugo,

beschreibe doch mit Deiner Erfahrung bitte mal ausführlich die Anforderungen an eine afrikataugliche Pirschwaffe.

Gruß Lutz

Gern, Lutz.

Meine Ausführungen sind meine sehr persönliche Sicht, gründen auf meinen sehr persönlichen Erfahrungen. Ich sollte vielleicht vorausschicken, daß ich, aufgrund meines Interesses an Waffen und Ballistik von der .243" Winchester bis zur .470" Nitro Express, von der Einzellader-Kipplaufbüchse über verschiedenste Repetierer bis zur Doppelbüchse die unterschiedlichsten Waffen bei der Oryxjagd geführt habe. Ich glaube nicht, daß es eine „afrikataugliche Pirschwaffe“ gibt, die unter allen jagdlichen Situationen in Afrika das Optimum darstellt; wohl aber gibt es eine solche Büchse, die unter allen Bedingungen (mit Ausnahme der Big Five bzw. Dangerous Six) tauglich ist.

Je nachdem, wo der jagdliche Schwerpunkt liegt (offene Steppe oder dichter Busch) kann die „Eine-für-Alles“-Waffe mehr in die eine oder andere Richtung variieren.

System: Repetierer stellen den besten Kompromiß zwischen Zuverlässigkeit, Kaliberwahl und Preis dar.

Doppelbüchsen sind schön, haben zwei völlig getrennte Systeme und Abzüge und stellen somit gewissermaßen zwei zusammengebaute Einzellader dar. Das mag früher bei einer Safari ein Vorteil gewesen sein, heute ist das eher bedeutungslos. Geht die Waffe kaputt, ist heute - anders als vielleicht früher - die Jagdreise in Afrika nicht zu Ende. Die eher problematische Schußleistung von Doppelbüchsen reicht für jagdliche Verhältnisse allemal. Größter Nachteil ist die Kaliberwahl. Zuverlässig funktionieren Doppelbüchsen dauerhaft nur mit Randpatronen mit niedrigem Druck. Das schränkt die Auswahl erheblich ein. Dennoch jage ich persönlich gern mit meiner Heym DB .470" NE auf Oryxe; die Notwendigkeit, dicht heranzu MÜSSEN, macht einen ganz besonderen jagdlichen Reiz aus. Außerdem fühlt sich eine Doppelbüchse in Afrika irgendwie richtig an. Aber das ist Sentimentalität, kein rationaler Grund oder gar Vorteil.

Halbautomaten gibt es zwar auch in tauglichen Kalibern wie .338" WM oder 9,3x62, aber ihre Zuverlässigkeit ist bei viel Sand und Staub eingeschränkt.

Mit Geradezugrepetierern, hier der R93, habe ich schlechte Erfahrungen in Afrika gemacht. Abgesehen davon, daß mich die Plastikteile (und der Radialverschluß) störten, hatte ich diverse Schwierigkeiten mit meiner R93 in .300"WM und .375 H&H, weshalb ich sie verkauft habe.

Nach wie vor unübertroffen sind für mich hochwertige 98er-Systeme. Sie vertragen Höhe Drücke, sind im Zweifelsfall für den Schützen sicher, funktionieren auch bei Staub und Dreck klaglos (ein Vorteil der klapprigen Passungen!) und sind durch den langen Auszieher und die damit kontrollierte Zuführung auch bei Streß zuverlässig. Systeme die dies nicht bieten, sind m. E. nicht wirklich afrikatauglich! Die Schlagbolzensicherung ist ein Muß! Ob als unübertroffen zuverlässige Flügelsicherung oder als (von mir bevorzugte) 3-Stellungs-Horizontalsicherung ist Geschmacksache. Der Magazinkastendeckel muß bei Repetierern zuverlässig verriegeln, auch bei Rückstoß! Das sollte vorher ausgiebig geprüft werden. Oder der Magazinkasten muß geschlossen sein. Dann ist allerdings eine 3-Stellungssicherung, die das Leerrepetieren bei festgelegtem Schlagbolzen ermöglicht, noch unumgänglicher, als ohnehin schon!

Die Magazinkapazität sollte mindestens 3 Patronen betragen.

Jegliche Form von Stecherabzug ist untauglich und gefährlich! Die Waffe sollte einen sauber eingestellten Direktabzug haben (um 800 p). Oder aber einen Druckpunktabzug. Das ist Geschmacksache. Der Druckpunktabzug ist etwas sicherer gegenüber ungewollter Schußabgabe, da erst der Vorweg überwunden werden muß. Bei Schnappschüssen ist er aber aus diesem Grund etwas benachteiligt. Ich persönlich favorisiere die exzellenten Recknagelflintenabzüge für die 98er-Systeme.

Die Lauflänge richtet sich nach dem Kaliber. Über das Laufprofil kann das Waffengewicht beeinflußt werden.

Rückstoßbremsen sind für die Jagdbegleiter, die bei Schußabgabe häufig seitlich vom Schützen stehen, gemein. Die zusätzliche Lärmbelästigung ist für sie nicht unerheblich. Im Busch stört jeder Zentimeter mehr Waffenlänge! Zumindest, wenn man seine Waffe selber trägt, was ich IMMER und GRUNDSÄTZLICH tue.

Ganz wichtig und leider oft übersehen ist der geeignete Schaft. Eine vernünftig gerade Schäftung dämpft den empfundenen Rückstoß mehr, als man vermutet. Die typisch deutschen Schäftungen mit viel Senkung, Schweinsbacke etc. sind hier ungeeignet. Das Geld für einen Maßschaft, und sei es aus Billigholz, ist immer gut angelegt. Kunststoffschäfte, wenn sie passen, sind häßlich und laut, aber okay.

Eine offene, grobe, auf 50 Meter eingeschossene (!) Visierung gehört auf die Afrikawaffe.

Eine wiederholungsgenaue Montage ist ein MUß. Schwenkmontagen der gängigen deutschen Hersteller sind gut. Ausgezeichnete Erfahrungen habe ich mit der einfachen und preiswerten Leupold Quick Release gemacht. Das hier gesparte Geld kann man besser für ein paar Jagdtage mehr ausgeben. Oder für einen Maßschaft! Oder für ein Top-Zielfernrohr.

Das Zielfernrohr muß von einem Spitzenhersteller sein. Die Belastung auf dem Jagdwagen und im Busch ist enorm. Objektivdurchmesser über 42 sind unnötig, Maximalvergrößerungen über 10 nicht notwendig. Ich halte variable Vergrößerungen für nötig, da ich auch auf kurze Entfernungen gern mit Glas schieße. Ideal ist ein 1,5-6x42. Ich selber favorisiere (aufgrund schlechter Erfahrungen mit Zeiss-Gläsern in Afrika vor 10 Jahren) Schmidt und Bender, Swarovski oder Leupold. Allerdings sollen die Zeissgläser jetzt wieder besser sein.

Das Absehen ist Geschmacksache, 4 oder 8 sind am universellsten.

Nicht zu leicht sollte die Waffe sein, andererseits muß man sie auch den ganzen Tag tragen können. Riemenbügel vorn am Lauf. Der Riemen muß schnell abgenommen werden können. Außer auf der Büffeljagd (und bei der Jagd auf wehrhaftes Wild allgemein) im Dickbusch trage ich die Waffe gern mit Riemen. Allerdings muß der, wenn's ins Dichte geht, rasch runter. Deshalb benötigt man abnehmbare Ösen.

Patrone? Nun, da könnte man ein ganzes Buch schreiben. Nach jahrelanger Erfahrung haben sich für mich die 8x68S und die 10,75x68 als DIE Idealkaliber für eine Einheitswaffe herausgestellt. Je nachdem, ob eher weit oder nicht so weit (wobei auch die 10,75 richtig laboriert und eingeschossen bis 250 Meter ohne Haltepunktkorrekturen geeignet ist!) und ob auch wehrhaftes Wild bejagt werden soll. Optimal sind auch die 9,3x62 oder 9,3x64. Die 8x68S, 9,3x62, 9,3x64 und 10,75x68 sind für den Wiederlader den amerikanischen Kaliber-Pendants deutlich überlegen. Die Hülsen sind langlebiger, die Leistung ist höher oder der Pulververbrauch niedriger. Außerdem funktionieren sie optimal im dafür konstruierten 98er-System. Nachteilig ist, daß man, außer in Namibia, vor Ort kaum Patronen bekommt und somit auf die zuhause laborierten angewiesen ist. ALLE Patronen MÜSSEN im Magazin und System zur Probe durchrepetiert worden sein um sicherzustellen, daß sie richtig verladen sind.

Zu den Geschossen sage ich hier nicht viel; Erfahrungen mit den Lutz Möller KJG werde ich in Afrika erst dieses Jahr machen. Bei mir haben bisher Verbundgeschosse und homogene Kupfergeschosse gut funktioniert. Die richtige Trefferlage ist m. E. wichtiger, als alles andere.

Was noch? Schußpflaster gehören auf den Lauf, um das Eindringen von Dreck zu vermeiden. JEDEN Morgen wird vor Jagdbeginn der Lauf optisch auf Fremdkörper (z.B. Insekten!) kontrolliert. Ein kleiner Pinsel zur Optikpflege gehört an den Mann. Das Glas wird immer auf niedrige Vergrößerung für Schnappschüsse gestellt. Wird auf weitere Entfernungen aufgelegt geschossen, hat man allemal Zeit, die Vergrößerung hochzudrehen.

Ein Leuchtpunktvisier als Ersatz oder für den Nahkampf ist eine feine Sache aber kein Muß.

Zusammengefaßt: 98er-System, Direktabzug, Lauf ~ 60 cm, grobe Visierung (eingeschossen), zuverlässige Magazinkastendeckelverriegelung, gerade (Maß-) Schäftung, solide Montage, Qualitätsglas 1.5-6x42 Absehen 4 oder 8, Kaliber 8x68S, 9,3x62 o. ä..

Und: Üben, üben, üben. Trocken daheim, auf dem Stand, stehend, angestrichen, freihändig, kniend usw. usw.

Waidmannheil! Hugo, Sonntag, 24. Juli 2005 12:41
P.S.: Auch für kleines Wild, wie diesen hochkapitalen alten Klippspringer sind die dicken Pillen, wie hier die 10,75x68 auf weite Entfernung geeignet.

Hugo streckte diesen kapitalen Klippspringer mit der 10,75 x 68 (dicke Dinger!)

Nachtrag zur Afrikawaffe

Afrika blüht

Tach Lutz,

soeben aus Zimbabwe zurückgekehrt schicke ich Dir ein Bild von dem alten Elefantenbullen, den ich erlegen konnte.

Hugos mit der 10,75 x 68 erlegter Elfantenbulle 2006

Die 10,75x68 hat sich wieder bestens bewährt, auch auf Büffel und Wasserbock.

Hugos mit der 10,75 x 68 erlegter Kaffernbüffel 2006

Hugos auf 250 m mit der 10,75x68 erlegter Wasserbock 2006

Afrikawaffe Mauser 98 in 10,75x68

Richtig laboriert steht mit der 10,75x68 DAS ideale Afrikakaliber vom Klippspringer bis zum Elefanten zur Verfügung, das gut schießbar ist, keinen (unnötigen) Gürtel besitzt und in Normalsysteme paßt. Nur eben leider nicht (mehr) besonders verbreitet ist. Ergänzt vielleicht noch durch eine 8x68S für die ganz weiten Schüsse (wobei der Wasserbock auf gelaserte 250 Meter mit einem Schuß auf den Stich aus der 10,75 fiel) ist der Afrikajäger bestens gerüstet!

Gruß, Hugo, Sonntag, 18. Juni 2006 13:54

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