Nachsuche | Erste Pfanne | Zweite Pfanne | Prüfung | Umbau | Peter Stark: Drei Gebote | Mittagsruhe | Braai | Fahrstunde
Oryxe können Einiges wegstecken, sagt man. Ich glaube eher, Oryxe müssen gut getroffen werden um gut zu fallen, siehe Haltepunkt auf afrikanische Hornträger. Die vorn stark nach unten gekrümmte Wirbelsäule ist zu beachten. Als guter Rückgrattreffer nennt mir der Bauer die dünnste Stelle zwischen Träger und Rücken. Mit Herz- oder Lungentreffern laufen die nämlich gar nicht weit und mit Rückgrattreffern schon gar nicht. Dabei fällt mir allgemein auf, daß sichere Herztreffer die Tiere scheinbar zur Flucht anstacheln, während Lungentreffer die Tier ruhiger sterben lassen, auch geringere Fluchtstrecken verursachen. Warum das so ist weiß ich nicht. Ich vermute lediglich, ein Herztreffer löst ein starken Fluchtreflex aus, während eine zerschossen Lunge das nicht tut.
Heute morgen suchen wir den getroffen aber nicht gefunden Oryx von gestern nach. Schon um 7:30 Uhr warteten meine beiden schwarzen Begleiter um zwei weitere Oryxe zu holen, aber erst um 8:30 Uhr rückten wir ab. Bei der Gelegenheit soll auch noch mal die abgebrochene Nachsuche mit Hund fortgesetzt werden.
Wir sehen eine ♀ Kuduherde zu spät. Der Hund winselt. Die Tiere verschwinden auf Nimmerwiedersehen.
Die alten Oryxfährte von gestern rührt den Hund kein bißchen. Schweiß ist auch keiner das. Wir brechen die Nachsuche ohne weiter Erfolgsaussichten ab.
In einem anderen Kamp (für Rinder eingezäunte Weide, ich würde sagen Busch) führt mich der Eingeborene mit den unglaublichen Augen und vortreffliche Ortskenntnissen in einem langen Fußmarsch gezielt an eine bestimmte Pfanne. Er sieht, weil er vorn ist am gegenüberliegenden Pfannerand zuerst den Oryx. Ich rücke nach. So einer Gelegenheit dauert genau so lange wie der Oryx neugierig ist. Ich schätze mal drei Sekunden, nicht mehr. Auf ~ 100 m trage ich in gewisser Eile dem Oryx stehend freihändig die Kugel an; Kugelschlag; der Oryx geht ab, mit ihm weiter drei, insgesamt vier Tiere, alles Bullen. BeimAnschuß erkennen wir deutliche Eingriffe, aber keinen Schweiß. Wir folgen der Fährte bis zur Oryxschluppe. Ähnliches Bild siehe rechts. Dort sind alle vier durch, alle gesund , kein Schweiß. Hund freut sich herumzurennen und zu kläffen. Von Nachsuche ist bei dem an sich feinnasigen Tier nichts zu erkennen. Also kehren wir noch mal zum Anschuß zurück und untersuchen die Umgebung. Epson findet einen durchschossenen besensteildicken Stamm. Der deutlich zu erkennende frische Durchschuß ist 40 cm vom Boden. Viel zu tief um einen ausgewachsen Oryxbullen sinnvoll zu treffen. Also habe ich den Oryx, bei dem ich wußte tief abgekommen zu sein, um etwa 30 - 40 cm unterschossen. Der französische Stecher ist als Pirschabzug doch zu langsam, viel zu langsam!
Wieder anders Kamp, wieder langer Fußmarsch. Epson wir langsam langsamer. Er zeigt ohne Worte flachen Gang an. Auf einer kleinen Pfanne liegt im Schatten ein Oryx. Ich kann nicht erkennen, wo vorn ist. Der Oryx blickt uns an. Ich steche den französische Stecher ein und schieße ihn mitten auf den Kopf. Der Oryx aber springt auf und flüchtet. Das war kein Kopfschußtreffer, verdammt! Die Eingriffe sind deutlich. Schweiß ist keiner da. Wieder vorbei. So ein Mist!
Also nehme ich einen Zettel und stecke den mit einem Kameldorn an einem Termitenhügel fest. Das Bild unten zeigt einen ähnlichen.
Termitenhügel
Auf 30 m schieße ich als Prüfung auf den angedornten Zettel. Der erste Schuß mit frz. Stecher geht, weil gemuckt, weit ins Leere. Der zweite Schuß bewußt und sauber abgezogen mitten rein. Dieser Scheiß-französische Stecher taugt nichts: Weg damit! Eine Waffe muß ohne zu fummeln einsatzbereit sein, wenn es schnell gehen soll, also einen Flintenabzug haben.
Nun habe ich die Nase voll! Zu Haus stelle ich mit mitgebrachtem Werkzeug an meiner Heym SR20 den Kombiabzug so ein, daß er als Flintenabzug den Schlagbolzen leicht und vor allen Dingen schnell auslöst, deutlich schneller noch als ein französische Stecher, aber bei auf den Kolben gestoßenem Gewehr nicht auslöst.
Ursprünglicher Zustand meiner Heym SR 20G in 9,3x64 mit deutschem Stecher
Deshalb baute ich ja schon den ursprünglich vorhandene deutsche Stecher ab und den Kombiabzug (Flintenabzug mit Rückstecher).
Deutscher Stecher an Heym SR 20
Rückstoßfeste Bodenplatte mit Schieber für dt. Stecher an Heym SR 20G, offen
Damit einher ging allerdings eine andere Bodenplatte. Leider öffnete der doch erhebliche Rückstoß der leichten Pirschbüchse massebedingt die asymmetrische Verriegelung und nach jedem Schuß entleerten sich die restlichen Patrone und fielen auf den Boden. Auch so kann ein Repetierer zum Einzellader werden.
Kombiabzug mit Schwenkbügel an Heym SR 20 N (Flintenbabzug + Frz. Stecher)
Bodenplattenschwenkbügel an Heym SR 20 N (Flintenbabzug + Frz. Stecher) öffnet sich schwerpunktbedingt bei starkem Rückstoß
Afrika kennt kein Gnade. Büchsenmacher Rosenthal in Windhuk ist weit und eine Farmlösung muß gefunden werden. In der Hofwerkstatt findet sich ein 2 mm Aluminiumdraht, der verdächtig nach einem geplünderten Kleiderbügel einer deutsche Reinigung aussieht und mit Flach- und Kneifzange muß der den Bodenplattenklemmhebel festlegen:
Diese „Afriakbodenplattenlösung“ entspricht der ursprünglichen Mauserlösung für das Gewehr 98, altbekannt
Da sieht man mal wieder, was Bindedraht doch für ein hervorragendes Konstruktionselement ist. Afrikagemäß ließ sich der verursachende unwuchtige Schwenkklemmhebel (Achse außerhalb des Schwerpunktes) mit zwei Windungen festen Drahtes festlegen. Prima!
Heym (Ruf +49 (368 75) 633 300 in Deutschland hat passende Flintenabzüge (148 €) und Bodenplatten (€?) auch für die nicht mehr gebaute Heym SR20 noch vorrätig, so daß ein Umrüstung auf Flintenabzug mit passender rückstoßtauglicher Bodenplatte für Großkaliber 9,3x64 ansteht.
Nun endlich hatte ich einen wieder Reptierer. Heym wußte schon, warum die Bodenplatte für die „N“ für kleine und mittlere Patronen mit einem leichtgängigen und eleganten Schwenkbügel , aber die große „G“ für Magnumpatronen mit starkem Rückstoß einen rückstoßunempfindlichen Schieber erhielt. Der Schieber arbeitet rechtwinkelig zu Laufachse. Also kann ihn auch der stärkste Rückstoß nicht öffnen. Da ist ein konstruktiver Vorteil, den die afrikanisch Lösung nicht aufweist. Die Heymleute wissen schon, was die tun! Nur ich Depp schraube an den Plempen herum und überprüfe das Ergebnis vor Afrika noch nicht mal feldmäßig hinreichend. Sicher war vernünftig gewesen den dt. Stecher ab und einen Kombiabzug einzubauen. Der steckte in der 6,5x65, die als Weitschußwaffe gut den feinen deutschen Stecher vertragen kann, meinte ich. Aber letztendlich werde ich alle Waffen an auf Flintenabzug umrüsten.
Peter Stark nennt in dem für Jäger unbedingt lesenswerten Buch „Der weiße Buschmann“ drei Gebote zur afrikatauglichen Bewaffnung:
Beim Anpirschen muß manchmal schnell geschossen werden. Das erfordert eine Waffe, die man leicht tragen kann, ein Abzug der ohne weiteres „sofort da ist“, also eben keinen Stecher oder Ähnliches, sowie eine mit einem Finger oder Daumen zu bedienende Sicherung (wenn überhaupt). Hast du mehrere Waffen, müssen die alle den gleichen Abzug haben, alles andere verwirrt nur, führt zu Fehlbedienung und verlorenen Gelegenheiten. Die Vielfältigkeit meiner Abzüge kostete mich vor heute zwei Oryxe, vor Jahren mal ein Schwein vor dem Hochsitz, das ich nicht bekam, weil der deutsche Stecher nicht eingestochen war, und ich dachte die Waffe sei nicht geladen, also nicht abzog, sondern mich bewegte, das Schwein das bemerkte und sich verzog. Selbstverständlich waren die versauten Gelegenheiten meine Schuld, nicht die der Technik. Wenn die Technik nicht immer gleich ist, kann man solche Fehler aber auch durch Übung nicht ausmerzen. Ich komme immer mehr zu der Meinung, alle Waffen müßten gleich sein. Am liebsten wären mir ein Patrone und ein Geschoß für alles. das geht zwar nur in Grenzen, soll aber Entwicklungsziel sein. Also lautet der Befehl: Behalte Waffen nur noch von einer Art! Alles andere Wird verkauft! Dann übe, übe, übe, um wieder Vertrauen zu gewinnen und schon klappt (hoffentlich) alles wieder wie gewohnt.
Besser wäre das Gewehr gründlich zu prüfen und ausgiebig zu üben natürlich vor der Reise gewesen!
Zu meiner Ehrenrettung will ich anfügen, daß ich viel stehend freihändig mit dem Kleinkaliber übe, hier ist mein beste Scheibe 20 Schuß auf 50 m
KK-Scheibe stehend freihändig 50 m
Dabei schieße ich nicht, wie die Sportschützen, mit angelegten Arm, sondern jagdlich.
Nach dem Mittagessen will der „gefährliche Kampfhund“, der den Hof bewacht, ein Burebull, auch sein Quentchen Liebe bekommen. Wird es nicht von selbst gebracht, holt er sich die Aufmerksamkeit selbst. Hier unten kannst du sehen, wie erfolgreich er dabei ist:
Der Hofhund, ein Burebull
Mittags zu Haus: Waffe her, Brille auf, Schraubenzieher raus, stelle Abzug ein. Eingriff gelassen, Kraft runter bis keine Funktion mehr, dann eine ganze Drehung Spannung auf die Feder. So löst der Kombiabzug als Flintenabzug von fast der gleichen geringen Kraft, wie der bescheuerte frz. Rückstecher aus, aber bei wesentlich besserer Fingerhaltung und vor allem schneller, viel schneller. Dann über ich trocken ohne Patrone freihändig mit der offen Visierung zu zielen und abzuziehen. Das geht doch. Dan übe ich weiter mit dem 6x42-4 Zeiß-Zielfernrohr auf der Suhler Einhackmontage und bin auch zufrieden. eigentlich müßte ich mit diesem Gewehr doch treffen können.
Schaf, Gemsbock (Oryx), Kudu, Bratwurst, deutscher Kartoffelsalat und Tafel Lagerbier munden und tun gut! Anschließend schaue ich mir im Wohnzimmer 15 Minuten Formel 1 Rennen an, finde es langweilig und legen mich ebenfalls im Garten auf die Matte. Auch der aus dem Garten frisch gepreßte Apfelsinesaft mundet hervorragend!
Apfelsinen für den Mund
Hybiskus für das Auge
Der „böse“ Burebull will immer wieder meine Füße lecken und dann für sich selbst Liebe abgreifen = freundlich aber lästig! Wir verdösen die warme Mittagszeit. Dann folgt Fahrstunde.
Der Bauer meint, auf einem Traktor seien Vierradfahrzeuge leichter zu erlernen, weil zur Lenkradrehung die Vorderräder gesehen würden. Ich glaube, da hat er recht. Kind und Bauer gehen zum Traktor
Fahrstunde, diesmal mit Anhänger und Wenden
Später sehen wir das Kind stolz auf der Maschine die Straße längs fahren. Na prima, klappt doch! Der Lehrer lobt sei Schülerin als sinnig und gelehrig.
Lutz Möller Juli 2005,
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♥Afrika ♥